Ob Hexenschuss oder nicht, gegen Twistetal zählen nur zwei Punkte: Felix Rehberg, Spielertrainer von Hünfelds Handballern - Fotos: Erik Spiegel

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch

Felix Rehberg, Hünfelder SV, Handball: Und dann ist die Hexe reingeschossen

30.11.24 - Felix Rehberg kommt gerade, als er zum OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch erscheint, aus der Physiopraxis. Genauer gesagt, aus Benjamin Dillenburgers guter Stube für Sportler, Physiotherapiehoch3. Der Spielertrainer der Handballer der Hünfelder SV, die in der Oberliga Nord beheimatet sind, sagt, er habe kurzfristig noch einen Termin bekommen. Über das, das HSV-Heimspiel am Samstagabend gegen die HSG Twistetal (18.30 Uhr, Kreissporthalle), Impulse des Hünfelder Handballs im Nachwuchsbereich, das Standing des Handballs in Osthessen und einiges mehr - dazu äußert sich Rehberg (31).

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte.

O|N: Du hast einen Hexenschuss. Wie ist das denn passiert?

Felix Rehberg: Bei Kniebeugen mit Gewichten im Fitnessstudio. Ich hab' mich halt ein bisschen verhoben. Und dann ist die Hexe reingeschossen.

O|N: Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Rehberg: In den Lendenwirbel-Bereich kam ein Stechen rein. Das hat ausgestrahlt ins rechte Bein. Ich war extrem zittrig. Und bin auch zusammengekracht. Und konnte mich nicht selbstständig auf den Beinen halten. Ich musste mich sammeln und irgendwie mit dem Auto nach Hause fahren.

O|N: Wie stehen denn deine Chancen, gegen Twistetal spielen zu können?

Rehberg: Das wird sich am Samstag vor dem Spiel entscheiden. Je nachdem, wie es sich anfühlt. Die Ärzte haben wir mir versichert, dass eigentlich nichts passieren kann, wenn ich drauf falle. Ich entscheide es wirklich spontan. Wenn es beim Warmmachen einigermaßen abläuft und sich positiv anfühlt, werde ich es versuchen. Wenn nicht, werde ich als Trainer auf der Bank Platz nehmen. In dieser Saison habe ich jedes Spiel mitgemacht, in allen acht.

O|N: Wie sieht denn der Kader des Hünfelder SV aus für das Spiel am Samstag gegen Twistetal?

Rehberg: Sehr übersichtlich. Es gibt einige Ausfälle: Felix Abad und Darius Schuch (beide gesundheitiche Probleme), Mergim Hyseni und Jannik Bachus (beide sind beruflich verhindert).

O|N: Es geht um Big Points für den Klassenerhalt. Die Situation hat sich nicht geändert, oder?

Rehberg: Nein. Wir wussten von Anfang an, dass es um den Klassenerhalt geht. Wir wollten mit 10 Punkten aus dem Jahr rausgehen, am 14. Dezember spielen wir ja noch zu Hause gegen das Schlusslicht Lohfelden/Vollmarshausen.

O|N: Zum Gegner. Was zeichnet denn Twistetal aus und was kommt auf euch zu?

Rehberg: Twistetal ist eine eingeschworene Truppe, die schon länger zusammenspielt, viele Tore wirft und technische Fehler bestraft. Sie spielt mit einer sehr offenen 3-2-1-Deckung. Sie ist sehr auf Ballgewinne aus. Sie kommt gern über ihr Konterspiel und die Erste Welle. Darin liegt aber auch unsere Chance. Twistetal steht sehr offen und spekuliert sehr viel. In Hünfeld fallen, fast schon traditionell, sehr viele Tore gegen Twistetal. Letztes Jahr haben wir 40:45 verloren.

O|N: Worin liegen denn die Stärken des HSV und wie wollte ihr den Gästen beikommen?

Rehberg: Unsere Stärken in den letzten ein, zwei Jahren liegen im klassischen 1 gegen 1 oder 2 gegen 2. Darin sind wir sehr gut, sehr stark individuell. Aktuell sind wir nicht so gut im gebundenen Spiel. Wir haben uns dahin entwickelt, dass wir durch und über die Mitte spielen - und es verpasst, die Außen einzubinden. Und jetzt kriegen wir den Ball da nicht hin. Wir haben aber sehr gute Außen. So war Alex Schott vor drei Jahren unser bester Torschütze. Er nimmt es mit Humor. Noch. Na klar macht sich bei ihm eine gewisse Frustration breit.

O|N: Diese Vorgehensweise, dieses Muster der Mannschaft ist aber nicht heute auf morgen abzustellen, oder?

Rehberg: Sicher nicht. Wir haben im Rückraum halt Spieler mit individueller Klasse, die diese Situation unbewusst ausreizen. Wir machen es uns aber in diesen Situationen oft selbst zu schwer. Aber vor allem im Abstiegskampf versucht man ja, sich auf Dinge zu fokussieren, die klappen.

