Was erwartet uns 2025? Wird die deutsche Wirtschaft wieder auf die Beine kommen? Das diskutierten am Donnerstag Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft bei der Vorstellung des IHK-Konjunkturberichts in Fulda. - Archivbild: O|N / Marius Auth

REGION FD Die aktuelle Wirtschaftslage im Blick

Enorme Unsicherheit, Insolvenz-Kracher, solider Mittelstand

31.01.25 - Was erwartet uns 2025? Wird die Rezession ins dritte Jahr in Folge gehen? Kommt die Inflation wieder? Bekommt Deutschland eine stabile Bundesregierung mit einer berechenbaren Wirtschaftspolitik? Und vor allem: Wird die deutsche Wirtschaft wieder auf die Beine kommen? Das diskutierten am Donnerstag Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft bei der Vorstellung des IHK-Konjunkturberichts in Fulda.

Der IHK-Konjunkturbericht ist ein wichtiges Stimmungsbarometer der regionalen Wirtschaft. Bei zukunftsträchtigen Entscheidungen ist er sowohl Basis als auch Wegweiser. Über den aktuellen IHK-Konjunkturbericht haben wir hier bereits ausführlich berichtet.

Prognosen für die regionale und nationale Wirtschaft für das Jahr 2025 gaben etwa Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda; Torsten Kramm, Leiter des Firmenkundencenters der Sparkasse Fulda; Sebastian Emmert, Generalbevollmächtigter der VR Bank Fulda; Wolfram Busold, Geschäftsführer der Creditreform Kassel / Fulda und Prof. Dr. Tobias Knedlik, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft der Hochschule Fulda, Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Wirtschaft.

Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda. Archivbild: O|N / Marius Auth

Politik als größtes Risiko für die Wirtschaft

"Es ist keine gute Lage, die wir aktuell verzeichnen. Das höchste Risiko, aus Sicht der Unternehmer, sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen", erklärt Konow. Mit Blick auf den Exportmarkt erklärt er: "Sämtliche Parteien, die sich gegen Euro und EU aussprechen, handeln grob fahrlässig". Dieser Raum sei für heimische Unternehmen eines der wichtigsten Exportgebiete. Auf die kommende Wahl bezugnehmend appellierte Konow: "Die nächste Bundesregierung muss dringend eine Wachstumsagenda auf den Weg bringen. Es ist viel zu tun und es ist wichtig, dass jetzt schnell etwas passiert".

Torsten Kramm, Leiter des Firmenkundencenters der Sparkasse Fulda Archivbild: O|N / Marius Auth

"Es ist nicht damit zu rechnen, dass nach März alles gut wird"

"Die Gesamtstimmung ist unerfreulich und das ist wenig überraschend", findet auch Kramm. Der "große Strauß an Problemen in der Wirtschaft" sei im vergangenen Jahr nicht angegangen worden. "Wir als Banken schauen sehr aufmerksam auf die Investitionsbereitschaft und die hat deutlich abgenommen", konstatiert er und gibt zu bedenken: "Ehrlicherweise ist nicht damit zu rechnen, dass nach März alles gut wird". Zu den guten Nachrichten - "es gab wieder Reallohnsteigerungen zu verzeichnen, wenn auch geringe".

Sebastian Emmert, Generalbevollmächtigter der VR Bank Fulda. Archivbild: O|N / Marius Auth

Solider Mittelstand trägt die Region

Den Konjunkturbericht betrachtend sagt Emmert, man baue darauf, "dass sich die leicht positive Entwicklung der Zahlen fortsetzt". Das Wachstum sei zwar nicht vergleichbar zu den Vorjahren, "aber dennoch unter den Rahmenbedingungen zufriedenstellend. Wir können froh sein, weiterhin so einen soliden Mittelstand in der Region zu haben, der immer noch investiert". Mindestens im ersten Halbjahr werde aber wohl die Kreditnachfrage noch zurückhaltend sein.

Wolfram Busold, Geschäftsführer der Creditreform Kassel / Fulda Schlegel & Busold ...Archivbild: O|N / Carina Jirsch

Insolvenz-Hammer: "Welle hat die deutsche Wirtschaft erreicht"

Eine dramatische Kehrtwende im vergangenen Jahr hat Busold zu berichten. "Nachdem wir während der Pandemie sinkende Insolvenzen hatten, sehen wir jetzt eine Trendwende. Die Zahl der Insolvenzen ist um 24,3 Prozent gestiegen, das ist die höchste Steigerung seit 2002". Der Grund - zumindest in Teilen - "steigende Material- und Energiepreise, bei denen es nicht alle Unternehmen geschafft haben, diese auf die Kunden umzulegen". Busold konstatiert: "Die Insolvenz-Welle hat die deutsche Wirtschaft erreicht". Dennoch gelte es zu betonen, dass die Zahl der Insolvenzen noch weit hinter denen der Wirtschaftskrise (2008/2009) liegt und "Fulda ist stark und bisher gut durchgekommen".

Prof. Dr. Tobias Knedlik, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft der Hochschule Fulda, ...Archivbild: O|N / Carina Jirsch

Unsicherheit übersteigt andere Krisen deutlich

"Ein Weg aus der ewigen Stagnation ist nicht erkennbar", resümierte Knedlik. Auch für Deutschland sei das BIP-Wachstum weit unterdurchschnittlich. "Für 2026 sehen die meisten Institute eine Trendwende". Jetzt hoffe man auf den Konsum. "Dabei darf man nicht vergessen, dass die Reallöhne noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau liegen". Da setze er auf einen Wandel. Der aber aus seiner Sicht wichtigste Punkt: Die große Unsicherheit. "Diese sehr hohe Unsicherheit ist für Deutschland sehr untypisch und übersteigt deutlich andere Krisen", so Knedlik. Ein Scheitern der Ampel und eine Chance für eine nächste Regierung. (Moritz Bindewald) +++


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