Clever Dikito aus Simbabwe lebt seit über einem halben Jahr in seinem Lkw und streikt derzeit wegen Lohnrückständen - Fotos (4): BVL-pro

ALSFELD Streik wegen ausstehendem Lohn

Lkw-Fahrer aus Simbabwe lebt seit acht Monaten in seinem Führerhaus

14.02.25 - Auf dem Rastplatz Pfefferhöhe an der A 5 bei Alsfeld haust seit über einer Woche ein aus Simbabwe stammender Lkw-Fahrer im Führerhaus seines Fahrzeugs - auf knapp drei Quadratmetern. "Ich sitze hier fest und streike, weil ich seit Monaten zu wenig Lohn bekommen habe", erklärt Clever Dikito. Anders als ihm zuvor versprochen, habe er auf seinen Fahrten für seine Unterkünfte selbst aufkommen müssen, die Hotelkosten wurden nie bezahlt. Der 43-Jährige lebt deshalb schon seit Oktober letzten Jahres in seinem Lkw. Jetzt sah er sich außerstande, sich weiter so behandeln zu lassen und wartet auf die Zahlung der Lohnrückstände. Vorher will er sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren.

BVL-Vorstand Jan Bergrath unterstützt Dikito

Dikito fährt für eine polnische Firma, die wiederum zu einem großen Logistiker in Bruchsal in Baden-Württemberg gehört. Statt der vereinbarten 2.500 Euro wurden ihm von seinem Arbeitgeber immer nur Teilbeträge überwiesen - zuletzt nur 500 Euro für den Januar. "Wo sind die fehlenden Beträge?", fragt der 43-Jährige. Und er ist nicht der einzige in dieser Situation: mit ihm streiken mindestens ein Dutzend weitere verzweifelte Fahrer in Deutschland und Frankreich. Bereits im letzten Jahr war ein ähnlicher Fall von unhaltbaren Arbeitsbedingungen durch die Medien gegangen. Auf dem Rastplatz Gräfenhausen an der A 5 hatten wochenlang Lkw-Fahrer auf ausstehende Löhne gewartet und waren schließlich von einem "Rollkommando" des säumigen Arbeitgebers bedroht und genötigt worden. Jetzt wiederholt sich die Situation augenscheinlich.

Auch Thorsten Eckhart von der Sendung "Asphalt Cowboys" (rechts) kam eigens vorbei ...

Der Verein des Bundesverbands Logistik & Verkehr pro, der für einen gerechteren Wettbewerb und faire Bedingungen im gewerblichen Güterkraftverkehr und bessere Entlohnung des Fahrpersonals kämpft, unterstützt die Fahrer und kritisiert die unhaltbaren Zustände, unter denen sie ihren schweren Job machen müssen. "Wir vertreten die Interessen der kleinen und mittleren Logistiker, die unter dem enormen Preisdruck durch die großen Logistikunternehmen leiden und immer öfter Insolvenz anmelden müssen", sagt Bärbel Karnik vom Vorstand des BVL-pro. Das Einsparen an Lohnkosten und die unhaltbaren Arbeitsbedingungen nennt sie Sklaventum.

Rollkommando auf dem Rastplatz - "Wildwest in Alsfeld"

Unter der Überschrift "Wildwest in Alsfeld" berichtet Bärbel Karnik, wie jetzt versucht wurde, Clever Dikito massiv unter Druck zu setzen: "Der Fahrer wurde von einer Delegation an seinem Standort aufgesucht, die versuchte, ihm den Lkw samt Auflieger abzunehmen, um die Ware dem Kunde zuzuführen. In seiner Not erreichte der Fahrer uns per Handy mit einem eindringlichen "Help!". Eine Art Rollkommando, ausgestattet mit mehreren Fahrzeugen, zusätzlichem Fahrpersonal, einem Buchhalter des Bruchsaler Logistikers und einem zweiten Lkw-Zug, habe den streikenden Fahrer "umzingelt". Der BVL-Vorstand Jochen Franz sei zum Glück schnell vor Ort gewesen, um den Fahrer zu unterstützen.

Eine Polizeikontrolle der Autobahnpolizei verhinderte den Abtransport

Währenddessen habe ein zufällig anwesender Polizist der Autobahnpolizei Bad Hersfeld zunächst die Ladung des Lkw überprüft. Aufgrund unzureichender Ladungssicherung der geladenen Big Bags sei eine Ordnungsstrafe verhängt worden, die sofort von dem Bruchsaler Buchhalter beglichen worden sei. "Sein Ziel war, das Fahrzeug freizubekommen, umzusatteln und durch den zweiten Fahrer die Ladung zum Kunden transportieren zu lassen", so der BVL-pro. Bei der weiteren Kontrolle der Papiere habe der Beamte festgestellt, dass die Sattelzugmaschine und der Planen-Auflieger nicht Eigentum der Bruchsaler Spedition waren, sondern dem polnischen Subunternehmer des Fahrers gehörten. Aus diesem Grund untersagte der Beamte die Übernahme und Weiterfahrt, und das Rollkommando musste unverrichteter Dinge abziehen.

Dikito und seine Kollegen aber kämpfen weiter um den ihnen vorenthaltenen Lohn und werden dabei vom BVL unterstützt. Zahlreiche Medien haben mittlerweile über den Fall berichtet - auch die Hessenschau brachte am Mittwoch einen Beitrag dazu. https://www.hessenschau.de/tv-sendung/lkw-fahrer-streiken-fuer-ordentliche-bezahlung,video4052.html (Carla Ihle-Becker)+++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön