Der marokkanische Lkw-Fahrer sitzt seit drei Wochen in seinem Fahrzeug fest - Fotos: Rene Kunze

EICHENZELL "Es ist unmenschlich"

Seit drei Wochen: Marokkanischer Lkw-Fahrer sitzt im Gewerbegebiet fest

04.01.25 - Es ist knapp unter null Grad, als wir in einem Gewerbegebiet in Eichenzell stehen. Es schneit leicht. Wir suchen einen Lkw-Fahrer, der dort schon seit drei Wochen in seinem Führerhaus sitzen soll. Mehr wissen wir erstmal noch nicht. Ganz hinten steht er schließlich, der Sattelzug aus Marokko.

Als wir näher kommen, lässt ein Mann die Fensterscheibe herunter. Es ist Mohammad. Er ist 34 Jahre alt und kommt aus Marokko. Wir verständigen uns mit Google Übersetzer. Deutsch-arabisch, arabisch-deutsch. So geht es hin und her. Mohammad erzählt uns seine Geschichte. Wie er in das Gewerbegebiet gekommen ist, warum er dort festsitzt und wie es ihm mit der Situation geht. Vorweg: Es ist unmenschlich.

Der 34-Jährige ist verheiratet. Zuhause, also über 3.000 Kilometer entfernt, wartet eine sieben Monate alte Tochter auf ihn, die ihren Vater seit Wochen nicht gesehen hat. Mohammad sagt zu OSTHESSEN|NEWS, man müsse eben "geduldig sein, um den Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen." Doch von vorne.

Seit einem Unfall sitzt er fest

Mohammad hatte einen Lkw-Auftrag von seiner marokkanischen Firma bekommen. In Kassel hatte er einen Unfall mit seinem Sattelzug. Die Weiterfahrt war nicht möglich, der Vorderreifen war geplatzt. Er suchte dort eine Werkstatt auf. Diese hatte jedoch keine Kapazitäten und musste den Lkw nach Fulda in eine Zweigstelle der Werkstatt bringen lassen. Dort wurde der Schaden bereits vor Weihnachten repariert.

Aber es gibt ein Problem: Zwar hat seine marokkanische Firma die Reparatur in Auftrag gegeben, bezahlen wollen sie allerdings nicht. Laut Mohammad wartet seine Firma wiederum auf deren Versicherungsgesellschaft. Heißt: Der Lkw inklusive Mohammad müssen in Eichenzell bleiben. Die Papiere des Sattelzuges wurden von der Werkstatt einbehalten, bis die marokkanische Firma die Rechnung bezahlt.

Mohammad wartet deshalb im Lkw - seit drei Wochen.

Und auch Weihnachten hat er in seinem Lkw im Gewerbegebiet verbracht. "Das sind die Arbeitsbedingungen, auf die man sich einstellen muss. Allerdings ist es sehr kalt hier in Deutschland und man kann kaum etwas unternehmen. Hier in der Gegend gibt es auch nichts zu tun", sagt Mohammad.

Hoffnung ist in Sicht

Mohammad ist machtlos. Und auch die Werkstatt kann nichts für ihn tun. Doch sie helfen ihm trotzdem so gut wie möglich. Mohammad kann dort duschen, sich aufwärmen und bekommt von den Mitarbeitern der Werkstatt sogar hin und wieder etwas zu essen. "Das Verhalten seiner Firma ist unmenschlich. Wir versorgen ihn aber bestmöglich", sagen die Mitarbeiter der Werkstatt zu O|N.

Laut Mohammad ist aber ein Ende in Sicht. Nächste Woche soll das Geld bezahlt werden. Er hofft, dass er dann endlich wieder zu seiner Familie kann. Nach Marokko. In seine Heimat, die wärmer ist, als das kalte Fulda. (Moritz Pappert) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön