

Hessische Kneippianer sind Praxisbeispiel für Thüringen - auch in der Rhön
13.03.25 - Kneipp im Doppelpack erlebten jetzt die Thüringer: Hessens Landesvorsitzender Dr. Lutz Ehnert (Bad Nauheim) durfte auf Einladung der Stadt Bad Berka (Weimarer Land) vor zahlreichen Bürgermeistern, Landräten und Abgeordneten das Wetterauer Kneippbäder-Eck vorstellen.
Wenige Stunden zuvor traf sich bereits eine kleine Delegation des Landesvorstandes des Kneipp-Bundes Hessen, neben Ehnert u.a. sein Vize, der Fuldaer Kneipp-Vorsitzende und ehemalige Bürgermeister des damaligen Kneipp-Heilbads Gersfeld (Rhön) Peter Wolff und Schatzmeister Reimund Becker (Nidda) mit ihren Kollegen aus Thüringen um deren Vorsitzenden Dr. Sigurd Scholze (Bad Tabarz), um die Bereitschaft und die Möglichkeiten einer etwaigen Verschmelzung beider Landesverbände zu erörtern.
Große Heilbäderdichte
Thüringen selbst hat eine große Heilbäderdichte. Aus Wettbewerbssicht ist es häufig attraktiver und sicherer mit dem Immateriellen Kulturerbe "Kneippen" eine Zweitprädikatisierung als Kneipp-Kurort oder Kneipp-Heilbad zu erlangen. Ehnert konnte hier insbesondere die Anstrengungen der letzten Jahre in Bad Nauheim vorstellen, die zudem noch zur Zertifizierung als "Kneipp Premium Class" des Verbandes Deutscher Kneipp-Heilbäder und -Kurorte führte, dem Wolff in seiner Gersfelder Zeit ebenfalls angehörte.
Insbesondere die Vernetzung der Akteure in der Wetterau mit Nidda und Bad Vilbel, aber auch darüber hinaus, z.B. mit Münzenberg und seinen Kneipp-Wassertretstellen und Kneipp-Venentreppen oder Butzbach und Büdingen, gerade im Zusammenhang mit einer entsprechenden Radroute beeindruckte die Thüringer Politiker und Gäste. Wobei der Fuldaer Peter Wolff hier kein Unbekannter ist. Als personifizierter "Pfarrer Kneipp" weihte er die eine oder andere Einrichtung ein, so z.B. die Kneipp-Venentreppen in Münzenberg und Bad Vilbel.
Allerdings wies Ehnert auch darauf hin, dass dies alles kein Selbstläufer ist. Es brauche Aktive, die für die Sache Kneipp "brennen" und politisch Verantwortliche die die Perspektive und die Möglichkeiten eines solchen Engagements erkennen und fördern. Auf Nachfrage, ob denn alles problemlos in Hessen funktioniere, räumte Ehnert ein, dass auch hier das eine oder andere Projekt ausgebremst werde, weil entweder finanzielle Mittel oder der politische Wille fehle. Doch gerade sein Beispiel mit der Wetterau mache ihm da Mut. Zudem bringe sich die Kneipp-Bewegung permanent mit ihrem Immateriellen Kulturerbe z.B. beim anstehenden Hessentag in Bad Vilbel ein oder der künftigen Landesgartenschau (LGS) in Oberhessen. Das Engagement des Kneipp-Verbandes gemeinsam mit dem Kneipp-Verein Fulda auf der vergangenen LGS in Fulda sei hier wegweisend.
