
Lesung von Karolina Kuszyk in der Katholischen Akademie
06.04.25 - In der Katholischen Akademie des Bistums Fulda fand am Mittwoch eine eindrucksvolle Lesung aus dem Buch "In den Häusern der Anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen" der polnischen Autorin Karolina Kuszyk statt. Die Veranstaltung widmete sich einem oft übersehenen Kapitel der europäischen Geschichte und zeigte die verwobenen Schicksale von Polen und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Karolina Kuszyk porträtiert in ihrem Werk das Leben polnischer Bürger, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in ehemals deutschen Häusern und Gebieten in Westpolen siedelten. Nach den politischen Umwälzungen des Krieges wurden die Grenzen Polens in den Westen verschoben, was dazu führte, dass Ostpolen Teil der Sowjetunion wurde und ehemalige deutsche Gebiete entlang der Oder-Neiße-Grenze von polnischen Umsiedlern bewohnt wurden.
"Poniemieckie", wie diese Orte und Hinterlassenschaften der Deutschen in Polen genannt werden, stehen im Mittelpunkt des Buches. Diese Bezeichnung umfasst Gebäude, Gegenstände und ganze Orte, die von den Deutschen zurückgelassen wurden, als sie am Ende des Zweiten Weltkriegs flüchteten. Die neuen Bewohner, viele von ihnen selbst Vertriebene oder Umgesiedelte, begannen hier einen neuen Lebensabschnitt – ein Neubeginn im "Fremden". So wird in Kuszyks Buch nicht nur von materiellen, sondern auch von emotionalen Erbstücken erzählt, die über Zeit und Generationen hinweg die Beziehungen zwischen Polen und Deutschen prägen.
Die Lesung und das anschließende Gespräch waren eine Kooperation der Landsmannschaft Schlesien Nieder- und Oberschlesien e.V. und der Katholischen Akademie des Bistums Fulda. Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft, führte das Gespräch mit der Autorin und dem Publikum. Gunter Geiger, Direktor der Katholischen Akademie, eröffnete den Abend vor einem interessierten Publikum von etwa 130 Zuhörenden und verabschiedete Karolina Kuszyk mit langanhaltendem Applaus.
Das Buch "In den Häusern der Anderen" (im polnischen Original "Poniemieckie") löste in Polen eine lebhafte Diskussion über den Umgang mit den deutschen Hinterlassenschaften aus und wurde in Deutschland ein Spiegel-Bestseller. Karolina Kuszyk, geboren in Legnica und mittlerweile in Berlin sowie Niederschlesien lebend, erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Arthur-Kronthal-Preis 2020, der Kulturpreis Schlesien 2023 und der Georg-Dehio-Buchpreis 2024. Die hervorragende Übersetzung von Bernhard Hartmann wurde ebenfalls gewürdigt und erhielt 2023 den Sonderpreis des Riesengebirgspreises für Literatur.
Am Ende der Lesung wurden alle 30 verfügbaren Exemplare des Buches signiert und verkauft. (mp/ pm) +++