Carsten Kulbe plant 36 Sozialwohnungen auf dem alten Postgelände
14.12.24 - Es soll das letzte große Projekt vor dem Ruhestand werden: Der Schlüchterner Architekt Carsten R. Kulbe plant mit seinem Unternehmen "buero kulbe" insgesamt 36 Sozialwohnungen auf dem Areal des alten Postgeländes mitten im Herzen der Bergwinkelstadt. Um das Vorhaben umsetzen zu können, fehlt noch die Zustimmung aus der Schlüchterner Politik.
"Wir brauchen unbedingt preisgünstiges Wohnen in Schlüchtern. Nur so können wir vielen Menschen und Familien soziale und gesellschaftliche Teilhabe überhaupt erst ermöglichen", sagt Carsten Kulbe. Der 66-jährige Architekt möchte deshalb auf dem Areal des "alten Postamts" an der Ecke Lotichiusstraße/Bahnhofstraße insgesamt 36 Wohnungen schaffen, nahezu alle barrierefrei, die Planmiete soll bei acht Euro pro Quadratmeter liegen. Das Gelände und die Gebäude befinden sich bereits in seinem Eigentum. Carsten Kulbe: "Es soll mein letztes Herzensprojekt werden, bevor ich in den Ruhestand eintrete."
Kulbe hatte sich schon früh auf die Fahnen geschrieben, preisgünstiges Wohnen zu ermöglichen. Bereits in den 90ern entwickelte er mit seinem "buero kulbe" gut 58 Sozialwohnungen in der Elmer Landstraße sowie der Fuldaer Straße in Schlüchtern, die er dann an verschiedene Privatinvestoren veräußerte. "Die Wohnungen laufen jetzt alle aus der Sozialbindung, sodass die Mieten erhöht werden könnten", unterstreicht Kulbe. Ob dies geschehe, sei nicht klar, was hingegen offenkundig ist, so der Schlüchterner Architekt: "Dass wir zwingend weiteren sozialen Wohnraum benötigen."
Das eigentliche Postgebäude an der Bahnhofstraße soll deshalb um zwei Geschosse sowie ein Staffelgeschoss aufgestockt werden. Und das ebenfalls auf dem Areal stehende Telekom-Gebäude, das an die Lotichiusstraße grenzt, soll ein zusätzliches Geschoss dazu bekommen. Das Postgebäude läge damit immer noch unter der Höhe des benachbarten Kultur- und Begegnungszentrums, das Telekom-Gebäude sowieso. Die bisherigen Mieter sollen allesamt drin bleiben, also die Post, die Telekom sowie die Schlüchterner Stadtentwicklungsgesellschaft, die dort die Not-Unterkunft für Geflüchtete eingerichtet hat.
Carsten Kulbe sowie Tochter und Architektin Katharina Jürgensen möchten dabei den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten. Das heißt: "Wir wollen möglichst alles von der bestehenden Substanz erhalten, lediglich den Dachstuhl entfernen und aufstocken", erläutert Katharina Jürgensen. Eine moderne Heizung sowie PV-Anlagen auf beiden Dächern seien ebenfalls vorgesehen.
Insgesamt geht es um ein Investment in Höhe von knapp acht Millionen Euro. Eine beachtliche Summe. Carsten Kulbe sagt: "Um preisgünstiges Wohnen überhaupt zu ermöglichen, sind wir deshalb auf Fördergelder angewiesen." Das Land Hessen stellt diese in Aussicht und vergibt vergünstigte Kredite für das Schaffen von sozialem Wohnraum – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Kommune, in der gebaut werden soll, das Projekt ebenfalls bezuschusst. Dieser Zuschuss kann ein verbilligter Kredit oder eine Bürgschaft sein. Der Antrag beim Land könne im Mai gestellt werden. Damit alles gelingt, müsse bis dahin das Projekt in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert und ein städtischer Zuschuss vom Magistrat bewilligt worden sein. Im Gegenzug steht der Stadt laut Förderrichtlinie dann sogar ein Belegungsrecht zu. Carsten Kulbe: "Ich wünsche mir sehr, dass die Verantwortlichen die Notwendigkeit erkennen und unser Vorhaben befürworten."
Unterstützung kommt jedenfalls schon einmal von Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller: "Es herrscht faktisch ein großer Mangel an sozialem Wohnraum. Deshalb planen wir mit der Stadtentwicklungsgesellschaft ja sogar ein eigenes Gebäude. Das allein reicht aber definitiv nicht aus. Deshalb begrüße ich das Ansinnen von Carsten Kulbe sehr und werde bei den Stadtverordneten und im Magistrat stark dafür werben. Ein solches Projekt hat aus meiner Sicht uneingeschränkten Zuspruch verdient, denn es kommt den Schlüchternerinnen und Schlüchternern zugute." (nia/pm) +++