Chanukka-Feier in der Jüdischen Gemeinde in Fulda
30.12.24 - In diesem Jahr fallen das jüdische Lichterfest Chanukka und das christliche Weihnachten zusammen. In den letzten 100 Jahren kam das nur vier Mal vor, und erst im Jahr 2035 wird es wieder so weit sein. Chanukka 2024 beginnt nach dem jüdischen Kalender am Vorabend des 25. Kislev, in diesem Jahr also am Abend des 25. Dezember, und endet am 02. Januar. Deshalb hatte die Jüdische Gemeinde sich entschieden, die traditionelle Einladung zum Lichterfest nicht mit dem Entzünden der ersten, sondern der fünften Kerze zu feiern.
Trotz der Kälte hatten sich viele eingefunden, um gemeinsam das Licht, die Hoffnung und die Freude zu feiern. Roman Melamed, der Vorbeter der Jüdischen Gemeinde, umriss kurz die Hintergründe dieses Festes: Im Jahr 167 v. Chr. war es den Juden unter Führung von Judas Makkabäus gelungen, die griechische Fremdherrschaft abzuschütteln, einen unabhängigen jüdischen Staat zu errichten und den Tempel wieder einzuweihen. Und genau das heißt Chanukka: Fest der Tempelweihe. "Die Juden waren eigentlich das unterlegene Heer, aber sie haben den Sieg davongetragen", so Roman Melamed. Vielleicht war die Freude auch deshalb besonders groß. Beim Entzünden der Kerzen an der Chanukkia rezitierte Roman Melamed die Segenssprüche zu Chanukka. Gemeinsam sangen alle "Hava narima", die Melodie stammt aus Händels Oratorium "Judas Maccabäus". Der Chorsatz "See, the con’quering hero comes" entwickelte sich mit dem 1820 von Friedrich Heinrich Ranke geschriebenen Text "Tochter Zion, freue Dich" schnell zu einem Weihnachts- und Klassik-Hit, ist aber eben auch ein Chanukka-Lied.
Der Kälte trotzte es sich mit gewürztem heißem Wein und Saft besser, und auch den leckeren Sufganiot ("Kräppel) wurde gut zugesprochen. Warum Kräppel? Kein Essen ohne Symbolik: Nach dem Sieg sollte zur Einweihung des Tempels die Menora entzündet werden, aber es fand sich nur noch ein Krug mit koscherem Öl. Das reichte gerade für einen Tag. Das Wunder von Chanukka war aber, dass dieses Öl für acht Tage reichte, so lange, bis wieder reines, koscheres Öl hatte hergestellt werden können. Deshalb spielt in Öl Gebackenes an Chanukka eine so große Rolle.
Vielleicht war nicht allen klar, warum es auch Geld gab (aus Schokolade). Es ist guter Brauch, dass Kinder an Chanukka Münzen erhalten, das sog. "Chanukka-Gelt" ("Gelt" ist jiddisch für Geld). Woher genau der Brauch stammt, weiß man nicht, allerdings gaben Eltern ihren Kindern schon im 17. Jahrhundert Münzen mit, die sie an ihre Lehrer verteilen sollten. In den 1920er Jahren kam dann die schokoladigen Chanukka-Münzen auf. Warum Geld? Einerseits sollen Kinder schon früh lernen, Wohltätigkeit auszuüben, andererseits macht Geld unabhängig. Und – wie von Roman Melamed zu Beginn der Feier betont – feiert man an Chanukka, dass die Juden sich von einem Unterdrückungs-Regime befreiten.
Die kleine Feier im Hof der Jüdischen Gemeinde endete mit guten Gesprächen, Umarmungen, Segenswünschen zum neuen Jahr und "Toda raba", dem Dank an alle, die diese Feier ermöglicht hatten. (pm) +++