Ärztehaus "Adalbertstraße": Kein Hausarzt mehr in der Gemeinschaftspraxis
06.12.24 - Evriviadis Eklemes ist sichtlich verzweifelt. Zur Zeit liegt er nach einer Bandscheibenoperation im Krankenhaus, aber wer ihn ärztlich betreuen soll, wenn er nächste Woche entlassen wird, steht in den Sternen. "Ich bin ja sonst gesund und musste lange nicht zum Arzt - doch jetzt musste ich feststellen, dass mein bisheriger Hausarzt, Dr. Huber-Petersen schon seit längerem aus der Gemeinschaftspraxis ausgeschieden ist", klagt der 60-Jährige, der sich mit seinem Problem an OSTHESSEN|NEWS gewandt hat. Nicht nur er war bei dem Allgemeinmediziner in Behandlung, sondern auch seine Frau und seine drei erwachsenen Kinder. "Wohin sollen wir denn jetzt zum Arzt gehen? In der Gemeinschaftspraxis sind jetzt nur noch Fachärzte für Innere Medizin vertreten, aber kein Hausarzt mehr - das ist doch eine Katastrophe!"
Wie ihm geht es vielen Patienten in Fulda, denn immer mehr Hausarztpraxen geben auf - einerseits aus Altersgründen, denn viele Allgemeinmediziner gehen dieses Jahr oder demnächst in Ruhestand. Oder die Dauerbelastung von 12- bis 14-Stunden-Diensten, die gerade jetzt in der Erkältungs- und Impfzeit an der Tagesordnung sind, führt zum Wechsel oder sogar zur Berufsaufgabe.
Vergebliche Nachfolgersuche
Die Gemeinschaftspraxis in der Adalbertstraße, in der der Hausarzt bis Mitte des Jahres praktizierte, hat sein Ausscheiden auf ihrer Homepage kommuniziert: "Liebe Patientinnen und Patienten, mit großem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir mangels ärztlichen Personals den Hausarztbereich unserer Praxis zum Jahresende schließen müssen! Mit dem Weggang von Herrn Huber-Petersen Mitte des Jahres sowie Dr. Schleipens wohlverdienten Eintritt in den Ruhestand Ende Dezember 2024 ist eine Versorgungslücke aufgetreten, die wir unter den aktuellen Bedingungen im Gesundheitswesen nicht mehr schließen können. Trotz größter Bemühungen unsererseits ist es nicht möglich, Nachfolger für die ausscheidenden Ärzte zu finden. Diese Entwicklung schmerzt uns sehr, dennoch möchten wir um Ihr Verständnis für die anstehende Veränderung bitten", heißt es da. Nach Informationen unserer Redaktion ist Dr. Felix Huber-Petersen jetzt als Arzt im Schmerz- und Palliativzentrum Fulda tätig.Die fachinternistische Versorgung mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Diabetologie sowie Kardiologie werde in der Praxis im gewohnten Umfang durch Dres. Günther, Stienecker und Lutz an den Standorten Fulda und Gersfeld weiter stattfinden. Die Mitteilung schließt mit der Empfehlung: "Bitte kümmern Sie sich daher rechtzeitig um eine neue hausärztliche Versorgung ab Januar 2025!"
Doch das ist leichter gesagt, als getan. Denn Hausarztpraxen in der Stadt sind mittlerweile rar gesät. Das hat auch Evriviadis Eklemes schmerzhaft erfahren. "Ich habe überall angerufen und nur Absagen kassiert", berichtet er frustriert im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch. "Soll ich wegen eines Rezepts oder einer Krankschreibung jetzt jedes Mal zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst gehen?" So wie ihm geht es sicher auch den anderen 1.400 Patienten, die durch den Weggang des Allgemeinmediziners ihren Hausarzt verloren haben. "Ein krankes System kann den Kranken nicht helfen - da muss die Politik in Deutschland sich endlich drum kümmern und Abhilfe schaffen", meint er. (ci) +++