

20 Jahre Fulda-Mosocho-Projekt: erfolgreicher Schutz für Mädchen in Kenia
03.02.25 - Vor 20 Jahren begann das Fulda-Mosocho-Projekt in der Region Mosocho, Kenia, mit Seminaren für Entscheidungsträger, initiiert von einem Team aus Fulda und dem Verein Lebkomm e.V. Der wert-zentrierte Ansatz, an der Hochschule Fulda entwickelt, wird heute von Enka Enyia in Mosocho fortgeführt, deren Mitglieder von Lebkomm ausgebildet wurden. Nach der Auflösung von Lebkomm hat der überregionale Trägerverein Partners of Change e.V. die Finanzierung übernommen. Der Name "Fulda-Mosocho-Projekt" wird weiterhin in Kenia verwendet und ist dort hoch geschätzt. Das Projekt hat bereits zehntausende kenianischer Mädchen dauerhaft vor weiblicher Genitalverstümmelung geschützt.
Der 6. Februar ist der internationale Gedenk- und Aktionstag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Jedes Jahr erinnert der Tag an die Notwendigkeit, diese Praxis zu bekämpfen. Die brutalen Eingriffe in das Leben zahlreicher Mädchen und Frauen ist eine gravierende Menschenrechtsverletzung. Weltweit sind mehr als 230 Millionen Frauen und Mädchen betroffen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet. Die Verletzungen und Verstümmelungen haben keine gesundheitlichen Vorteile und verursachen lebenslange körperliche und seelische Schäden.
Dass Veränderung möglich ist, zeigt das Fulda-Mosocho-Projekt in Kenia eindrucksvoll: In der ländlichen Region Mosocho konnte die Beschneidungsrate von 98 auf 20 Prozent gesenkt werden – und das nachhaltig. Möglich macht dies ein werte-zentrierter Ansatz, der vom Verein Enka Enyia vor Ort umgesetzt wird. Der Ansatz, der in Fulda entwickelt wurde, setzt auf Prävention, Aufklärung und die Einbindung der gesamten Gesellschaft. 2010 wurde er von UNICEF als eine der weltweit besten Methoden zur Bekämpfung weiblicher Genitalverstümmelung ausgezeichnet.
Enka Enyia – Ein starkes Team vor Ort
Die Arbeit in Mosocho wird von den engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen von Enka Enyia getragen. Unterstützt und finanziert wird der Verein durch Partners of Change e.V. aus Deutschland. Im Dezember 2024 reiste eine Delegation aus Deutschland nach Kenia, um die Arbeit vor Ort aus nächster Nähe zu erleben. Elisabeth Merkl, Vorsitzende von Partners of Change e.V., zeigte sich beeindruckt: "Die Motivation des Teams bei Enka Enyia ist enorm. Viele von ihnen haben die grausamen Folgen der Beschneidung selbst erlebt oder sehen sie in ihren Familien. Sie setzen sich dafür ein, dass künftige Generationen davon verschont bleiben."
Ein Blick in die Praxis
Die Präventionsarbeit von Enka Enyia ist tief in der Gemeinschaft verwurzelt. In Schulen, Versammlungen und Elternschulen wird Wissen über den menschlichen Körper und die schädlichen Folgen von weiblicher Genitalverstümmelung vermittelt. Mit Modellen und anschaulichen Materialien klären die Teams über die Bedeutung eines unversehrten Körpers auf. Besonders in entlegenen Gebieten sprechen die Mitarbeitenden mit Eltern und überzeugen sie, ihre Töchter vor der Beschneidung zu bewahren.
Marcella Onsongo, Vorsitzende des Vorstands von Enka Enyia, erklärt: "Mit neuem Wissen können wir Eltern davon überzeugen, ihre Töchter so zu akzeptieren, wie sie geschaffen wurden. Das verändert nicht nur die Einstellung zur Beschneidung, sondern auch die Dynamik in den Familien."
Feiern für eine sichere Zukunft
Ein besonderer Höhepunkt der Arbeit sind die sogenannten "Celebrations" im Dezember – dem Monat, in dem traditionell Beschneidungen stattfanden. Heute feiern die Gemeinden stattdessen die unversehrte Aufnahme von Mädchen in die Gemeinschaft. Voraussetzung ist die schriftliche Zusicherung der Eltern, dass ihre Tochter unversehrt bleiben darf. Diese Feiern sind nicht nur ein starkes Signal gegen weibliche Genitalverstümmelung, sondern auch ein Anlass, die gesellschaftliche Akzeptanz für Veränderungen zu stärken.
Multiplikatoren und Entscheidungsträger als Schlüssel zum Erfolg
Die Multiplikatorenarbeit spielt eine zentrale Rolle: Lehrerinnen und Lehrer nehmen an Seminaren teil und geben das Wissen an Schulen weiter. Auch Entscheidungsträger wie Clanälteste werden einbezogen, um den Schutz von Mädchen zu gewährleisten. Chief Simon aus Mosocho betont: "Jedes Mädchen muss beschützt werden."
Der Weg zur Beschneidungsfreiheit
Für Jones Makori, Geschäftsführer von Enka Enyia, ist das Ziel klar: "Die letzten 20 Prozent in Mosocho können wir auch noch erreichen, wenn der werte-zentrierte Ansatz in weiteren Regionen Kenias übernommen wird. So können wir verhindern, dass FGM durch Heiraten oder Migration zurückkehrt." Elisabeth Merkl ergänzt: "Wir hoffen, dass die Arbeit von Enka Enyia in ganz Kenia und darüber hinaus Schule macht. Gemeinsam können wir die weibliche Genitalverstümmelung vollständig beenden."
Über Partners of Change e.V.
Partners of Change e.V. mit Sitz in Augsburg engagiert sich für den weltweiten Schutz der Menschenrechte. Mit dem Fulda-Mosocho-Projekt in Kenia widmet sich der Verein mit ganzer Kraft einer klaren Mission: der nachhaltigen Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung. Das Projekt ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie mutige Präventionsarbeit und gesellschaftlicher Wandel Hand in Hand gehen können, um das Leben von Mädchen und Frauen dauerhaft zu schützen.
Information der WHO zum Thema:
https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/female-genital-mutilation
Innocenti-Bericht der UNICEF von 2010:
https://resourcecentre.savethechildren.net/document/dynamics-social-change-towards-abandonment-female-genital-mutilationcutting-five-african/
Website von Partners of Change:
https://www.partners-of-change.info/
(pm/ci)+++