
Amthor statt Merz! Größter Politischer Aschermittwoch in Ostdeutschland
06.03.25 - Nur 10 Tage nach der Bundestagswahl wurde sein Auftritt in Thüringen mit Hochspannung erwartet. Eigentlich sollte CDU-Chef und Bald-Kanzler Friedrich Merz (69) beim 32. Politischen Aschermittwoch in Apolda sprechen. Wegen der laufenden Sondierungen mit der SPD für eine neue Bundesregierung und damit verbundenen Sitzungen in Berlin musste Merz aber kurzfristig absagen. Für ihn ist spontan Philipp Amthor (32) - erfolgreicher CDU-Nachwuchs-Politiker, Mitglied im Bundesvorstand der Partei, seit 2017 im Bundestag und im konservativen Flügel zu Hause - eingesprungen.
Beste Bierzelt-Stimmung mit Blasmusik herrschte beim größten Politischen Aschermittwoch in Ostdeutschland. Mit rund 1.200 Gästen war die Festhalle der Vereinsbrauerei von Apolda proppevoll und ausverkauft. Auch aus Osthessen reisten etwa der Fuldaer Landrat Bernd Woide (CDU), MIT-Urgestein Jürgen Diener, Fuldas Stadtverordneter Peter Bleuel sowie die Unternehmer Dirk Bodes und Martin Geisendörfer in die Kreisstadt im Weimarer Land. Auch Ex-Landrat Ralf Luther (Kreis Schmalkalden-Meiningen) und Ex-Thüringen-MP Dieter Althaus waren mit von der Partie.
Gedenkminute für Brückenbauer und Ex-MP Bernhard Vogel
Zuerst sprach Thüringens Regierungschef Mario Voigt (48) und gedachte mit einer Schweigeminute Ex-Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel, der in Rheinland-Pfalz und Thüringen regierte und am vergangenen Sonntag im Alter von 92 Jahren verstorben ist. "Vogel war ein Jahrhundertpolitiker und ein Glücksfall für unsere Heimat", würdigte ihn der MP und CDU-Landeschef. Vogel sei die "prägende Figur des Freistaats" gewesen. "Seine uneingeschränkte Menschlichkeit und seine Offenheit hat unser Land immer wieder zusammengeführt. Viele Projekte in Thüringen sind mit seinem Namen verbunden."
Landrätin Christiane Schmidt-Rose, Kreisvorsitzende der CDU Weimarer Land, macht deutlich: "Wir müssen heute Abend auf Friedrich Merz, unseren Kapitän am Steuerbord, verzichten. Aber wir können uns nicht leisten, dass er die Verhandlungen in der Hauptstadt verpasst."
"Keine ideologischen Experimente, sondern eine Politik mit gesundem Menschenverstand." Dafür hat Voigt geworben und versprochen, als Union nah bei den Menschen zu sein. "Wir sind als neue Regierung zwar noch keine 100 Tage im Amt, aber für uns ist klar: Politik muss von Menschen gemacht werden, die wissen, wie es geht. Wir wissen es und unsere Minister kommen aus dem Freistaat." Werbung für Friedrich Merz und das Sondervermögen - "der Osten ist die Zukunft Deutschlands", so Voigt, der auch klar macht: "Wenn es uns nicht gelingt, in den nächsten vier Jahren die Probleme Deutschland anzugehen, dann werden wir 2029 österreichische Verhältnisse haben. Das werden wir aber nicht zulassen. Björn Höcke wird mit seiner Angst-Politik keine Chance haben."
Und dann kam Dieter Althaus. "Wir brauchen ein starkes und ein verhandlungssicheres Europa. Das ist der letzte Weckruf." Und damit ging der Ex-Regierungschef auf die aktuelle Zusammenarbeit mit den USA und Präsident Trump ein.
Als "junger Stoiber aus dem Norden" wurde Amthor, der auch Generalsekretär der CDU in Mecklenburg-Vorpommern, auf der Bühne begrüßt. "Wenn Friedrich Merz das nächste Mal nach Apolda kommt, dann soll er das als neuer Bundeskanzler dieser Bundesrepublik Deutschland tun", sagt Philipp Amthor und entschuldigt damit seinen Chef. Es sei kein Geheimnis - "ich bin kein Vorsitzender des Gesangvereins Harmonie, sondern ich spreche Klartext", macht der CDU-Mann deutlich. Und weiter: "Wir haben bei der Bundestagswahl im Vergleich zu 2021 mehr als 3 Mio. Wähler dazugewonnen. Wir sind als CDU zurück und wir müssen nicht um den heißen Brei reden: Die AfD ist zu stark. Diese Menschen wollen die D-Mark wieder einführen, aus der EU austreten und noch vieles mehr - das ist definitiv keine Alternative", so Amthor, der klar erklärt: "Wir haben nicht drei Jahre für die Erneuerung der CDU gekämpft, um sie jetzt mit einer Zusammenarbeit mit der AfD in einen Bankrott zu führen."
Amthors Ansage an die linken Kräfte im Bundestag ist eindeutig: "Die Entscheidung für das Sondervermögen ist keine Entscheidung 'Freibier für alle'. Wir brauchen jetzt die Antworten von Ludwig Erhard und nicht von Karl Marx." Nach lang anhaltendem Applaus und vielen Selfies von Amthor & Co. gab es traditionell Heringsessen und Apoldaer Bier. Abschluss war natürlich das Deutschlandlied. (Christian P. Stadtfeld) +++