Im Jahr 2006 besuchte der damalige Bundespräsident Horst Köhler antonius in Fulda. - Fotos: Arnulf Müller für das Netzwerk antonius / privat

FULDA In Kondolenzbuch eingetragen

Rainer Sippel: "Der Besuch von Horst Köhler bei antonius bleibt unvergessen"

07.02.25 - Eine fünfköpfige Delegation der Bürgerstiftung "antonius : gemeinsam Mensch" hat sich am Dienstag, 5. Februar 2024, in Schloss Bellevue in Berlin in die Kondolenzliste für den verstorbenen früheren Bundespräsidenten Horst Köhler eingetragen. Schwester Santwana, Prokuristin Michaela Lengsfeld, Ulrike Seipel, Helmut Lipp und Kristof Bromm brachten damit stellvertretend für die gesamte antonius-Gemeinschaft ihre tiefe Trauer sowie ihren Respekt und ihre Anerkennung für das ehemalige Staatsoberhaupt zum Ausdruck. Köhler hatte im Jahr 2006 das Netzwerk antonius besucht und dabei einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Am 1. Februar 2025 ist er im Alter von 81 Jahren im Kreise seiner Familie in Berlin verstorben.

Für Ulrike Seipel und Helmut Lipp hatte dieser Moment eine besondere Bedeutung. Beide hatten Horst Köhler vor 19 Jahren während seines Besuchs bei antonius persönlich kennengelernt und sich in herzlichen Gesprächen mit ihm ausgetauscht. Es war Ulrike Seipel, die nun die Initiative für den Eintrag in das Kondolenzbuch ergriff – es lag ihr am Herzen, dass antonius noch einmal persönlich seine Anteilnahme ausdrückt. Die Delegation erlebte eine feierliche und würdevolle Atmosphäre, geprägt von hoher Achtsamkeit und Respekt. Auch das Fotografieren war nicht gestattet, sodass dieser Moment ganz im Zeichen der stillen Erinnerung stand.

Mitgebracht hatte die Delegation nicht nur eine Kondolenzbotschaft, die von Vorstandssprecher Rainer Sippel unterzeichnet wurde, sondern auch ein Foto, das an den Besuch Köhlers bei antonius erinnerte. Beides fand neben den Unterschriften der Delegation einen würdigen Platz im Kondolenzbuch. In seinem Text schrieb Rainer Sippel: Der Besuch von Horst Köhler im Jahr 2006 "bleibt unvergessen – nicht nur wegen der Zeit, die er sich nahm, sondern vor allem wegen der aufrichtigen Herzlichkeit und tiefen Wertschätzung, die er unserer Gemeinschaft entgegenbrachte." Man sei "dankbar für die Verbindung, die über viele Jahre bestand" und werde ihn als einen besonderen Freund von antonius in Erinnerung behalten.

Als Horst Köhler am 15. Februar 2006 antonius besuchte, nahm er sich viel Zeit – deutlich mehr, als ursprünglich geplant war. Viereinhalb Stunden lang ließ er sich die Arbeit der gemeinnützigen Stiftung zeigen, lernte die Menschen kennen, die hier leben und arbeiten, und begegnete ihnen mit großer Offenheit. Ob in der Kartoffelsortierung, im Kinderhaus, in der Backstube, der Stuhlflechterei oder im Laden – Köhler nahm sich für jeden einzelnen Moment Zeit, schüttelte rund 250 Hände und schenkte allen, denen er begegnete, seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

"Er blickte allen, die ihm vorgestellt wurden, gerade in die Augen – intensiv, ruhig, wohlwollend. Köhler war gern hier. Berührungsängste hatte er nicht. Man spürte, dass er wirklich erfahren wollte, was hier geschieht", erinnert sich Fotograf Arnulf Müller, der den Besuch damals dokumentierte.

Während seines Aufenthalts führte Köhler Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern, Mitarbeitenden und Verantwortlichen. Er zeigte großes Interesse an den inklusiven Arbeits- und Lebenskonzepten von antonius und würdigte das Engagement der Einrichtung für Teilhabe und Selbstbestimmung. Besonders beeindruckt war er von den nachhaltigen Arbeitsplätzen und den Bildungsangeboten, die Menschen mit Behinderungen echte Perspektiven eröffnen.

"Ich bin überwältigt"

Tief bewegt und voller Begeisterung trat Köhler nach seinem Rundgang vor das Mikrofon. "Ich bin überwältigt von der Mitmenschlichkeit, der Solidarität und der Wärme", wurde er später in einem Artikel zitiert. Die vorbereitete Rede legte er spontan beiseite und sprach frei und voller Emotionen über das, was ihn an diesem Tag besonders berührt hatte.

"Für antonius war der Besuch von Bundespräsident Horst Köhler von unschätzbarem Wert", betont der heutige Vorstandssprecher Rainer Sippel. "Die Zeit, die er uns widmete, seine aufrichtige Aufmerksamkeit – all das unterstrich nicht nur die Relevanz unserer Arbeit, sondern war auch ein starkes Zeichen für die gesellschaftliche Anerkennung inklusiver Konzepte." Sippel selbst hatte Köhler damals gemeinsam mit der antonius-Gemeinschaft, vielen Bürgerinnen und Bürgern sowie lokalen Persönlichkeiten am Haupteingang begrüßt und durch das Netzwerk begleitet.

Vertreter des Netzwerks antonius trugen sich in Berlin in das Kondolenzbuch für den ...

Der Kontakt zu Horst Köhler riss auch nach seinem Amtsende nicht ab. Im Jahr 2015 schrieb er einen Brief an antonius, in dem er sich lebhaft an seinen Besuch erinnerte: "Schon damals habe ich gemerkt, dass die Arbeit der Menschen hier mehr ist als ein Job. Es ist gelebte Solidarität, Mitmenschlichkeit und Wärme. Und man spürt auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ihre Arbeit etwas zurückbekommen, das ihr Leben bereichert."

Auch an Weihnachten wurden regelmäßig Grüße ausgetauscht, und noch im vergangenen Jahr hatte Rainer Sippel Horst Köhler eingeladen, das Netzwerk nach 18 Jahren erneut zu besuchen. Leider wird es dazu nun nicht mehr kommen. Doch die Erinnerung an ihn bleibt – als ein besonderer Freund von antonius, als jemand, der sich mit offenem Herzen für eine inklusive Gesellschaft eingesetzt hat und dessen Wertschätzung für die Menschen und ihre Arbeit unvergessen bleibt. (nia/pm) +++


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