Schreinermeister Jürgen Kimpel (rechts) und sein Team vom antonius GestaltenWerk fertigen individuelle Holzkästen für diverse Produkte. - Foto: Steffen Waßmann

FULDA Scharfes Werkzeug gut aufgehoben

Die antonius Schreinerei fertigt Holzkästen für Bohr- und Schneidwerkzeuge

27.11.24 - Monotonie Fehlanzeige: Die Schreinerei des inklusiven Netzwerks antonius in Fulda ist zwar offiziell eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Dauerhaft stupide Arbeiten wie Schrauben zählen oder Steckdosen zusammenbauen sucht man allerdings vergeblich. Das Team produziert unter anderem hochwertige Holzkästen für Werkzeughersteller in ganz Europa.

Der Stolz steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Mit Freude zeigen die Mitarbeitenden mit und ohne Behinderung vom sogenannten "GestaltenWerk" – das sind die Handwerksbetriebe der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch in Fulda – ihre handgefertigten Werkzeugkästen aus Buchenholz.

Mit den Werkzeugkästen lässt sich scharfes Werkzeug wie Bohr- und Schneidwerkzeuge ...Foto: Völkel GmbH

Individuelle Holzkästen auch mit Firmen-Branding möglich

Werkzeughersteller und -händler lassen die Kästen hier herstellen, um scharfes Werkzeug wie Gewindebohrer oder Schneideisen sicher und nachhaltig für den Transport oder die Lagerung aufzubewahren. Die Vorteile: Die Werkzeuge sind gut geschützt und werden nicht stumpf, die kunststofffreien Inlays fransen nicht aus und die Kästen sind ausgesprochen langlebig – auch durch die traditionelle Verarbeitung, etwa mit Fingerverzinkung. Zudem ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, Resthölzer werden zu Brennholz und anfallende Späne zu Briketts weiterverarbeitet.

Vielseitig einsetzbar – auch für andere Produkte

Das GestaltenWerk produziert die Werkzeugkästen individuell nach Kundenwunsch und in den verschiedensten Größen, vom kleinen bis zum großen Kasten. Dafür reichen die technischen Daten, die Anzahl und die gewünschte Anordnung der Werkzeuge aus. Auch Kästen mit Klappdeckel, mehrstöckigen Einlagen oder extrastarken Haltebügeln sind möglich. Besonders beliebt sind individualisierte Kästen, bei denen das Firmenlogo mit einem Laser eingebrannt wird.

"Unsere Holzkästen sind für Fräse- und Schneidewerkzeuge eine besonders wertige und zugleich funktionale Aufbewahrung", sagt Schreiner Jürgen Kimpel. "Die Kästen eignen sich aber auch für ganz andere Produkte, etwa hochwertige Uhren, Schmuck oder Messgeräte. Hier sind wir ganz flexibel und können individuelle Aufbewahrungen aus Holz anbieten."

Marek Saalfeld, Leiter des "GestaltenWerks" Archivfoto: O|N/ Maria Franco

Ein Nischenprodukt – mit positiver Wirkung für die Menschen

Marek Saalfeld, Leiter des GestaltenWerks, betont die soziale Komponente des Nischenprodukts: "Bei der Herstellung der Holzkästen können wir Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten und Talenten einen Arbeitsplatz ermöglichen, der Sinn macht und damit eine Lebensperspektive bietet. Jeder Kasten ist zwar ein Unikat, doch im Prinzip ähnelt sich die Produktion bei jedem Stück und es gibt viel Routine, meist sogar Folgeaufträge. So gelingt es uns auch, die großen Bestellmengen in der vorgegebenen Zeit und sogar mit Zeitdruck zu liefern – auch mit Menschen, die Unterstützung benötigen."

Für jeden der genau aufeinander abgestimmten Arbeitsschritte gibt es Mitarbeitende, die diese besonders gut erledigen können oder die genau für diese Tätigkeit geschult oder ausgebildet wurden – vom Zuschneiden des Materials über das Programmieren und Bedienen der CNC-Fräse, das Zusammenbauen der Kisten und das Schleifen mit der Breitbandschleifmaschine bis zum Lackieren. Auch viele administrative oder organisatorische Aufgaben wie die Auftragsplanung oder Materialbestellung werden inklusiv erledigt. Insgesamt sind 14 Mitarbeitende an der Produktion beteiligt.

Das antonius-Gelände in Fulda Archivfoto: O|N

Absolut auf Augenhöhe

"Das Besondere ist, dass bei der Herstellung der Holzkästen Schreinergesellen und Mitarbeitende mit Behinderung absolut auf Augenhöhe zusammenarbeiten", sagt Marek Saalfeld. "Es herrscht eine große menschliche Normalität im Team, und zugleich eine hohe betriebliche Normalität und Qualität. Durch das Produkt Werkzeugkasten konnten wir auch neue Maschinen, wie die CNC-Fräse, anschaffen und können unsere Kollegen nun an allen in einer Schreinerei üblichen Maschinen ausbilden. Damit kommen wir unserem Auftrag nach, dass die Menschen mit Behinderung eine wirtschaftlich verwertbare Arbeitsleistung erbringen oder ins Erwerbsleben eingegliedert werden können – später vielleicht auch in einem externen Betrieb." (ms/pm) +++


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