Strohbär-Tradition in Mottgers: Furchterregende Gestalten in den Straßen - Fotos: Walter Dörr

SINNTAL 120 Jahre alter Bollerwagen

Strohbär-Tradition in Mottgers: Furchterregende Gestalten in den Straßen

05.03.25 - Winter, das ist aus meteorologischer Sicht die Zeit vom 1. Dezember bis 28. Februar, astronomisch (kalendarisch) wird die Zeit vom 21. Dezember bis 20. März angesehen. Aber wenn man nach draußen sieht, dann wechselt die Jahreszeit zwischen Winter und Frühling nicht fest nach den Vorgaben. Frost, Regen, Sonnenschein und angenehm warme Temperaturen wechseln sich in kurzen Zeitabschnitten ab. Früher muss der Jahreszeitenwechsel konkreter und wahrnehmbarer gewesen sein. Und weil die Winter den Bürgern zu lang erschienen, halfen sie mit den Austreiben nach. Mit furchterregenden Gestalten und viel Lärm.

In Mottgers gibt es so eine Strohbär-Tradition, obwohl der Brauch aus der schwäbisch-alemannischen und fränkischen Fastnacht kommt. Am Fastnachtsdienstag ziehen alljährlich vermummte Jugendliche durch die Sinntalgemeinde. Seit über 25 Jahren versammelt man sich schon früh morgens in der Hainmühle der Familie Stöckner zum Ankleiden. Vor allem das Strohbär-Kostüm ist sehr arbeitsaufwendig. Mit langhalmigem Stroh wird der Strohbär eingewickelt. Fast komplett verdeckt ihn das 30-Kilo-Kostüm – nur der Kopf und die Füße gucken noch heraus - und mit dieser Last kann er nicht mehr laufen.

120 Jahre alter Bollerwagen

Der Strohbär wird deshalb auf einen über 120 Jahre alten Bollerwagen mit Eisenbereifung von "Herches" kutschiert. Die "Heischer", wie sie genannt werden, ziehen von Haus zu Haus und bekommen von den Bürgern Naturalien wie Eier, Wurst oder Bier (auch Bares), die final jeweils gemeinsam im Hasenhaus verspeist werden. In der aus Anlass des 1100-jährigen Jubiläums entstandenen Dorfchronik ist der Brauch textlich und mit alten Fotos vertreten. Demnach wurde die Kirmes nach einem "100jährigen Kirchweihverbot" seit 1948 wieder in Mottgers gefeiert, der Strohbär war aber seit den 1950er Jahren beliebter. In den Gaststätten wurde gefeiert und es gab sogar Fastnachtsumzüge, die am Schulhof der alten Schule begannen.

In der Dorfmitte boten Händler an Ständen Waren an – auch die Töpfer aus Marjoss. Also regelrechte Fastnachtsmärkte bis Anfang der 1960er Jahre. Manch ein Mottgerser erinnert sich auch gerne daran, dass, wenn die "Strohbär-Gruppe" zur Grundschule kam, für die kostümierten Kinder schulfrei war. Und auch in diesem Jahr schrieb der Strohbär in der Grundschule an die elektronische Tafel: Schule aus. Die Strohbärgruppe besuchte zunächst Sinntals Bürgermeister Thomas Henfling, der in Mottgers wohnt, und zog dann zur Schule an der Sinn. Dorf warteten schon aufgeregt die kostümierten Schulkinder. Mit lauter Musik näherten sich die Gestalten der Schule. Gerade so ging der Strohbär durch die Tür. Bis zum Klassenzimmer verlor "das Viech" viel Stroh, das die Kids gerne aufsammelten. Am Nachmittag kehrte die Strohbär-Gruppe zum Clubhaus der Kaninchenzüchter zurück, wo ein Kinderfasching und geselliger Abschluss der Aktion 2025 stattfand. (Walter Dörr) +++


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