

Handwerk und Kirche: Zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen
03.02.25 - Aktiv zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen - genau das wollen Kirchen und Handelskammern in Hessen. Dies stellten Spitzenvertreter von Kirchen und Handwerk bei einem freundschaftlichen und konstruktiven Austausch in Wiesbaden gemeinsam fest.
In zahlreichen Handwerksbetrieben würde Integration über Ausbildung und Beschäftigung konkret gelebt, betonte Frank Dittmar, Präsident der Handwerkskammer Kassel und der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern.
"Hier wird Gemeinsamkeit erlebbar"
Allerdings sei es für die Fortsetzung dieser Anstrengungen unerlässlich, dass die Bleibeperspektive von im Land ankommenden Menschen schnell geklärt sei. "Nichts ist frustrierender, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beispielsweise im zweiten Lehrjahr wieder zu verlieren, weil sie Deutschland verlassen müssen". Zu den exzellenten Integrationserfolgen trügen auch die beruflichen Bildungszentren in Hessen maßgeblich bei, deren Wiesbadener Standort die kirchlichen Gäste zuvor besichtigen konnten.Der Bischof von Fulda Michael Gerber hob die Bedeutung gemeinsamer Erfahrungen junger Menschen unterschiedlicher Herkunft in den verschiedenen Lebensbereichen hervor. Dazu trügen gemeinsame Erfolge im Zusammenhang der Arbeitswelt bei. Auch die kirchliche Arbeit eröffne hier Begegnungsräume, indem sie Erfahrungen von Internationalität aktiv ermögliche: "Die Weltjugendtage etwa sind einmalige Gelegenheiten für den Blick über den eigenen Tellerrand. Hier wird Gemeinsamkeit erlebbar."
Bei Herausforderungen ist die Hoffnung der Gesellschaft entscheidend
"Gemeinsam" bedeute aber gerade in Hessen auch, sich der großen Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse zwischen städtischen und ländlichen Lebensräumen bewusst zu sein. "Es gibt auch in unserem Bundesland immer mehr Menschen, die sich als Modernisierungsverlierer empfinden", meinte Prälat zur Nieden (Kassel). Gesellschaftlicher Zusammenhalt entstehe auch durch die bewusste Wahrnehmung des jeweils anderen Menschen. "Dafür bietet der Religionsunterricht gerade an beruflichen Schulen einen nicht leicht zu ersetzenden Rahmen", waren sich die stellvertretende Kirchenpräsidentin Scherf (Darmstadt) und Bischof Kohlgraf (Mainz) einig. Es sei wichtig, zu verstehen, warum ein ukrainischer Kollege am Beisammensein nach Feierabend nicht teilnehme. "Einfach weil es in der Ukraine eine strengere Trennung zwischen Beruflichem und Privatem gibt", ergänzte Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt. Stefan Füll, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, fügte hinzu: "Integration kann und soll ja nicht mit dem Feierabend aufhören." Allerdings, so bedauern alle Beteiligten, ist das Angebot von Religionsunterricht insbesondere an den Berufsschulen in Hessen nicht flächendeckend ausreichend. Hier müsse gegengesteuert werden.
Den Ton für den Austausch zwischen Handwerk und Kirchen hatte der Limburger Bischof Bätzing bereits zu Anfang gesetzt: Wort des Jahres 2025 sollte "Hoffnung" sein, eine Haltung, die sich auf Erfahrenes gründe und deshalb getrost in die Zukunft gehen könne – auch wenn die Gegenwart widrig erscheine. Dass mehr Hoffnung der Gesellschaft als Ganzes gerade bei den derzeitigen Herausforderungen guttue, darin waren sich alle Gesprächspartner einig. (mis/pm) +++