"Rissgeschicke" – Über Missgeschicke und die Suche nach lustigen Momenten

23.03.25 - Im bis zum letzten Platz gefüllten Rokoko-Saal des Hohhaus` in Lauterbach begrüßte Imke Grünewald, Präsidentin von Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg, das Publikum zur Veranstaltung "Rissgeschicke" im Rahmen der Vogelsberger Frauenwochen 2025.

Die Künstlerinnen, die den Abend von der Bühne aus gestalteten, bedurften keiner großen Einführung mehr: Sabine Euler, Karen Liller und Karin Sachers sind mittlerweile als "Trio Humorale" eine Institution geworden, auf die Lauterbach stolz sein kann. Jede Einzelne ist als individuelle Künstlerin bereits eine Größe in ihrem Fach – ja, sogar in ihren Fächern - gemeinsam aber bestätigen sie die These, dass besonders viel von Gutem einfach noch viel besser ist.

Um diese "Alchemie der Talente" auszulösen, bedurfte es der Vision und Idee einer weiteren Lauterbacher Künstlerin: Ute Kirst, Designerin und Soroptimistin, brachte die drei Frauen an einen Tisch und die Magie nahm ihren Lauf. Immer wieder war zu sehen, wie die Künstlerinnen auf der Bühne nur noch mit minimalen Gesten oder Blicken kommunizieren; längst ist aus den Dreien ein Bühnen-Ereignis in perfekter Harmonie geworden.

Sabine Eulers stets listig-humorvolle und pointierte Kurzgeschichten aus der alltäglichen Lebenswelt von Frauen bilden den Humus, aus dem an diesem Abend noch mehr erwächst: In der Hand von Karen Liller auf eine andere Ebene gehoben, werden Persönlichkeiten mit Stimme und Gesten zu Leben erweckt und das lyrische Ich mit einer saftigen Portion lakonischer Weisheit versehen, die aber erst zu Tage tritt, wenn Hindernisse auf die eine oder andere Art überwunden sind. Karen Liller liest nicht - sie gestaltet kleine Welten.

Eine besondere Rolle übernimmt auch Karin Sachers, die mit ihrem Spiel am Flügel eine tragende musikalische Stimme einflicht. Die recht kurzen Werke stammten aus dem Bereich der Neoklassik, die Vielen bekannt sein dürfte, ohne dass man sich dessen bewusst ist: Komponisten wie Richter und Enaudi verfassen auch Filmmusik und waren die perfekte Wahl für den musikalischen roten Faden des Abends. Kurze Stücke, aber lang genug, um mit den Klängen auf Reise zu gehen, um an der nächsten "panntastischen" Frauengeschichte Halt zu machen.

Wie unverstellt Sabine Eulers Frauengeschichten sind, wird deutlich, als sie im Interview mit Karen Liller auf der Bühne von einem nicht veröffentlichten Missgeschick aus ihrem Leben berichtet – der Saal lachte Tränen. Sabine Eulers Intention ist es, Missgeschicke auf ihren lustigen Kern hin zu untersuchen und bezeichnet dies als "Missgeschick-Muskel", der allerdings des Trainings bedarf. In jeder Panne stecke ein toller Moment, den man nur suchen müsse, und "indem wir kleine Geschichten und Pannen teilen, können wir einen kleinen gemeinsamen Nenner finden, der uns verbindet" fasst sie zusammen.

Eine poetische Zugabe von Sabine Euler in Form eines schmissigen Gedichts zum Frauentag und eine musikalische Zugabe von Karin Sachers, unterstützt von ihrer Tochter Veronika, beendeten den Abend, getragen von langem Applaus. Wer diese Veranstaltung verpasst hat, kann Sabine Eulers Buch "Rissgeschicke" ab sofort in den Buchhandlungen "Lesezeichen" und "Das Buch" in Lauterbach erwerben – auch wenn es "nur" im Stillen gelesen werden kann, sind Sabine Eulers Kurzgeschichten ein heilsamer Perspektiv-Wechsel für das alltägliche, persönliche Missgeschick-Elend und eine Inspiration, den eigenen Missgeschick-Muskel zu trainieren. (nia/pm) +++