

Ambulante Pflege hat ein Nachwuchsproblem: Keine Königslösung parat
03.02.25 - "Wer pflegt uns später einmal?", diese Frage stellen sich wohl die Menschen nicht jeden Tag. Doch ist die Zeit gekommen, dass Großeltern oder Eltern pflegebedürftig sind, fängt das Nachdenken über diese Frage an. Dabei gibt es aktuell einen großen Fachkräftemangel in diesem Bereich. Von dieser Situation ist auch die ambulante Pflege akut betroffen. OSTHESSEN|NEWS hat im Pflegezentrum der Diakonie in Rotenburg einen aktuellen Statusbericht erhalten.
"Es ist enorm schwer, junge Menschen für einen Job in der Pflege zu begeistern. Dabei haben sich die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Die Arbeitszeiten sind flexibler geworden und auch die Bezahlung ist nicht schlecht. Dennoch hatten wir in den vergangenen zwei Jahren keine Auszubildenden, in diesem Jahr sind wir wirklich froh, dass wir eine Auszubildende haben. Doch, das kann nicht die Zukunft sein?", fragt sich Pflegedienstleiterin Kristin Kirsch gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
Flexible Arbeitszeitmodelle sind möglich
Knapp 30 Personen arbeiten derzeit in der ambulanten Pflege der Diakonie in Rotenburg. Dabei läuft die Versorgung der Klienten von sechs Uhr morgens bis 20 Uhr abends. Es wird in zwei Schichten gearbeitet, ein Großteil des Personals arbeitet in einer 35-Stunden-Woche, dabei fallen monatlich allerdings bis zu zwei Wochenenddienste an: "Unsere Patienten müssen teilweise am Wochenende betreut werden. Allerdings sind die Arbeitstage dort nicht so lang, da nicht alle Klienten am Wochenende angefahren werden müssen", klärt Kirsch auf. Doch auch für andere Arbeitsmodelle zeige man sich offen, so die Pflegedienstleiterin des Tochterunternehmens des Rotenburger Kreiskrankenhauses weiter: "Wir haben sogenannte 'Mutti-Touren' und Mitarbeiter, die auch nur 15 -Stunden pro Woche arbeiten. Der Dienstplan kann den familiären Situationen angepasst werden."Insgesamt werden derzeit 235 Kunden in Rotenburg, Bebra und der Gemeinde Alheim betreut. Aufgrund des Personalmangels mussten Klienten auch schon abgesagt werden: "Es ist schon vorgekommen, dass wir den Menschen absagen mussten. Das können die Menschen im ersten Moment oftmals gar nicht verstehen und wissen dann nicht, was sie machen sollen", führt Kristin Kirsch aus.
Vielseitige Betreuung ist gegeben
Die Arbeit des ambulanten Pflegepersonals ist vielseitig. Die Klienten haben dabei eine sehr unterschiedliche Betreuung notwendig: "Teilweise müssen wir nur einige Wochen eine Person, beispielsweise nach einer Operation betreuen - einige Patienten sind dagegen schon seit mehreren Jahren bei uns. Auch der Umfang der Pflege ist unterschiedlich, teilweise sind wir bei manchen Personen dreimal am Tag und bei anderen nur einmal in der Woche. Es ist sehr flexibel", klärt die Pflegedienstleiterin auf.Was kann getan werden, dass sich wieder mehr junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern? Auf diese Frage hat Kristin Kirsch noch eine passende Antwort gefunden: "Viele Menschen haben ein falsches Bild von dem Beruf und sind daher vielleicht abgeschreckt. Gerade in der ambulanten Pflege sind die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung sehr gut. Zudem lässt sich der Job gut mit dem Familienleben vereinen, da man relativ flexibel arbeiten kann. Von den Grundvoraussetzungen sieht es nicht schlecht aus, allerdings muss noch viel Aufklärungsarbeit zum Arbeitsalltag geleistet werden, damit wir wieder mehr Personal bekommen." (Kevin Kunze)+++