Einsamkeit wird in Deutschland zu einem immer größeren Problem
01.01.25 - Einsamkeit entwickelt sich in Deutschland zunehmend zu einer Volkskrankheit. Dabei ist Einsamkeit schon seit längerer Zeit nicht mehr nur das Problem einzelner Personen, sondern stellt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung gaben im Jahr 2013 14,5 Prozent der Menschen an, einsam zu sein.
Ende 2022 waren es bereits 36,4 Prozent.17 Prozent der Menschen sagten 2022 sogar, dass sie sich häufig einsam fühlten. Betrachtet man ähnliche Studien, zeigt sich: Die Tendenz ist steigend. Ein weiterer erschreckender Fakt ist, dass Einsamkeit mittlerweile alle Altersgruppen betrifft und somit auch immer mehr jüngere Menschen. Ähnliche Entwicklungen beobachten Länder wie Großbritannien und Japan bereits seit einigen Jahren.
Gesundheitliche Folgen von Einsamkeit können enorm sein
Einsamkeit ist nicht nur für die betroffenen Personen äußerst belastend, sondern kann auch körperliche und psychische Erkrankungen verursachen. Chronische Einsamkeit erzeugt Stress, der das körpereigene Stresshormon Cortisol freisetzt. Dies führt zu einer Verschlechterung der Immunabwehr. Zusätzlich sorgt der Stress dafür, dass der Blutdruck steigt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zunimmt. Neben den körperlichen Beschwerden treten psychische Belastungen wie Schlafstörungen, Angststörungen und im schlimmsten Fall Depressionen auf. Besonders Depressionen führen häufig zu einem gesellschaftlichen Rückzug, der die Einsamkeit weiter verstärken kann. So entsteht ein Teufelskreis.Bekämpfung von Einsamkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Jeder Einzelne kann einen Beitrag dazu leisten, sich der Problematik Einsamkeit zu stellen. Auf individueller Ebene hilft es, Freundschaften zu pflegen und Kontakte zu anderen Menschen zu suchen. Besonders Berufstätige haben oft Schwierigkeiten, dies in ihren Alltag zu integrieren. Während in der Schule Gleichaltrige mit ähnlichen Interessen anzutreffen waren, begegnet man im Berufsleben Menschen unterschiedlichen Alters und in verschiedenen Lebensphasen. Dies kann es erschweren, neue Kontakte zu knüpfen. Daher ist es sinnvoll, bestehende Freundschaften zu stärken und neue Kontakte beispielsweise in Sportvereinen oder im Ehrenamt zu finden.Auf gesellschaftlicher Ebene sollte Einsamkeit enttabuisiert und aktiv thematisiert werden. Besonders für ältere und hilfsbedürftige Menschen müssen zukünftig Angebote geschaffen werden, die den sozialen Austausch fördern und eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Aktivitäten des täglichen Zusammenlebens sollten niedrigschwellig und kostengünstig angeboten werden. Dies kann durch öffentliche Begegnungsstätten, Nachbarschaftsprojekte und ähnliche Initiativen geschehen, die nachhaltig staatlich gefördert werden. Für Menschen, die bereits depressiv sind, sind niedrigschwellige Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge besonders wichtig, um erste Unterstützung zu erhalten.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat bereits eine Strategie entwickelt, die im Dezember 2023 von der Bundesregierung beschlossen wurde. Diese Strategie gegen Einsamkeit umfasst die Erforschung der Ursachen von Einsamkeit und effektive Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. Geplant sind unter anderem ein Einsamkeitsbarometer, des besonders vulnerable Gruppen beleuchten soll, sowie Maßnahmen zur Aufklärung und Wissensvermittlung. Bis Ende 2026 will die Initiative ein wirksames Instrumentarium zur Bekämpfung von Einsamkeit vorlegen. (ab) +++