Herausforderungen, die von den Vereinen und Verbänden gelöst werden müssen
Neben diesen positiven Entwicklungen gibt es auch Herausforderungen, die von den Vereinen und Verbänden gelöst werden müssen. Eine dieser Herausforderungen sei die demografische Entwicklung mit dem Nachlassen des vereinsseitigen Ehrenamtes. Dies war Thema des Treffens der beiden Verbandsspitzen im Vorfeld des Vortrages. Dr. Sigrud Scholze hat bereits mehrfach in Bad Nauheim und zuletzt auf der Jahreshauptversammlung der hessischen Kneippianer in Eschwege darauf hingewiesen, dass der Verband hervorragend dastehe, wenn es um Kneipp-Zertifizierungen von Kitas, Grundschulen oder Beherbergungsbetrieben gehe, allerdings die Vereinsarbeit darbe derzeit.Zwar gäbe es viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, dies jedoch in selten in Vereinen mit deren Strukturen und Satzungen tun. Diese Entwicklung ist spiegelverkehrt in Hessen zu beobachten, erwiderte Ehnert, zumindest von den Zahlen, auch wenn es dieser Rückzug aus dem Vereinswesen auch in Hessen zu beobachten sei. Ein Grund auch, dass sich zum Jahresende 2024 der Kneipp-Verein Fulda auf seiner Jahreshauptversammlung in Kneipp-Verein Fulda-Lauterbach umbenannte, da Lauterbach selbst keinen Verein mehr hatte und in der heutigen Zeit einen neuen zu gründen, angesichts der demografischen Entwicklungen nicht sehr vielversprechend klang.
Darum könne ein Zusammenschluss beider Kneipp-Landesverbände vielleicht eine positive Weichenstellung für die Zukunft sein und ein wegweisendes Projekt auf Bundesebene für die Kneippbewegung. Auf hessischer Seite wurden Wolff und Becker mit der Prüfung von Satzungsfragen, deren Vereinheitlichung bzw. zeitgemäßer Anpassung beauftragt. Nach dieser Prüfung müssen die beiden Landesverbände in separaten Jahreshauptversammlungen dieses Projekt beschließen. Hier denken die Verantwortlichen an einen Zeithorizont der bis 2026/27 reicht.
Planung eines inzwischen bewilligten Förderantrages
Dass es schon bislang grenzüberschreitende Kneipp-Aktivitäten gibt, erläuterte Wolff der Versammlung am Beispiel der Point-Alpha-Stadt Geisa (thür. Rhön). Wolff unterstützte die Bürgermeisterin Manuela Henkel bei der Planung eines inzwischen bewilligten Förderantrages, um Kneipp-Anlagen wie Kneipp-Venentreppen, eine Neuanlage eines Heilpflanzengarten, einer Duftrasenbank und eines Barfußpfades am Geisaer Schloss, sowie eine Reaktivierung der Kneipp-Wassertretstellen in der Ulster zu realisieren.Am 22. April wird Peter Wolff als "Pfarrer Kneipp" die erste Kneipp-Venentreppe in Geisa eröffnen und anschließend im Geisaer Schloss die fünf Kneipp-Elemente (Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilkräuter, Balance), die seit 2015 immaterielles Kuilturerbe in Deutschland sind, in einem kleinen Vortrag vorstellen und die Kneipp-Aktivitäten in Osthessen/Westthüringen beleuchten. Es sei auch ein schönes Beispiel einer Kommune, so Wolff, die kein Kurort oder Heilbad ist, mittels Kneipp dennoch ihre Stadt für Einwohner und Gäste attraktiver zu machen und ein stabiles Fundament der Gesundheitsprävention bereitstelle.
Eine positive Sache nahmen die hessischen Kneippianer auf jeden Fall aus Bad Berka mit. Bürgermeister Michael Jahn signalisierte, dass man mit einer Kneipp-Ampel liebäugle, die ja bundesweit 2021 in Bad Nauheim Premiere feierte und eine "fuldische Erfindung ist", die inzwischen neben Bad Vilbel auch in Nidda und Bad Camberg stehe. Auch eine Kneipp-Venentreppe und sogenannte Duftrasenbänke, wie sie zahlreich in Bad VIlbel stehen, sollen die Kneipp-Anlagen vor den Toren Weimars bereichern. Da lag es nahe, dass Dr. Ehnert und der "Vater" der Kneipp-Ampel, Fuldas Kneipp-Vorsitzender Peter Wolff, dem Bürgermeister eine Wandleuchte im Kneipp-Ampel-Design überreichten, schon mal ein Vorgeschmack auf den künftigen Fußgängerüberweg. (mau/pm) +++