
Fußball-Stammtisch des KFA macht Lust auf mehr
23.03.25 - Mittwochabend, Sportplatz. Diesmal geht es nicht auf dem Platz oder an der Seitenlinie hoch her, sondern der Fußball regiert das Geschehen im Vereinsheim. Nein – keine Champions-League-TV-Übertragung, sondern eine absolute regionale Premiere führte etwa 15 Vereinsvertreter und Fußballfans nach Röllshausen: Der Kreisfußballausschuss Schwalm-Eder hatte erstmals zu einem Fußball-Stammtisch eingeladen: ein angeregter und anregender Austausch ohne Tagesordnung, moderiert von Kreisfußballwart Gerhard Kubitschko.
"Wir wissen doch alle, wie sehr uns der Fußball auf allen Ebenen begeistert, von der Nationalmannschaft bis in die untersten Spielklassen, von den Alten Herren bis zu den Bambinis. Viele Fußballfreunde lassen ihre Emotionen heraus, viele positive, aber manchmal auch negative. Und immer wieder wird Kritik geübt: mal sachlich-konstruktiv, mal beleidigend-destruktiv. Mit dem neuen Format eines Stammtisches wollen wir innerhalb unseres Fußballkreises, dem flächenmäßig größten innerhalb des HFV, die Gelegenheit zum Austausch bieten und haben bewusst offen eingeladen", fasst Kubitschko die Ausgangslage zusammen.
"Offen" sei dabei im doppelten Sinne zu verstehen: nicht nur im Amt befindliche Vereinsvertreter, Spieler oder Trainer seien willkommen, sondern auch alle nicht organisierten Fans jeden Alters. Außerdem gebe der KFA keine Tagesordnung vor – jeder dürfe seine Stichworte, Fragen, Wünsche, Kritik und Anregungen mitbringen. Irgendwo habe er von einem solchen Dialog-Format gehört und den Vorschlag im KFA unterbreitet, so etwas auch mal zu probieren – gesagt, getan.
Alle brachten sich mit Herzblut ein
Ein wenig gespannt war Kubitschko dann auch, je näher der Termin heranrückte: würde man ihnen die Bude einrennen oder säße er gar mit den KFA-Kollegen allein da? Die Antwort lag dazwischen: mit etwa 15 Diskutanten hätten es zwar durchaus ein paar mehr sein dürfen, aber viel wichtiger: Alle brachten sich mit Herzblut ein, tauschten sich bei der Erörterung ihrer Probleme, aber auch ihrer Problemlösungen aus, entwickelten neue Ideen und Verständnis. Rund zwei Stunden lang ging es munter hin und her: nahezu alle Anwesenden hatten eigene Themen oder Fragen mitgebracht, die ergänzt wurden von Themen des KFA. Die Bandbreite war riesig: Die Klasseneinteilungen im Fußballkreis wurde genauso gestreift wie die Abstiegsregelung aus der Gruppenliga, von der Darstellung der Tabellensituation ging es über die Zahl von ausgefallenen Spielen und ihre tatsächlichen oder mutmaßliche Hintergründe mit Stichwort "Unbespielbarkeit des Platzes" zur schwierigen Gestaltung der Spielpläne. Diese erfahren bei der Ansetzung von Relegations- und Aufstiegsspielen ihre Terminzwang-diktierte Fortsetzung. Kubitschko und KOL-Rundenleiter Andreas Garde gaben wertvolle Hinweise darauf, welches Bündel von Faktoren zu berücksichtigen sei, um alles möglichst fair und termingerecht abwickeln zu können.Viel diskutiertes Thema: Schiedsrichter
Ein spezielles Thema nahm (zu Recht) wegen seiner Vielschichtigkeit viel Raum ein: Schiedsrichter. Von der Problematik etwaiger Sanktionen bei der Nichterfüllung des Schiedsrichter-Solls über die Schwierigkeiten bei angestrebten Neurekrutierungen bis zur unsäglichen Thematik "Gewalt" gegenüber den Unparteiischen, insbesondere im Jugendbereich, reichte hier der Strauß an Schlaglichtern. Man konnte mit dem Vorsitzenden der SG Landsburg (Allendorf /Michelsberg), Jürgen Berger, mitfühlen, wenn er klagte: "Wir haben wirklich schon alles versucht, aber unter unserer obersten Maxime auch bei den Spielern, strikt kein Geld zu zahlen, gelingt es bisher einfach nicht, Schiedsrichter zu gewinnen. Dafür dann bestraft zu werden, tut doppelt weh!". Betroffen machte die Feststellung eines Sportkameraden, dessen Tochter als junge Nachwuchsschiedsrichterin durch wiederholte Pöbeleien von Spielern wie Zuschauern die Lust am Pfeifen verliere.In der abschließenden Bilanz der Veranstaltung waren sich Kubitschko und seine KFA-Mitstreiter einig: gerade die ortsnahen Vereine hätten sich bei der Format-Premiere zahlenmäßig stärker einbringen können. Trotz dieser Enttäuschung sei es ein gelungener Start gewesen, der mit einer weiteren Auflage in der letzten Aprilwoche im nördlichen Fußballkreis seine Fortsetzung finden soll.
Der KFW des Fußballkreises Alsfeld, Frank Heller, zeigte sich in einem Telefonat interessiert: "Wir haben bei uns zwei ähnliche Veranstaltungen durchgeführt, allerdings mit einem großen Unterschied: Es gab jeweils Themenvorgaben, einmal 'Hallenfußball' und einmal die Fusion mit dem Fußballkreis Gießen."
Bleibt also abzuwarten, ob sich der KFA-Fußball-Stammtisch Schwalm-Eder etablieren wird und ob er gegebenenfalls sogar Nachahmer finden wird. Merke: es ist immer besser, miteinander, statt übereinander zu reden (oder gar zu schimpfen). Und bei einem angeregten Fußball-Plausch samt Kaltgetränk vergehen zwei Stunden wie im Flug – siehe Sportheim Tuspo Röllshausen. (goa)+++