

97 Millionen Euro für Kreiskrankenhaus-Neubau: "Entscheidung für die Region"
03.04.25 - Der Neubau des Kreiskrankenhauses in Alsfeld wird insgesamt 97 Millionen Euro kosten und von Ende 2025 bis Ende 2028 realisiert werden, gleich neben den bisherigen Gebäuden. Am Ende sollen nicht nur die Patienten, sondern auch Mitarbeiter und die ganze Region profitieren und die Gesundheitsleistungen sogar effizienter erbracht werden. Kann das funktionieren?
Drei bis vier Millionen Euro schießt der Landkreis bisher pro Jahr zu, um die Betriebskosten des Siebzigerjahre-Baus an der Schwabenröder Straße zu decken. "Der Landkreis wird auch in den neuen Strukturen seiner Verantwortung gerecht werden - aber müssen es drei bis vier Millionen Euro pro Jahr sein?", fragte Landrat Dr. Jens Mischak (CDU) beim Pressegespräch am Mittwoch demonstrativ Geschäftsführer Volker Röhrig. Der gab zu, dass es in Alsfeld und Umgebung in der Vergangenheit gewisse Irritationen gegeben habe, ob denn der Neubau tatsächlich komme, schließlich sei über Jahre hinweg die Frage Neubau oder Sanierung diskutiert worden. Heute könne man ganz klar sagen: "Die Menschen in Alsfeld und die Mitarbeiter des Krankenhauses freuen sich auf den Neubau", das sei auch bei einer Versammlung der Anlieger vor wenigen Tagen sehr deutlich geworden.
Ambulantisierung wird vorangetrieben
Für insgesamt 97 Millionen Euro, 43 davon vom Kreis, wird in den neuen energieeffizienten Gebäuden nicht nur modernste Medizintechnik untergebracht, sondern auch die Ambulantisierung vorangetrieben: Viele Operationen können inzwischen ambulant durchgeführt werden - ein Bänderriss, der früher zwei Wochen stationärer Behandlung bedeutet hat, wird heute innerhalb eines halben Tags abgefertigt. Eine besonders große geriatrische Abteilung soll dazu auch der demografischen Entwicklung entgegenkommen. "Wir haben bereits im Jahr 2023 bei den ersten Anzeichen der Krankenhausreform mit dem Sozial- und Finanzministerium das neue Konzept abgestimmt. Da kam auch schon die Reduzierung der Bettananzahl aufgrund der fortschreitenden Ambulantisierung auf den Plan", so Röhrig. In wenigen Tagen erfolgt die Übergabe eines üppigen Förderbescheids: Fast 50 Prozent der Förderung des Neubaus erfolgen durchs Land Hessen, ungewöhnlich für ein Haus dieser Größenordnung, so Röhrig.
Auf 50 mal 50 Metern und 13.000 Quadratmetern Geschossfläche soll der Basisnotfallversorger in neuen Räumen, ausgenommen der Verwaltung, entstehen. Die stationäre und ambulante Infrastruktur soll besser verbunden werden, man wolle sich auf bestimmte Leistungsgruppen konzentrieren, aber: "Man darf nicht aus dem Blick verlieren, dass der Neubau finanziell ein echter Kraftakt ist, aber auch Arbeitskräfte in der Region sichern soll", versicherte der Erste Kreisbeigeordnete Patrick Krug. Die wenigsten wollten auf dem Land Medizin ausüben, ein Neubau werde auch Fachkräfte anziehen, hoffte Mischak. "Es gilt aber auch, die Versorgung im Westkreis sicherzustellen. Zwar gibt es im Vogelsbergkreis zwei weitere Krankenhäuser, aber ein Haus der Grundversorgung wie hier sorgt auch dafür, dass man sich anderswo im Vogelsbergkreis keine Gedanken machen muss. Es darf nicht von der Bildfläche verschwinden."
"Weniger Ärzte heißt auch weniger Apotheken"
Der Neubau, der auch durch die Einreichung des Bauantrags und den baldigen Förderbescheid in trockenen Tüchern scheint, sei geradezu eine volkswirtschaftliche Entscheidung für die Region, denn: "Weniger Ärzte heißt auch weniger Apotheken, aber auch weniger Kindergärten und andere Einrichtungen, das hängt alles zusammen", so Röhrig. Visualisierungen des Neubaus lassen den altbackenen Charme des jetzigen Kreiskrankenhauses vergessen: Eine Cafeteria im Erdgeschoss soll Campus-Atmosphäre verleihen, der Wirtschaftshof im Untergeschoss soll komplett unterirdisch angelegt werden, um Lärmemissionen zu minimieren. Ab dem 1. Stockwerk wird der gesamte Bau um 16 Meter nach Westen versetzt, um die Front aufzubrechen und nicht zuletzt die Nachbarn zu schonen. Der Baubeginn ist im vierten Quartal 2025. (mau) +++