

Traumkulisse von 4.185 Zuschauern: OFC siegt, SGB-Pech in letzten Minuten
09.03.25 - Traumkulisse von 4.185 Zuschauern. Raus mit Applaus. Verdienter Sieger mit etwas glücklichem Anstrich. Das sind die Schlagzeilen des Regionalliga-Spiels zwischen der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz und Kickers Offenbach. Der OFC siegte mit 3:0 (1:0). Er stellte das zähere, bissigere und entschlossenere Team. Die SGB fand erst nach dem 0:2, nach einigen Korrekturen und in der Schlussphase zu sich - hatte aber erneut Pech im Abschluss.
SGB-Coach Daniyel Cimen hat zwei Änderungen in der Startformation vorgenommen. Aaron Frey kehrt für Milian Habermehl, Torschütze zum 3:2 in Haiger zuletzt, in die Innenverteidgung zurück. Neu ist auch und ebenfalls wieder in der ersten Elf: Brian Campman, der anstelle von Eric Ganime reinrückt. Unterdessen bekleidet "Hille" weiterhin die Linksverteidiger-Position. OFC-Trainer Christian Neidhart belässt es exakt bei dem Team zu Beginn, das letzthin den Bahlinger SC mit 3:0 besiegte. Es macht einfach Spaß, wenn man 25 Minuten vor Spielbeginn die schon gut gefüllten Zuschauerränge sieht. Fußball-Herz, was willst du mehr? Darf man da noch nervös sein, wenn man solch viele Fußball-Momente und Erfahrungswerte gesammelt hat? Man darf, glaube ich. So ein Tag, diese Sonne. Diese Atmosphäre. Fußballern blutet das Herz.
Es dröhnt und donnert. Es sind die Fans des OFC. Aggressivität begleitet beide Teams. Man spürt es von der ersten Sekunde an. Während ein SGB-Abschluss auf dem Tornetz gelandet ist, gehört dem Gast die erste nennenswerte Offensiv-Szene. Jan Urbich führt die Kugel eng am Fuß und behauptungsstark nach vorne - sein Flachschuss kurz vor dem Sechzehner geht knapp vorbei - nicht so toll verteidigt von der SGB, die selbst den Raum im Zentrum aufmachte. Der OFC ist sehr laufstark, aggressiv, läuft mit Tempo und Wucht an und kommt schnell zu Umschaltmomenten - die SGB hält dagegen. Durchaus spannend hier.
Brinkies lenkt Frey-Kopball übers Tor
Da war mehr drin für die SGB: Gute Ball-Eroberung Pomnitz, raus auf Köhl - aber dessen Anspiel ist nicht präzise genug (11.). Mit Ball glückt dem Gastgeber noch nicht so viel, der OFC lässt sie kaum ins Spiel. Kaum gesagt, da lenkt OFC-Keeper Johannes Brinkies einen aufsetzenden Frey-Kopfball über die Latte. Während die OFC-Rufe der Fans durch Mark und Bein gehen, scheint die SGB offensiv besser zu sich zu finden: Der einlaufende Fischer erreicht Köhls Zuspiel in der Spitze nicht ganz (16.).Abnutzungskampf ist das passende Etikett für das Hessenderby. Eine Spur Gefahr für die SGB nach Ünlücificis Eingabe in den Rücken der Abwehr, Kapitän Schaaf passt auf (25.). Doch da ist sie, die Führung für den OFC: Grösch foult in halblinker Position Urbich - hätte man vielleicht anders lösen können. Offenbach bekommt einen Freistoß, den Nazarov kurz und schmerzlos hoch ins kurze Dreieck setzt. Auch der Platz eines Bierdeckels hätte ihm gereicht - kurze, ansatzlose Ausholbewegung, klasse.
Noch einmal ein Grösch-Kopfball nach Pomnitz-Flanke. Am ehesten erzeugt die SGB nach Standards Gefahrenmomente. Wenngleich sie sich offensiv steigern muss.
