

"Was soll die Landwirtschaft noch alles leisten?" – Osthessens Bauern bangen
04.04.25 - "Die Landwirtschaft ist der Anker für ländliche Räume": Mit diesen Worten unterstrich Sebastian Schneider, Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes, die Bedeutung der Agrarkultur bei der Mitgliederversammlung des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld. Die Versammlung im Gemeindezentrum Künzell stand ganz im Zeichen der zukünftigen Herausforderungen und Chancen der Landwirtschaft.
Gespannt klebten die Mitglieder des Kreisbauernverbandes an den Lippen von Schneider, der über das Thema "Verbandsarbeit heute und morgen" referierte. Zahlreiche Gäste aus Politik und Verwaltung, darunter Landrat Bernd Woide und der Landtagsabgeordnete Thomas Hering, nahmen ebenfalls an der Mitgliederversammlung teil. Auch viele Bürgermeister aus der Region zeigten durch ihre Anwesenheit ihr Interesse an der Landwirtschaft und deren Weiterentwicklung.
Die Versammlung bot den Landwirten des Vereins eine Plattform, um sich über aktuelle Entwicklungen und politische Rahmenbedingungen auszutauschen. Sebastian Schneider betonte in seinem Vortrag die zentrale Rolle der Verbandsarbeit, die sowohl auf landes- als auch auf bundespolitischer Ebene immer wichtiger werde. Er ging auf die Veränderungen in der Agrarpolitik ein und skizzierte die Herausforderungen, denen sich Landwirte in den kommenden Jahren stellen müssen. "Was soll denn die Landwirtschaft noch alles leisten?"
"Landwirtschaft als Schlüsselbranche"
Ein wesentlicher Punkt der Veranstaltung war die zunehmende Regulierung, die Landwirte vor große bürokratische Hürden stellt. Sebastian Schneider verdeutlichte, dass der Bauernverband als Vermittler zwischen Politik und Praxis agiere und sich intensiv für praxisnahe Lösungen einsetze. "Wir verstehen uns als Stimme für Menschen, die im ländlichen Raum leben", so der Generalsekretär: "Wir verstehen die Landwirtschaft als Schlüsselbranche." Besonders die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und wirtschaftliche Rentabilität standen im Mittelpunkt seiner Ausführungen. "Unsere Forderung ist die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit", fasste Sebastian Schneider zusammen.Woide fordert regionale Lösungen
Landrat Woide hat sich für die gute Zusammenarbeit im Landkreis Fulda bedankt und gleichzeitig die Herausforderungen für die Landwirtschaft angesprochen. In einer schwierigen Zeit, in der unter anderem unklar sei, wie sich die Zölle zwischen Europa und den USA auf landwirtschaftliche Produkte auswirken werden, müsse man auch die eigenen Chancen erkennen. "Ich bin froh, Landrat in einem Kreis zu sein, in dem die Landwirtschaft noch etwas gilt", betonte Woide. Besonders die Themen Wolf und Biber seien weiterhin eine Herausforderung. Während Naturschützer sich über die Rückkehr des Bibers freuten, stelle das Tier für Landwirte zunehmend ein Problem dar. Woide forderte daher, dass Entscheidungen zu diesen Themen stärker auf regionaler Ebene getroffen werden sollten. "Und wir werden die Landwirtschaft nach unseren Möglichkeiten weiterhin unterstützen", betonte der Landrat.Die Landwirtschaft ist eine tragende Säule der Gesellschaft und stark von politischen Entscheidungen abhängig. Das betonte Hering in seinen Grußworten. Besonders die regionale Produktion spiele dabei eine immer größere Rolle. "Regional ist das neue Bio – das macht uns aus", unterstrich Hering und hob hervor, dass die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft von großer Bedeutung sei. Auch gesetzliche Rahmenbedingungen wie das Ladenschlussgesetz hätten Auswirkungen auf die Branche und müssten mit Bedacht gestaltet werden.
Die Branche kämpft
Viele Landwirte sind längst nicht mit politischen Entscheidungen einverstanden, die für sie getroffen werden: gerade die jüngsten Demonstrationen haben Wirkung gezeigt, betonte Stefan Schneider, Vorstand des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld. "Wir haben vieles erreicht." Dennoch gebe es weiterhin Herausforderungen, insbesondere bei der Tierhaltung in Deutschland. "Wir brauchen Lösungen, um sie in die Zukunft zu führen", so Stefan Schneider. In der Region seien in den letzten Jahren kaum noch Ställe gebaut worden – daran müsse gearbeitet werden. Zudem setze man beim Thema Naturschutz auf Kooperationen statt auf neue Regelungen. Eine bessere Planungssicherheit sei entscheidend für die Zukunft der Landwirtschaft.Die Anwesenden waren sich einig, dass Landwirte nicht nur als Produzenten von Nahrungsmitteln, sondern auch als Bewahrer der Kulturlandschaft eine Schlüsselrolle einnehmen. Die Politik müsse dafür sorgen, dass sie unter fairen Bedingungen wirtschaften könnten. Auch das Thema Verbraucherakzeptanz wurde angesprochen. Viele Landwirte spüren eine zunehmende Entfremdung zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Der Dialog mit der Gesellschaft müsse verstärkt werden, um das Verständnis für landwirtschaftliche Prozesse zu verbessern. Bildungsarbeit und Transparenz seien hier entscheidende Faktoren. (Constantin Butler) +++