
Gotteshaus am Eichhof wird verkauft: "Wir brauchen die Kirche nicht mehr"
28.03.25 - "Die Kirche muss verkauft werden", verkündet Pfarrer Simon Leinweber schweren Herzens. Es ist eine Entscheidung, die niemand leichtfertig trifft: Der Verkauf einer Kirche bedeutet für eine Gemeinde einen tiefen Einschnitt. Doch manchmal bleibt keine andere Wahl – so auch in Asbach-Eichhof. Die Kirche am Eichhof wird kaum noch genutzt, der bauliche Zustand des Turmes ist problematisch, und finanzielle Mittel für notwendige Sanierungen fehlen.
Die Kirche am Eichhof wurde 1956 errichtet, der Turm folgte sechs Jahre später. Während das Gebäude selbst baulich in gutem Zustand ist, bereitet der Kirchturm zunehmend Sorgen. Bereits im vergangenen Jahr brachen Betonstücke ab, was zur Sperrung des angrenzenden Gehwegs führte. Experten haben festgestellt, dass Stahl und Beton durch Feuchtigkeit geschädigt sind, sodass weitere Schäden nicht ausgeschlossen werden können. Zwar besteht keine Einsturzgefahr, doch eine umfassende Sanierung des Turmes wäre nicht nur aufwendig, sondern auch extrem kostspielig. "Der Turm muss saniert werden: Das würde alleine 100.000 Euro kosten. Alternativ wäre ein Rückbau, was aber auch bis 70.000 Euro kosten würde", erklärt Leinweber. Folglich wird die Kirche zunächst samt Turm angeboten. "Wenn uns der Verkauf in einem Jahr nicht gelingt, müssen wir einen Kredit aufnehmen, und den Turm zurückbauen", schildert der Pfarrer.
Verfall eines einstigen Glaubenszentrums
Erschwerend hinzu kommt, dass die Kirche nur noch sehr selten genutzt wird. Regelmäßige Gottesdienste finden hier schon lange nicht mehr statt: "Letztes Jahr wurde der große Raum nur an Heiligabend gebraucht. Wir brauchen die Kirche nicht mehr." Stattdessen verlagerten sich die Gemeindeveranstaltungen zunehmend in das Gemeindehaus, das sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Auch die Gesamtzahl der Gemeindemitglieder ist rückläufig. "Es wohnen nicht mehr so viele Menschen wie früher hier, die etwas mit der Kirche verbinden", so der Pfarrer. Die Kirche in Asbach hat sich als Hauptstandort der Gemeinde etabliert und wurde bereits renoviert, während die Nutzung des Gebäudes am Eichhof immer weiter abnahm. "Das Geld wurde immer knapper", muss Leinweber feststellen.Der Kirchenvorstand hat entschieden, zunächst nur das Kirchengebäude zum Verkauf anzubieten. Das Gemeindehaus sowie die Räume der angrenzenden Kindertagesstätte sollen weiterhin genutzt werden. Ein potenzieller Käufer müsste also vorerst mit der Kirche als Einzelobjekt planen. Ein konkreter Kaufpreis steht noch nicht fest – lose Anfragen aus der Umgebung gibt es bereits.
Umgestaltung zur Urnenstätte
Offen bleibt die Frage, was aus der Kirche werden soll. In vielen Fällen werden ehemalige Gotteshäuser umfunktioniert – beispielsweise zu Kulturzentren, Veranstaltungsräumen oder Wohnungen. Für die Kirche am Eichhof gibt es bereits einige Ideen. Eine Möglichkeit wäre die Umwandlung in ein Kolumbarium, also eine Urnenbegräbnisstätte. "Da die Siedlung am Eichhof keinen eigenen Friedhof besitzt", so Leinweber, könnte eine solche Lösung für viele Familien in der Umgebung von Interesse sein. Allerdings müsste ein externer Investor gefunden werden, um ein solches Projekt umzusetzen. "Es wird die Kirche unserer Umgebung bleiben. Es lohnt sich, die Kirche auch zu erhalten", meint Leinweber.Bevor es jedoch zu einem Verkauf kommt, muss geklärt werden, was mit den kirchlichen Elementen im Gebäude passiert. Der Altar, die Kanzel, das steinerne Taufbecken und die Orgel sollen idealerweise in einer anderen Kirche einen neuen Platz finden. Auch die vier Glocken im Kirchturm sind ein wichtiger Bestandteil der Geschichte des Gebäudes. (Constantin Butler) +++