Sparkassen-Chef Reinhard Faulstich drückt den Knopf für den Ruhestand. Ende November ist für den 63-Jährigen Schluss nach über 45 Jahren bei der Sparkasse. - Fotos: Hans-Hubertus Braune

BAD HERSFELD Seit 2010 Vorstandschef

Nach mehr als 45 Jahren bei der Sparkasse sagt Reinhard Faulstich "Adieu"

10.11.24 - Nach über vier Jahrzehnten verlässt eine Institution, die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg. Mit Reinhard Faulstich geht der Vorstandsvorsitzende Ende November in den Ruhestand. Damit endet eine Ära beim regionalen Kreditinstitut. Seit 2002 war der 63-Jährige im Vorstand aktiv und seit über 14 Jahren war Faulstich der Vorsitzende des Vorstands. In seinen 45 Berufsjahren hat sich dabei einiges verändert, wie er im großen OSTHESSEN|NEWS-Abschlussinterview zu Protokoll gab.

Gemeinsam mit OSTHESSEN|NEWS-Redakteur Kevin Kunze blickte er im Sparkassen-Museum ...

OSTHESSEN|NEWS-Redakteur Kevin Kunze

"Jeder Abschnitt in den vergangenen Jahrzehnten hatte ganz besondere Dinge. Da lassen sich schwierig einzelne Dinge herausgreifen. Ganz generell hat sich die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg extrem geändert. Während wir zu meinen Anfangszeiten an über 130 Orten im Landkreis vertreten waren, heute haben wir 32 Geschäftsstellen. Es hat ein enormer Wandel stattgefunden und ich bin froh, dass ich diesen mitgestalten durfte", blickt Faulstich auf seine Berufslaufbahn zurück.

Wendezeit ist besonders im Gedächtnis geblieben

Besonders eindrücklich erinnert sich der 63-Jährige allerdings an die Wendezeit während seines Studiums in Bonn und der gleichzeitigen Tätigkeit in der Region: "Für die Sparkasse war das eine tolle Zeit. In diesen Jahren sind wir um zehn bis 15 Prozent gewachsen, auch in personeller Hinsicht - es war eine Zeit des Aufschwungs." Dabei habe er als Verantwortlicher im Kreditbereich einige "Träume" erfüllen können: "Egal, ob es die Finanzierung für die Gründung eines Unternehmens oder der Hausbau einer Familie gewesen ist. Das hat mich persönlich nachhaltig geprägt", ergänzt der scheidende Vorstandsvorsitzende weiter. Dabei ist der Friedewälder seiner Heimat immer treu geblieben.

Im Gespräch ist keine Spur von Wehmut zu spüren, viel mehr brennt Faulstich noch für seinen Job. Dennoch ist es für ihn der genau richtige Zeitpunkt, abzutreten: "Die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg ist gut aufgestellt - mit Ingo Lange und André Kipp wurden gute Nachfolger gefunden. Außerdem wäre nach aktuellem Sparkassen-Recht mit 65 Jahren ohnehin Schluss gewesen. Ich bin ein Mensch, der Projekte gerne vom Start bis zum Ende begleitet. In der schnelllebigen Zeit erfordern Entscheidungen keinen Aufschub - man sieht, wohin das führt beim Blick ins politische Berlin - deshalb ist es genau der richtige Zeitpunkt, den Staffelstab weiterzugeben."

"Es ist keine Einzelleistung"

"Es war nie eine Einzelleistung, das darf man nicht vergessen. Die Stabilität unseres Kredithauses habe ich vor allem unseren über 350 Mitarbeitern zu verdanken, die täglich einen hervorragenden Job machen", ergänzt Faulstich im O|N-Gespräch. Zwar gehöre die Bank mit ihren Geschäftszahlen eher zu den kleineren Bankinstituten der Sparkassen in Deutschland, allerdings stellt der Sparkassen-Chef heraus: "Größe alleine ist kein Indiz für Wirtschaftlichkeit. Unser Auftrag ist seit knapp 200 Jahren, dass wir den Menschen eine gute finanzielle Teilhabe und Erreichbarkeit bieten und dabei auf wirtschaftlich soliden Beinen stehen."

Für die Zukunft sieht Faulstich die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg gerüstet, ohne dabei zu verhehlen, dass es enorme Herausforderungen geben wird: "Es gibt eine solide und robuste Struktur, exemplarisch sind dafür die vergangenen zehn erfolgreichen Jahre während der Niedrigzinspolitik. Allerdings ist die wirtschaftliche Situation derzeit stark angespannt - diese Probleme gab es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder und dort waren sie weitaus schlimmer, weshalb mir nicht Angst und Bange wird. Trotzdem muss es jetzt wichtige Signale für die Wirtschaft und die Menschen geben."

Reisen und mehr Zeit für die Familie im Fokus - ohne Bankwirtschaft geht es dennoch nicht

"Ich habe bisher wenig Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, was mich im Ruhestand erwarten wird. Allerdings will ich mehr Zeit mit meiner Familie und Freunden und insbesondere mit meiner Frau verbringen. Ich reise gerne und besuche kulturelle Veranstaltungen, dafür werde ich mich noch intensiver begeistern. Mein Interesse für Bankwirtschaft ist aber weiterhin vorhanden, weshalb ich mir vorstellen kann, mich an der Universität nochmal für eine Gasthörerschaft einzuschreiben", blickt Faulstich voraus. Dem Landkreis kehrt der 63-Jährige nicht den Rücken, sein Lebensmittelpunkt ist und bleibt in der Dreienberggemeinde Friedewald.

Die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg verliert mit Reinhard Faulstich einen ausgewiesenen Finanzfachmann, der stets über den Tellerrand blickte und sich für die Region einsetzte. Es gibt große Fußstapfen zu füllen. OSTHESSEN|NEWS wünscht Reinhard Faulstich persönlich alles Gute, Gesundheit und Freude für den Ruhestand. (Kevin Kunze)+++


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