Krise in der Camper-Branche? Bei Günther Caravaning ist man unbesorgt
28.11.24 - Der Automobilbranche geht es schlecht. Auch die Camperbranche muss Verluste in Kauf nehmen. Erst kürzlich machten Turbulenzen bei Knaus-Tabbert Schlagzeilen: Produktionsstopp, Kurzarbeit und Kursrutsch der Aktie als Folgen von Überproduktion und schwacher Nachfrage. Günther Caravaning mit Sitz in Eichenzell (Landkreis Fulda) ist Vertragshändler von Knaus-Tabbert. Wie erleben sie die Marktlage?
"Der Absatz ist schon wieder besser als im Vorjahr, aber noch weit vom Corona-Hoch entfernt", berichtet Johannes Günther, Chef von Günther Caravaning, im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Sein ganzer Hof sei "rappelvoll". Das liege aber nicht nur an der fehlenden Abnahme, sondern auch an einer traurigen, aber für Günther günstigen Marktlage. "Einige andere Händler sind pleite gegangen, deren Fahrzeuge haben wir günstig übernommen und können die jetzt als echte Schnapper anbieten".
Der Markt normalisiert sich: Mehr Beratung, weniger Schnellschüsse
Und auch bei den Kunden beobachtet der Händler einen Trend. "Während Corona haben die Leute einfach gekauft, was gerade auf dem Hof stand. Jetzt normalisiert sich das wieder und die Leute lassen sich ausführlich beraten, geben Bestellungen auf und überlegen wieder länger", so Günther. Das sei auch bedingt durch das jetzt wieder zunehmende Angebot, die wieder vorhandene Vielzahl an Optionen.
Zurück zu den Schlagzeilen - wie erlebt der Händler den Produktionsstopp. Besteht Grund zur Sorge? "Immer wieder melden sich jetzt Kunden bei uns, die Bestellungen aufgegeben haben, ob ihre Fahrzeuge jetzt nicht mehr lieferbar sind. Wir können fest zusagen: Zum Saisonstart können wir liefern", verspricht Günther. Für einige Fahrzeuge sei der Bau noch in diesem Jahr angesetzt gewesen, jetzt sei das Frühjahr angepeilt. "Kein Grund zur Sorge also."
Produktionsstopp ist Nachwehe der Pandemie
Der Produktionsstopp und die Kurzarbeit seien erwartbare Konsequenzen. "Während der Pandemie haben die Hersteller versucht, dem Ansturm möglichst gerecht zu werden. Jetzt stehen diese Überschussfahrzeuge auf den Höfen der Händler und müssen erstmal verkauft werden. Weiter die gleichen Mengen zu produzieren wäre wirtschaftlich nicht tragbar", erklärt Günther und fügt hinzu: "Wenn dieser Knoten sich wieder auflöst, sollte auch bei Knaus-Tabbert alles gut werden".
Ob eine Insolvenz verbunden mit einer Schließung von Knaus-Tabbert zu befürchten sei? "Da sehen wir überhaupt keine Anhaltspunkte. Durch die letzten Jahre hat der Konzern sich sehr gefestigt. Wir haben sehr gute Kontakte zum Vorstand, immerhin arbeiten wir seit über 30 Jahren zusammen", antwortet Günther. Das treffe auch auf die neue Unternehmensführung zu.
Und selbst wenn Knaus-Tabbert wieder aller Erwartungen schließen müsse, sei bei Günther Caravaning alles in Ordnung. "Wir sind selbstständiger Händler und können uns auch neue Partner suchen. Unser Geschäft läuft nach wie vor gut. Wir sind zufrieden", schließt Günther. (Moritz Bindewald) +++