150 Menschen im voll besetzten Großen Saal des Bonifatiushauses. - Fotos: Katholische Akademie Fulda

FULDA Mehr als 150 Teilnehmer

Medikation in der Pflege: Fachtagung im Bonifatiushaus gibt Orientierung

06.12.24 - Mehr als 150 Teilnehmer und vier hochkarätige Referenten nahmen am Mittwoch an der interdisziplinären Pflegefachtagung in der Katholischen Akademie des Bistums Fulda teil und beschäftigten sich mit den Herausforderungen der Medikation in der Pflege und ihren mitunter freiheitsentziehenden Folgen. Die Kooperationsveranstaltung zwischen der Akademie und dem Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege konnte die Brücke zwischen universitärer Forschung und Praxis schlagen sowie Handlungssicherheit in der Pflege vermitteln.

Von links: Prof. Dr. Dr. Volker Lipp, Bernhard Langner, Barbara Leydecker, Dr. Marco ...

Schon seit über zehn Jahren findet regelmäßig die Fachtagung Pflege als Kooperationsveranstaltung zwischen Akademie und Ministerium statt und ist der Aufgabe verpflichtet, für die Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen zu sensibilisieren. Dr. Marco Bonacker, Abteilungsleiter Bildung und Kultur im Bistum Fulda und Verantwortlicher für die Fachtagung seitens der Akademie, machte in seiner Begrüßung deutlich:

"In den letzten Jahren ist das Bewusstsein in Pflege und Betreuung im Hinblick auf die Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen stark angewachsen. Gleichwohl gibt es weiterhin Themenfelder in der Praxis, die sich stark freiheitseinschränkend auswirken und die häufig auch in verdeckter Form vorkommen. Insbesondere die Medikation in der Langzeitpflege steht dabei immer wieder im Fokus."

Große Anzahl an Anmeldungen

Die Vielzahl an Anmeldungen zu der aktuellen Fachtagung bestätigten seine Ausführungen. Es waren weit über 200 Anmeldungen eingegangen, die zeigen, dass die Thematik der Medikation in der Pflege mit ihren ganz unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Herausforderungen die Menschen in der Praxis bewegt. So wurde ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Thematik der Medikation als mögliche Form der Freiheitseinschränkung in Pflege und Betreuung gegeben und nach konkreten Schritten gefragt, wie dieser Situation begegnet werden kann.

Barbara Leydecker, die Vertreterin des Ministeriums, verwies in ihrem Grußwort zu Anfang auf die langjährige Kooperation mit der Akademie und zeigte sich zuversichtlich, dass gerade der interdisziplinäre Ansatz für Erkenntnisgewinn sorgen würde. Die Veranstaltung hat den Anspruch, Theorie und Praxis zu verbinden und so am Ende immer auch ganz konkrete Handlungsschritte und Handlungssicherheit in der Pflege zu vermitteln. Dies wurde durch die vier Beiträge hochkarätiger Experten erreicht:

Menschen auf Augenhöhe begegnen

In einem ersten Vortrag brachte Ingo Langner, Institutionsleiter und Pflegeexperte aus Berlin, seine pflegepraktische Perspektive in den Diskurs ein. In seinem Beitrag fokussierte er sich auf das Selbstverständnis der Pflege, die er immer als Beziehungsgeschehen deutete: "Pflege ist Beziehung und daher besonders betroffen von asymmetrischen Voraussetzungen, für die alle Verantwortlichen sensibilisiert sein müssen." Vor dem theoretischen Hintergrund der "totalen Institution" entwickelte Langner Kriterien der Vermeidung solcher Asymmetrien, um Menschen wirklich auf Augenhöhe zu begegnen. Nur so könne auch eine gelingende Medikation garantiert werden.

Dr. Armin Heils, Geriater und Neurologe am Herz Jesu-Krankenhaus in Fulda, warf einen dezidiert geriatrischen Blick auf die Thematik und verwies in seinen Ausführungen auf das kritische Potenzial der Pflege, die aus ihrer Expertise gemeinsam mit den Medizinern für eine Medikation sorgen könne, die dem Patienten wirklich nützt und ihn als autonomen Patienten ernst nimmt. Zudem verwies er auf die Problematik der Nebenwirkung und die Interaktion von verschiedenen Medikamenten und regte eine stete Prüfung der Medikationspläne insbesondere hochaltriger Patienten an.

Abschluss der Vorträge mit aktuellem Anlass

Prof. Dr. Sascha Köpke von der Universität Köln und führender Pflegewissenschaftler im Bereich der freiheitsentziehenden Maßnahmen stellte dann seine aktuellen Studienergebnisse zum Einsatz von Antipsychotika in der Langzeitpflege vor und war auch in der späteren Abschlussdiskussion im Fokus, wenn es um konkrete Umsetzungsfragen in der Pflege ging. Der Abschluss der Vorträge hätte nicht aktueller sein können.

Vor einer Woche entschied das Bundesverfassungsgericht zu Zwangsbehandlungen bzw. zur Zwangsmedikation außerhalb des Krankenhauses. Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Lipp, Medizinrechtler der Universität Göttingen vertrat dabei die Bundesregierung. Seine juristische Expertise brachte Prof. Lipp auch bei der Fuldaer Fachtagung ein, indem er die Rechtsentwicklung zu Zwangsmedikation bzw. Zwangsbehandlung aufzeigte und auch den Status quo gerade für alle Teilnehmer in der Pflegepraxis verdeutlichte. Damit trug er wesentlich zur Handlungssicherheit aller an Pflegeprozessen beteiligten Teilnehmer bei.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine rege Podiumsdiskussion, die den interdisziplinären, breiten Zugang zu der Thematik unterstreichen konnte und die besonders die Fragen, Anregungen und Perspektiven aller Teilnehmer miteinbeziehen konnte. (pm)+++


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