In vielen Fällen beruht die Annahme, an einer Penicillin-Allergie zu leiden, auf einer Fehldiagnose. - Symbolfoto: Pixabay

REGION O|N-Arzt Adrian Böhm klärt auf

Falsche Angst vor Penicillin Allergie - Häufig Fehldiagnose

28.03.25 - Eigentlich war es ein Zufall, durch den der britische Forscher Sir Alexander Fleming 1928 einen Wirkstoff entdeckte, der die Geschichte der Menschheit veränderte. Fleming hatte vermutlich eine Kulturschale mit Bakterien vergessen zu entsorgen. Als er aus einem Urlaub zurückkam, hatte sich auf der Platte Schimmel gebildet, um den herum die Bakterien zerstört wurden. Es war die Entdeckung des Penicillins.

Um den Nutzen des Medikaments zu begreifen, waren jedoch noch mehr als zehn Jahre Forschung nötig. Die USA erkannten schnell die Wichtigkeit des Medikaments und setzten es im Zweiten Weltkrieg zur Behandlung ihrer Soldaten ein.

OSTHESSEN|NEWS-Arzt Adrian Böhm Archivfoto: O|N/ Hendrik Urbin

Für seine Arbeiten erhielt Fleming 1945 schließlich den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin "für die Entdeckung des Penicillins und seiner heilenden Wirkung bei verschiedenen Infektionskrankheiten". Noch heute sind Penicillin und verwandte Medikamente ein Grundpfeiler der antimikrobiellen Therapie in Krankenhäusern und Arztpraxen weltweit. Ein entscheidendes Problem bei der Behandlung mit Penicillin ist jedoch, dass viele Patienten angeben, unter einer Allergie gegen den Wirkstoff zu leiden.

Angst vor Penicillin-Allergie häufig unbegründet

Patienten und Angehörige teilen ihren behandelnden Ärzten oft mit, dass sie unter einer Penicillin-Allergie leiden. Laut Zahlen der Universitätsmedizin Mainz geben bis zu 10 Prozent der Bevölkerung an, eine Penicillin-Allergie zu haben. Von dieser Gruppe leiden jedoch bis zu 90 Prozent nicht an einer tatsächlichen Allergie. Dies ist häufig ein Irrtum, der unter Umständen bedeutende medizinische Konsequenzen haben kann.

Bei einer echten Penicillin-Allergie müssen Medikamente wie Penicillin und Cephalosporine vermieden werden. Die Alternativen sind oft weniger wirksam und haben stärkere Nebenwirkungen.

Der Grund, warum so viele Menschen eine vermeintliche Penicillin-Allergie angeben, sind oft unspezifische Reaktionen auf das Medikament – wie Übelkeit, Verdauungsprobleme oder ein Hautausschlag, der möglicherweise durch eine gleichzeitig vorliegende Virusinfektion ausgelöst wurde. In vielen Fällen beruht die Annahme, an einer Allergie zu leiden, auf einer Fehldiagnose.

Die PenFast Scores. Screenshot: hausaerztlichepraxis.digital

Mediziner prüfen die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Allergie mithilfe des sogenannten PenFast-Scores. Dieser beinhaltet unter anderem eine allergische Reaktion auf Penicillin innerhalb der letzten fünf Jahre, eine dokumentierte schwere anaphylaktische Reaktion oder eine schwerwiegende allergische Hautreaktion. Einfache Hautrötungen sind davon ausgeschlossen. Zudem wird berücksichtigt, ob die vermeintliche Allergie notfallmäßig behandelt werden musste.

Was können betroffene Patienten tun?

Patienten, die glauben, an einer Penicillin-Allergie zu leiden, sollten dies unbedingt abklären lassen und nicht einfach so stehen lassen. Hierfür sollte Rücksprache mit einem Allergologen gehalten werden – einem Facharzt, der sich auf Allergien spezialisiert hat. Zudem muss eine echte Penicillin-Allergie nicht lebenslang bestehen. In bestimmten Fällen besteht sogar die Möglichkeit, bei einer notwendigen Therapie eine Desensibilisierung durchzuführen. Somit kann eine unnötige Vermeidung von Penicillin reduziert werden. Dies trägt nicht nur zur besseren Versorgung der Patienten bei, sondern hilft auch, Antibiotikaresistenzen zu vermeiden. (Adrian Böhm) +++


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