Roderich Kiesewetter bei O|N: "Merz spricht vielen Menschen aus dem Herzen"
10.01.25 - Roderich Kiesewetter zählt zu den profiliertesten Außenpolitk-Experten der CDU. Im Redaktionsgespräch spricht er mit OSTHESSEN|NEWS über mögliche Koalitionspartner, das Ampel-Chaos, Trump und einen Medienskandal vor einigen Tagen.
Bevor es für Kiesewetter, der für den Wahlkreis Aalen-Heidenheim antritt, in die O|N-Zentrale nach Fulda-Neuenberg ging, zeigte ihm der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Brand einige geschichtsträchtige Orte der Barockstadt. So ging es für ihn in die Bonifatiusgruft und die Michaelskirche. Für Kiesewetter ein "emotionales" Erlebnis. Am Abend stand für beide Politiker das Blaulicht-Forum im Deutschen Feuerwehr-Museum auf der Agenda.
Die großen traditionsreichen Firmen der Domstadt wie Fulda Reifen, aber auch Mehler sind Kiesewetter ein Begriff. "Mehler haben doch Zelte gebaut. Ich habe ein Mehler-Zelt aus meiner Jugendzeit. Das funktioniert heute noch und ich habe sogar noch alle Heringe", sagt Kieswetter. Der CDU-Politiker und Außenexperte war erst vor wenigen Tagen mehrfach in den Medien. Es war ein Skandal. Kiesewetter hatte per Tweet behauptet, eine Kanzlerreise nach Moskau stehe bevor. Die Nachricht ist inzwischen wieder gelöscht. "CDU und SPD haben sich geeinigt, diesen Tweet zu löschen und das nicht weiter zu kommentieren. Deshalb kommentiere ich es auch nicht."
Optimismus für die Bundestagswahl
Für die anstehende Bundestagswahl am 23. Februar ist Kiesewetter, was seine Partei, die CDU angeht, optimistisch. "Wenn wir uns richtig anstrengen und so weitermachen wie bisher, wird es eine unionsgeführte Regierung geben. Aber dafür müssen wir uns weiter anstrengen. Die Leute wollen Klarheit und wissen, wie wir uns die Zukunft unseres Landes vorstellen", sagt Kiesewetter. Das Ziel sei es, so stark zu werden, dass man sich den Koalitionspartner aussuchen könne. "Wir haben eine Riesen-Herausforderung bis 2029, dass dieses Land wieder auf Kurs kommt. Wenn uns das nicht gelingt, haben wir ein paar Herausforderungen, wo uns Österreich heute zeigt, was passieren könnte. Das gilt es, zu verhindern."Über Koalitionen: "Wir sollten nichts ausschließen" Die CDU muss laut Kiesewetter so stark werden, dass man nur einen Koalitionspartner brauchen wird. "Da sollten wir niemanden ausschließen und wir sollten auch keine Zusagen machen. Da spreche ich von den staatstragenden Parteien. Die Gefahr, die ich sehe, ist, dass wir nicht nur mit der AfD über 20 Prozent sind, sondern wenn BSW und FDP nicht in den Bundestag kommen, dann haben wir unter sonstigen Parteien auch 20 Prozent. Dann sind 40 Prozent der Wählerschaft nicht weiter abgebildet."
Über die Stimmung der Union in Bezug auf die Grünen sagt er: "Ich bin da ganz bei Friedrich Merz. Wir sollten nichts ausschließen." Dabei mahnt er, dass man einen Machtkampf, wie er bei der Ampel herrschte, verhindern müsse. Die möglichen Koalitionspartner müssten Abstriche machen, um in die Regierung zu kommen. "Es hilft uns nichts, wenn wir eine Fortsetzung des Ampel-Chaos haben, wo jeder versucht, sein eigenes Konzept durchzusetzen. Jeder muss Prioritäten setzen. Jeder hat Kronjuwelen, aber jeder hat auch Juwelen, die man nicht als Kronjuwelen bezeichnen kann. Um die Juwelen in eine vernünftige Fassung zu bringen, braucht es Vertrauen, damit diese Juwelen auch glänzen."
Über die SPD in der Ampel und einer möglichen Koalition mit dieser sagt er: "Der Kanzler hat die Regierung nicht zusammenhalten können. Wollen wir mit einer Partei regieren, die nicht in der Lage war, zwei andere Parteien zusammenzubringen? Hat die SPD überhaupt die Disziplin als Junior-Partner in einer Koalition konstruktiv zu wirken? Deshalb sollten wir der Bevölkerung sagen, dass wir so stark werden müssen, dass ein möglicher Koalitionspartner bereit ist, Kompromisse zu machen."
Über die Grünen: "Sie sind in der Realpolitik angekommen"
Die Grünen kritisierte er dabei nicht ganz so scharf. Diese hätten in ihrer Sicherheitspolitik einen "anderen Spin", als die SPD, da sie sich von ihrer Russland-Nähe befreit hätten "und weil sie sich befreit haben von einem romantischen Pazifismus. Sie sind in der Realpolitik angekommen und haben den gravierenden Fehler gemacht, nicht ihre Wirtschaftsexperten in die Ministerien zu bringen, sondern Ideologen", sagt Kiesewetter weiter.
Zu Donald Trump und einer möglichen Zusammenarbeit mit ihm sagt er: "Es wird eine große Aufgabe des künftigen Bundeskanzlers, hoffentlich Friedrich Merz, werden, dass er den Amerikanern und Trump auf Augenhöhe klarmacht, dass wir aus Eigeninteresse mehr für unsere Sicherheit tun. Dass wir die Ukraine nicht aus Solidarität unterstützen, sondern aus Eigeninteresse."
Über Friedrich Merz: "Er spricht vielen Menschen aus dem Herzen" Merz habe die Gabe, unangenehme Dinge auf den Punkt zu bringen. "Die Zeiten von Ironie und seltsamen Verklausulierungen ist vorbei. Friedrich Merz spricht Klartext und deshalb vielen Menschen aus dem Herzen. Deshalb ist er derjenige, der die Union reformiert hat, der die Union wieder zusammengeführt hat und in der Lage ist, eine Regierung zu führen." (Moritz Pappert) +++