"Katholisches Pfarrhaus günstig abzugeben?" - Interessenten aus der Region
09.12.24 - Ein Schnäppchen ist die in Marbach zum Verkauf stehende Immobilie sicher nicht - das seit August 2023 leerstehende Pfarrhaus mit einer Wohn- und Nutzfläche von 260 Quadratmetern soll nach dem Willen des Verwaltungsrats der Kirchengemeinde für 380.000 Euro einen neuen Besitzer bekommen. Zum ehemaligen Jagdhaus im Ortskern gehört auch ein 700 Quadratmeter großes Grundstück. Der zweigeschossige Barockbau wurde um das Jahr 1730 erbaut und steht unter Denkmalschutz.
Schon seit mehr als einem Jahr hat die katholische Gemeinde keinen Pfarrer mehr und hat deshalb auch keine Verwendung für das Pfarrhaus. Der Verwaltungsleiter von St. Aegidius, Florian Kraus erklärte im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS auch die Option, das Gebäude zu vermieten, sei geprüft, aber dann als nicht wirtschaftlich verworfen worden. Deshalb habe man sich jetzt für den Verkauf des Barockbaus entschieden und prüfe derzeit die eingegangenen Angebote, nachdem die Fuldaer Zeitung über die Verkaufsoption berichtet hatte. "Wir wollten das Gebäude nicht auf einem Immobilienportal anbieten und uns auch das Geld für Anzeigen in der Lokalzeitung sparen. Deshalb waren wir froh über die Resonanz auf den Artikel, denn wir bevorzugen einen Käufer aus der Region, der auch den kulturellen Wert des Hauses zu schätzen weiß", sagt Florian Kraus.
Andere Pläne mit dem geschichtsträchtigen Bau hatte der Marbacher Gemeindevertreter Dr. Norbert Höhl vom Bündnis C, der fürchtete, ein privater Käufer könne der kulturellen Bedeutung und dem kunsthistorischen Wert "dieses barocken Kleinods" nicht gerecht werden. Nach seinem Willen hätte die Gemeinde Petersberg das ehemalige Pfarrhaus als Veranstaltungsort und/oder Museum erwerben sollen - und das besonders in Hinblick auf die 800-Jahr-Feier, die Marbach in vier Jahren begehen kann. Einem entsprechenden Antrag Höhls hatten die Gemeindevertreter im Sommer auch mehrheitlich zugestimmt.
Doch der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde folgte diesem Votum nicht. "Vermietung und Immobilienverkauf gehört ja nicht zu den Kernaufgaben einer kirchlichen Gemeindeverwaltung", sagt Kraus. Mietinteressenten hätte es durchaus gegeben, auch solche, die das Gebäude einer sozialen oder karitativen Nutzung zuführen wollten. Doch die Erhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes koste viel Geld, über das die Gemeinde St. Aegidius angesichts stetig schrumpfender Mitgliederzahlen und dadurch sinkender Einnahmen einfach nicht verfüge. Man müsse sich auf das Aufrechterhalten des pastoralen Angebots konzentrieren, deshalb sei ja auch die Fusion mit der Kirchengemeinde St. Lioba beschlossen worden.
Laut Presssprecher der Gemeinde Petersberg, Sebastian Kircher ist die Kaufoption für die Gemeinde Petersberg mittlerweile vom Tisch. Zwar hätte es mehrere Gespräche zwischen Gemeinde und Kirche und auch Besichtigungstermine gegeben. Doch vor allem finanzielle Gründe hätten schließlich gegen den Erwerb gesprochen. Die Nutzfläche des Gebäudes sei für gemeindliche Zwecke ungeeignet und eine bauliche Anpassung aus Denkmalschutzgründen nicht möglich. Für Marbach ist es vor allem wichtig, dass jetzt ein Käufer den Zuschlag bekommt, der sich seiner Verantwortung für den Erhalt des kulturell bedeutsamen Baus ist. (ci)+++