Kritik an Amazon-Führung: Weltweite Aktionen bündeln sich in der Schilde-Halle
27.11.24 - Der Kampf um die Geldbeutel der Kundschaft ist gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten noch intensiver. Der Handel versucht mit verschiedenen Aktionen, den Absatz zu forcieren. Sei einigen Jahren hat sich auch in Deutschland die Black Week etabliert, sie entstand aus dem einstigen Black Friday.
In den Vereinigten Staaten starten die Menschen einen Tag nach Thanksgiving am vierten Donnerstag im November ihre Weihnachtseinkäufe. Die Kassen sollen klingeln - natürlich auch bei den Online-Händlern. Der Onlineversandhändler Amazon nutzt diese Tage ebenfalls. Die Gewerkschaften wiederum wollen gerade in dieser umsatzstarken Phase auf die aus ihrer Sicht unzureichenden Arbeitsbedingungen hinweisen. Seit dem Jahr 2013 ruft die Gewerkschaft Verdi zu Streikaktionen an den Amazon-Standorten auf.
Bad Hersfeld gehört zu einem der ersten Logistikzentren des global agierenden Versandhändlers. "FRA1" nahe dem Standteil Eichhof wurde im Jahr 1999 eröffnet. Mit dem größeren "FRA3" gibt es einen zweiten Standort am Stadtrand. Und genau diese Kreisstadt im Landkreis Hersfeld-Rotenburg rückt am Freitag in den Mittelpunkt der weltweiten Streikaktionen. Rund 1.200 Amazon-Beschäftigte aus dem ganzen Bundesgebiet mit Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen aus den USA, Schweden, Großbritannien und Italien wollen sich laut der Gewerkschaft an zwei Demonstrationszügen und einer Kundgebung in der Schilde-Halle beteiligen, um gemeinsam auf die aus Sicht der Gewerkschaft unfairen Arbeitsbedingungen und die Tariflosigkeit beim Amazon-Konzern aufmerksam zu machen. Redner sind unter anderem Silke Zimmer, ver.di-Bundesvorstandsmitglied, und Christy Hoffmann, Generalsekretärin von UNI Global Union.
Im Vorfeld erklärten die Vertreter in einem Hintergrundgespräch, dass Amazon das Tarifgefüge in Deutschland schwäche und weiterhin nicht bereit sei, einen Tarifvertrag abzuschließen. Amazon sei als Hoffnungsträger gerade in den strukturschwachen Regionen angesehen worden, als sie die ersten Logistikzentren in Deutschland gebaut haben. Allerdings sei damit eine neue Arbeitskultur eingezogen, die Mitarbeiter stünden unter enormem Druck. Zudem stehe eine gute und gesunde Arbeit auf der Tagesordnung der Gewerkschaften. Zwar habe Amazon seine Strategie bei der Bezahlung geändert und zahle bundesweit mindestens 15 Euro/Stunde an Einstiegsgehalt. Allerdings herrschen in Dortmund zum Beispiel andere Bedingungen im Vergleich zum Standort Werne. Man habe sich dem Tarif des Einzelhandels angenähert und durchaus nachgelegt, so Zimmer. Was die Gewerkschaft als Erfolg ihrer jahrelangen Aktionen ansehen dürfte. Die Verweigerung eines Tarifes habe aber weiterhin Bestand.
Vernichtet KI Arbeitsplätze?
Viele Mitarbeiter bei Amazon beschäftigt aber auch die Zukunft. Die Gewerkschaftsvertreter erklärten, dass Amazon die Künstliche Intelligenz (KI) und die Digitalisierung dazu nutze, um Arbeitsplätze zu vernichten. Und nicht die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter verbessern. Der Umbau der Logistikzentren mit Robotik-Arbeitsplätzen sei ein großes Thema und verunsichere die Kollegen. Insgesamt würden die Beschäftigungszahlen an den Standorten abnehmen.Amazon hat dagegen vor wenigen Tagen einige Unternehmenszahlen speziell für Deutschland veröffentlicht: "Bisher haben wir in Deutschland zwischen 2010 und 2023 mehr als 77 Milliarden Euro investiert, einen steuerlichen Gesamtbeitrag von 5,2 Milliarden Euro geleistet und es kleinen und mittelständischen Unternehmen ermöglicht, indirekt weitere 170.000 Arbeitsplätze zu schaffen und rund 850 Organisationen mit Spenden unterstützt. Wir sind auf der Zielgeraden, bis Ende 2024 die Zahl von 40.000 Mitarbeiter:innen zu erreichen", schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. (Hans-Hubertus Braune) +++