Fazit des ersten Durchgangs: Das Spiel ist aus OFC-Sicht ein Beispiel dafür, wie man "dreckig" führt - und vielleicht gewinnt. Torchancen lässt der Gast kaum zu, bei Standards, sprich nach Ecken muss er auf der Hut sein. Was er der SGB voraus hat: das Spiel mit Ball. Die vom quirligen Urbich herausgeholte Freistoß-Situation brachte den Vorsprung. Die SGB hielt lange klasse dagegen, gegen den Ball kann man ihr - abgesehen vom Zulassen des Freistoßes - kaum etwas vorwerfen. Mit Ball geht mehr - auch wenn die "Halben" Fischer und Köhl unterwegs. Antlitz ist als Spitze gar nicht im Spiel, weil er sich auch schlecht bewegt. Dem Spiel nach vorn fehlt Struktur - wären das nicht Momente für den auf die Sechs zurück beorderten Pomnitz?
Der Wechsel der SGB zur Pause schien fällig: Ganime für Campman - Pomnitz und auch Schaaf werden offensiver. Prompt der erste Gefahrenmoment, Keeper Brinkies ist zur Stelle (46.). Schon ist mehr Mut zu spüren bei der SGB, sie berührt ihr Herz. Gut: Schaafs Flachschuss aus halblinker Position im Strafraum geht knapp am langen Eck vorbei (50.).
Auch Offenbach bleibt dran: Wenig später nach einem Schrägschuss übers Tor fällt das 2:0. Arh Cesen macht's nach 56 Minuten. Der OFC ist cleverer und zwingender als die SGB. Ausgebuffter, bissiger und entschlossener. Ganz klar. Der Gast setzt nach. Die SGB schwimmt defensiv und lässt sich den Schneid abkaufen. Gutes Merkmal der führenden Mannschaft, dass sie nachsetzt - und nicht nachlässt.
Pech kommt hinzu für die SGB: Dittmann schien niemals im Abseits (80.). Schaaf hatte den Angriff initiiert, Antlitz mit langem Bein weitergeleitet. Und noch einmal, noch einmal dicker: Der eingewechselte Mo Reinhard wollte gegen seinen ehemaligen Verein ein Tor schießen - sein Flachschuss zischt haarscharf am langen Eck vorbei. Und gibt es das denn, noch einmal: Antlitz verlängert eine Ecke per Kopf - Schaaf drückt ein (82.). Es soll Abseits gewesen sein, die Fahne des Assistenten geht sehr spät hoch.
Urbich lässt das 3:0 liegen (85.), Dittmann zieht bei einem zweiten drüber. Jetzt aber fällt die endgültige Entscheidung: Eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit landet Urbichs noch abgefälschter Schuss zum 3:0 im Netz. Und die OFC-Fans trommeln. Und trommeln. Sie geben ein Konzert von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Gesamtfazit: Die SGB machte erneut ein gutes Spiel - zog aber gegen einen zähen, bissigen, entschlossenen und effektiven Gegner den Kürzeren. Offenbachs Verdienst: Die Mannschaft ließ nie nach, auch nicht nach der 2:0-Führung. Stark die Reaktion der SGB im zweiten Abschnitt und besonders in der Schlussphase, als Chancen von Reinhard, Schaafs Abseitstor oder auch Dittmann nicht ins Ziel fanden. (wk)
SG Barockstadt: Zapico - Essers (66. Kraft), Grösch, Frey, Hillmann (72. Schmitt) - Schaaf, Pomnitz, Campman (46. Ganime) - Fischer (72. Reinhard), Köhl (66. Dittmann) - Antlitz
OFC Kickers: Brinkies - Dejanovic, Ünlücifci, Nazarov (73. Berlinski), Barry (84. Knothe), Arh Cesen, Urbich (90. Korb), Breitenbach, Wulff (73. Mesanovic), Marcos, Moreno Giesel
Schiedsrichter: Veron Besiri, Assistenten: Jan-Hagen Engel, Matthias Munkler
Tore: 0:1 Dimitrij Nazarov (34.), 0:2 Kristjan Arh Cesen (57.), 0:3 Jan Urbich (90.)
Zuschauer: 4.185 +++