Der Angeklagte, sein Verteidiger Rudolf Karras und der Dolmetscher - Fotos: Henrik Schmitt

FULDA Prozessauftakt am Landgericht

78-jähriger Ex-Kleinbus-Fahrer soll Kind (9) über 1 Jahr lang missbraucht haben

29.01.25 - Wegen schwerem sexuellen Missbrauch in 33 Fällen steht seit Dienstag ein 78-jähriger Mann vor dem Landgericht Fulda. Der gravierende Vorwurf der Anklage: über ein Jahr lang soll er als Busfahrer ein damals neunjähriges Mädchen, die ihm als letzte Schülerin im Bus allein ausgeliefert war, missbraucht haben. Der Tatzeitraum lag zwischen März 2014 bis Juli 2015. Darüber hinaus soll der Angeklagte auf seinen Mobiltelefonen insgesamt ca. 150 kinderpornographische Dateien besessen haben.

Richter Joachim Becker und die Staatsanwältin

Rechtsanwalt Christian Celsen vertritt das Opfer

Erst Jahre später als 18-Jährige wagte das Opfer, sich jemandem zu offenbaren und seinen Peiniger schließlich anzuzeigen. Daraufhin wurde bei einer Hausdurchsuchung bei dem Mann das kinderpornografische Material sichergestellt. Schon 2023 stand der Rentner deshalb vor dem Landgericht, doch angesichts seines hohen Alters beantragte dessen Verteidiger, seine Schuldfähigkeit zu prüfen. Das entsprechende Gutachten erbrachte die Bestätigung, der Prozess wurde jetzt erneut eröffnet, allerdings mit der Einschränkung, dass pro Tag nicht mehr als drei Stunden verhandelt werden soll.

Der Angeklagte hatte zur Tatzeit Schüler mit einem Kleinbus zwischen einer Schule im Umkreis und Wohnort transportiert. Auf den Rückfahrten bog er regelmäßig in einen Feldweg ab, nötigte das Kind sich auszuziehen und verging sich an ihr. Sie habe nach eigener Aussage ängstlich und angewidert reagiert und wiederholte Male gesagt: "Ich möchte das nicht!". Auf seinem Handy zeigte er dem Mädchen auch Pornofilme. Der Missbrauch habe sich zwei- bis dreimal wöchentlich wiederholt - nur in wenigen Ausnahmen habe sie sich ihm entziehen können. Wegen Erektionsproblemen habe er eine Penispumpe benutzt, hatte das Opfer ausgesagt. Da auf einem der bei ihm sichergestellten Handys Aufnahmen von einem kindlichen Unterleib und daran manipulierenden Händen im Inneren des Kleinbusses zu sehen sind, hat sie diese Fotos offenbar während des Missbrauchs mit dem Handy des Täters gemacht. Darauf angesprochen hatte der Angeklagte geäußert, er wisse nicht, woher diese Bilder stammten. Die müsse das Mädchen aus dem Internet heruntergeladen haben.

Gutachter: "Reagierte unwillig auf Tatvorwürfe!"

Der psychiatrische Sachverständige Rolf Lutz Wagner aus Gießen hatte im Vorfeld zweimal mit dem Angeklagten gesprochen und berichtete zunächst über dessen Werdegang. Nach einer Kindheit in Anatolien hatte er eine Lehre als Herrenfriseur gemacht und mit 24 Jahren eine Krankenschwester geheiratet. Mit dieser war er 1973 nach Deutschland gekommen, war erst nach Ingolstadt, später nach Fulda gezogen und hatte als Schreiner gearbeitet. 1974 kam sein Sohn zur Welt. Mit ihm hatte er auch gemeinsam in einem Metallbetrieb gearbeitet, wo der Sohn eine Lehre machte. 2007 habe er nach einer Prostata-OP Erektionsstörungen gehabt und sich deswegen die Penispumpe angeschafft.

Auf den Vorhalt des Anklagevorwurfs des Gutachters habe er unwillig reagiert und behauptet, das Kind habe sich auf der Rückfahrt neben ihn gesetzt, kein Unterhemd und keinen Slip getragen und ihn gefragt, ob er Liebe mit ihr machen wolle. Die sexuellen Handlungen räumte er ein, das habe aber nur fünf- bis siebenmal stattgefunden. Er habe auf Nachfrage zugegeben, dass er wusste, dass das verboten ist, erklärte der Gutachter.

Sohn: "Er lebt in seiner eigenen Welt!"

Anschließend wurde der Sohn als Zeuge gehört. Der 50-Jährige wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern im selben Haus wie seine Eltern, habe aber seit er von den Missbrauchsvorwürfen wisse, keinen Kontakt mehr zu seinem Vater. "Nur wenn er Hilfe auf der Treppe braucht", räumte er ein. Seine Eltern hätten sich immer gestritten, solange er denken könne. "Mein Vater glaubt an Hexerei und Magie und unterstellt das meiner Mutter. Die beiden leben wir Fremde im selben Haus", berichtete er. Man könne nicht vernünftig mit ihm sprechen, er lebe in seiner eigenen Welt. "Er glaubt nur, was er selber denkt", sagte er aus.

Als Beispiel nannte er eine Episode aus der Firma, in der beide gearbeitet hatten. Sein Vater habe damals behauptet, er werde von Kolleginnen sexuell bedrängt. "Da habe ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn die Frau sogar vorgenommen und gesagt, sie solle meinen Vater in Ruhe lassen", berichtet der Sohn.

Am kommenden Freitag soll das Opfer als Nebenklägerin und Zeugin aussagen. Richter Joachim Becker kündigte bereits an, dass zu ihrem Schutz die Öffentlichkeit dann ausgeschlossen werde. (Carla Ihle-Becker)+++


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