O|N: An eurem Saisonziel, das du vor Beginn der Runde ausgegeben hattest, hat sich ja nichts geändert, oder?

Rehberg: Nein. Und wir haben ja jetzt noch zwei Duelle gegen direkte Konkurrenten. Das jetzt gegen Twistetal und am 14. Dezember gegen Lohfelden/Vollmarshausen - auch in Hünfeld.

O|N: Woran muss der HSV noch arbeiten? Worin muss er sich verbessern?

Rehberg: Auch die Außen einzubeziehen, das hatten wir ja schon. Wir fangen auch immer noch zu viele Tore. Traditionell fallen in der Hünfelder Kreissporthalle viele - wir werfen viele, wir kriegen viele. Wir müssen in der Abwehr an der Physis arbeiten. Uns fehlt teilweise körperliche Härte.

O|N: Was ist beim HSV in Sachen Handball wichtig für die Zukunft? In Ausrichtung und Perspektive?

Rehberg: Was sich schon getan hat, das sind wichtige Impulse in der Jugendarbeit. In den letzten vier oder fünf Jahren hatten wir ja kaum Nachwuchs nach oben gekriegt. Aber seitdem wir seit drei Jahren einen neuen Vorstand haben, hat der HSV viel gemacht. Vorab sollten wir den Vorstand nennen: Präsident und 1. Vorsitzender ist Konstantin Neuhann, auch Tim-Niklas Dörge und Christian Krätzig gehören dazu. Wir haben unsere Fühler ausgestreckt, um den Nachwuchs zu aktivieren. In der C-Jugend und drunter haben wir sehr viele Kinder - und viele Mannschaften. Wir unterhalten eine Kooperation mit Hünfelder Schulen, an denen unsere Trainer eine Handball-AG leiten. Wir haben Flyer ausgelegt und Schnupperkurse angeboten, in denen unsere Jugendtrainer im regulären Sportunterricht eine Handball-Einheit durchführen. Das sind alles tolle Impulse.

O|N: Engagieren sich auch ehemalige Spieler?

Rehberg: Und ob. Norman Wild zum Beispiel, Christian Sauer, Tobias Abel, Fabian Sauer samt seiner Frau Charlotte, oder Christian Krätzig halt.

O|N: Und du selbst?

Rehberg: Ja, klar. Bevor ich vor zwei Jahren das Spielertrainer-Amt mit Fabian Sauer übernommen habe, war ich zwei Jahre Jugendtrainer - bei C- und B-Jugend.

O|N: Du hast einst bei Eintracht Baunatal in der 3. Liga gespielt. Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Rehberg: Ja, vier Jahre waren das, von 2016 bis 2020. Ich hab' extrem tolle Handball-Erlebnisse gehabt. Viele Spiele, von denen ich nie gedacht hätte, sie mal zu erleben. Und einen erweiterten Freundeskreis im Verein. Da wachsen Freundschaften.

O|N: Bauantal steht momentan nicht so gut da. Warum?

Rehberg: Die alten und erfahrenen Spieler haben halt aufgehört wie Felix Gessner, Phil Rebiger, Marvin Gabriel oder der Ex-Hersfelder Paul Gbur. Im Raum Kassel sind gute Spieler und Nachwuchsspieler sehr begehrt - und vor allem bei Melsungen oder Gensungen gefragt. Baunatal hat zuletzt - im Gegensatz zu Gelnhausen jetzt - keine guten mehr rausbekommen.

O|N: Was kann oder muss sich im Handball in Osthessen tun?

Rehberg: Es ist schon wieder ein bisschen Attraktivität zurückgekehrt. Dadurch, dass Hersfeld, Großenlüder und wir in einer Liga spielen - und es deshalb Derbys gibt. Der Höhepunkt regionalen Handballs war 2015, als Derbys 800 oder 1.000 Zuschauer anlockten und mobilisierten. Die Spiele gegen Großenlüder gehören aus Hünfelder Sicht zu den traditionsreichsten Derbys. Jetzt ist es übrigens unser erstes Spiel im neuen Jahr. Als die drei oben genannten Mannschaften nicht gegeneinander spielten, war die Euphorie doch etwas abgeflacht. Außerdem haben die Identifikationsfiguren aufgehört: Kai Hüter und Marco Kemmerzell in Hersfeld - Alexander Unglaube, Tobias Abel oder Thorsten Hinckel bei uns - in Großenlüder sind viele ja noch dabei. (wk)


Zur Person

FELIX REHBERG ist 31 Jahre jung, gebürtiger Hünfelder und seit acht Jahren liiert. Er ist Student und arbeitet nebenbei, wie er sagt. Felix arbeitet für einen Dienstleister der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung. und er ist auch Lehramtsstudent - in den Fächern Biologie und Sport. Er schreibt gerade an seiner Examensarbeit - im Handball. Und zwar über: das Beobachtungsverhalten der Spielfähigkeit von Jugendspielern - unterschieden zwischen Experten und Laien. Der genaue Titel der Arbeit steht noch nicht fest. +++



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