"Was hat wirklich Macht in meinem Leben? Wovor und vor wem gehe ich in die Knie?" Diesen Fragen thematisierte Dekan Dr. Thorsten Waap in seiner Predigt an Heiligabend in der Christuskirche. - Fotos: Privat

FULDA "Die Liebe Gottes ist die größte Macht"

Weihnachtspredigt von Dekan Dr. Thorsten Waap in der Christuskirche

26.12.24 - "Was hat wirklich Macht in meinem Leben? Wovor und vor wem gehe ich in die Knie?" Diesen Fragen thematisierte Dekan Dr. Thorsten Waap in seiner Predigt an Heiligabend in der Fuldaer Christuskirche. Aktuelle Nachrichten machten den Menschen Angst. "Wir gehen in die Knie vor Angst, vor Sorge: die Nachrichten, die in unser Leben, in unsere Wohnzimmer und Gedanken fluten und uns niederdrücken, uns mitreißen, uns in die Knie zwingen." Die Tat von Magdeburg habe kurz vor Weihnachten gezeigt, wie verletzlich das Leben sein könne.

Die Predigt führte weiter zu der Frage, vor welchen Mächten und Ängsten wir im Alltag in die Knie gehen. Die weltpolitischen Krisen, die Nachrichten von Kriegen, Umweltkatastrophen und gesellschaftlicher Unruhe stellen uns vor die Frage nach der wahren Quelle unserer Hoffnung und unseres Glaubens. Auch Krankheit und Einsamkeit können Menschen in die Knie zwingen. Der Individualismus werde schnell zum Zwang, alles allein schaffen zu müssen. Dies führe gerade bei der jungen Generation oft zu psychischen Problemen.

Der Dekan erzählte von einer bewegenden Begebenheit, die er kürzlich am Frankfurter Flughafen erlebt habe: Ein großer, kräftiger Mann, der auf die Ankunft seiner Familie wartete, fiel bei der Begrüßung vor seinem kleinen Enkelkind auf die Knie. Dieser Moment, so Waap, habe ihn an die Weihnachtsgeschichte erinnert, in der auch die Hirten, die Weisen aus dem Morgenland und die Engel in Ehrfurcht vor einem neugeborenen Kind niederknieten. "Es ist die Kraft eines Kindergesichts, die uns auf die Knie zwingt und anbeten lässt", so Waap.

Weihnachten als Einladung zur Liebe

In der festlich geschmückten Christuskirche sprach der Dekan über die wahre Bedeutung von Weihnachten und die Kraft der Liebe, die Menschen miteinander verbindet. Gott sei an Weihnachten zu uns gekommen, klein und scheinbar machtlos, als das Kind in der Krippe. "Weihnachten bedeutet, alles da sein zu lassen, wie es ist – unsere Ängste, unsere Sorgen und unsere Erschöpfung – und in diesem Moment auf die Knie zu gehen. Nicht aus Zwang, sondern freiwillig, um der größten Macht der Welt zu begegnen: der Liebe Gottes", sagte der Dekan weiter. Er ermutigte die Gemeinde, sich dem Frieden und der Liebe zu öffnen, die in der Geburt Jesu Christi gegenwärtig sind.

Die Liebe wird immer siegen, auch in den dunkelsten Zeiten

Waap erzählte von einem bewegenden Ereignis aus dem Zweiten Weltkrieg, in dem zwei verfeindete Soldaten gemeinsam einer Mutter mit ihrem neugeborenen Kind halfen. "Mit gestreckten Waffen und verflogener Angst knieten sie gemeinsam in einem heiligen Moment der Liebe", sagte der Pfarrer und verband diese Geschichte mit der wahren Bedeutung von Weihnachten: Die Liebe wird immer siegen, auch in den dunkelsten Zeiten. Am Ende seiner Predigt wandte sich der Dekan mit deutlichen Worten an die Mächtigen dieser Welt: "Hört das heute, ihr Mächtigen, Putins und Ajatollahs, Präsidenten und Diktatoren, ihr dunklen Mächte, die ihr die Welt in die Angst und die Verzweiflung treibt. Die Liebe wird siegen."

Der Dekan, der auch Liedermacher ist, griff zur Gitarre und trug das Lied "Gloria" vor, das er selbst geschrieben hatte. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst außerdem vom Saxophonquartett "Sax & more", das den Weihnachtsgottesdienst mit warmen, klangvollen Melodien untermalte. (js/pm)+++


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