Für Gerhard Zeller ist Teilhabe keine Floskel, sondern gelebter Alltag
07.12.24 - Eine schöne Sache! Ehrenamtler Gerhard Zeller begleitet Menschen mit Behinderungen mit Herz und Humor. Er schenkt ihnen Zeit, schafft bleibende Erinnerungen und zeigt, wie bereichernd echte Begegnungen sein können, die in Beziehungen münden.
Mit seinen 64 Jahren bringt Gerhard Zeller nicht nur Lebenserfahrung, sondern vor allem Herz und Engagement bei der Bürgerstiftung antonius ein. Der ehemalige Verwaltungsbeamte, Wahlfranke und immer schon ehrenamtlich Engagierte verfolgt bei seiner Arbeit eine klare Philosophie: "Einem Menschen zu helfen, mag nicht die ganze Welt verändern, aber es kann die Welt für diesen Menschen verändern." Für ihn ist es die vollbrachte sinnvolle Tat, die zählt, und er hofft, dass gemeinsam Erlebtes positiv in Erinnerung bleibt und er für seine Freunde eine Bereicherung darstellt: "Für mich selbst gilt das für jede einzelne Begegnung."
"Was gibt es Aufregenderes als ein Martinshorn?"
Bei antonius begleitet er Menschen mit Behinderungen in ihrem Alltag und bemüht sich, ihnen etwas Farbe in den Tag zu bringen, zum Beispiel mit abwechslungsreichen Ausflügen und Erlebnissen - zum Beispiel dem Besuch der Feuerwache oder der Stadtpolizei. "Mal ehrlich, was gibt es Aufregenderes als ein Martinshorn? Da bin ich ganz bei meinen Freunden."Dazu zählen insbesondere Yannick, Glenn und Rita, die bei antonius leben und arbeiten. Besonders ans Herz gewachsen ist Zeller jedoch Aaron. Mit ihm hatte er auch sein bisher schönstes Erlebnis: "Er kam mir einmal trotz Orthesen laut schreiend vor Freude über meinen Besuch entgegengehumpelt und umarmte mich stürmisch. Sein Lachen ist Musik in meinen Ohren." Diese Begegnungen stehen für Zeller sinnbildlich für den wahren Reichtum seiner Arbeit: die Echtheit der Freude und die wertvollen, geteilten Momente.
Seine Bilder sind kleine Kunstwerke
Gerhard Zeller ist begeisterter Hobbyfotograf. Seine Bilder halten nicht nur schöne Augenblicke fest, sie sind kleine Kunstwerke, nicht selten mit hintergründiger Botschaft: ob Aaron nachdenklich im Kuhstall, Freunde im Rollstuhl, die ihren Kollegen von der Arbeit abholen oder als Team im Partnerlook - sie sollen zeigen, wie gleich wir uns alle sind. Jedes Foto erzählt eine Geschichte. Die schönsten Aufnahmen druckt er seinen Freunden vergrößert als kleine Erinnerung aus.Für Zeller ist Teilhabe keine Floskel, sondern hat oberste Priorität: "Ab in den Alltag, hin zu den Menschen, rein ins Leben" lautet seine Maxime, mit dem öffentlichen Bus, Zug oder privaten Auto. Gemeinsam besuchen sie Gottesdienste, Veranstaltungen, Vorträge, Geschäfte, Museen, Gaststätten, Cafés, den Zoo, Point Alpha - oder sie unterstützen lautstark die SG Barockstadt im heimischen Stadion: "Ich mache nur abwechslungsreiche Vorschläge, entschieden wird gemeinsam. Jeder Wunsch wird nach Möglichkeit erfüllt."
Wenig bis keine Berührungsängste
Als immer wieder schön bezeichnet es Zeller, dass es dabei wenig bis keine Berührungsängste gibt. Im Gegenteil. Ihn freut es, dass es "draußen" viele Menschen gibt, die nicht nur Ellenbogen haben, sondern "Herz zeigen, spontan innehalten und den Wissbegierigen von antonius beispielsweise ihre Arbeit vorstellen, ihnen mal eine Schutzweste anlegen, in einem Einsatzwagen Platz nehmen lassen, das Blaulicht einschalten".Der 64-Jährige sieht sich als Teil einer Gemeinschaft, die durch das Engagement vieler wächst. Ein schöneres Ehrenamt kann er sich nicht vorstellen und animiert zu ähnlichem: "Nicht ‚man‘ müsste, sondern ‚ich‘ will - das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen!" Seine Worte sind eine Einladung an jeden. Und was er bei antonius besonders schön findet, ist: "Man spürt das Willkommensein und erfährt jedwede Unterstützung. (js/pm)+++