

Erinnerung und Mahnung: "Todesmarsch" von KZ-Häftlingen im März 1945
06.04.25 - Die Katholische Akademie im Bistum Fulda hat in einem Akademieabend an den 80. Jahrestag des Todesmarsches erinnert, den Häftlinge und Zwangsarbeiter aus dem KZ "Katzbach" in den Frankfurter Adlerwerken nach Hünfeld antreten mussten. Von dort wurden sie weiter in NS-Konzentrationslager transportiert.
In der vergangenen Woche wurde zum stillen Gedenken an die Opfer dieses "Todesmarsches" am Bahnhof in Hünfeld von Erster Stadträtin Martina Sauerbier ein Kranz niedergelegt. Gekommen waren auch Vertreter des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945 und Jenni Hauwert-Swistak aus Australien, deren Vater den "Todesmarsch" überlebt hatte. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Kunstwerk "Rückkunft" des Schlitzer Künstlers Ulrich Barnickel, das seit 2014 an das Geschehen vom März 1945 erinnert.
Unvorstellbare Tortur
Unter den 360 Häftlingen waren 29 jüdische Gefangene, aber auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Regimegegner und andere den NS-Schergen missliebige Menschen. Sie alle wurden während einer unvorstellbaren Tortur auf dem viertägigen Marsch von Frankfurt über Fechenheim und Dörnigheim, auf der Reichsstraße 40 nach Hanau und weiter über Langenselbold, Gelnhausen und Fulda nach Hünfeld getrieben. Schon kurz, nachdem der Leidensmarsch in Hanau die Stadt hinter sich gelassen hatte, wurden die ersten 24 Kranken und nicht gehfähigen Gefangenen brutal erschossen.
Zeitgenössische Quellen berichten darüber, dass entlang der Strecke noch bis in die 60er Jahre hinein Leichen in Gräben, Hecken und Senken gefunden wurden, die anhand ihrer Kleidung mit Häftlingsnummern oder Erkennungsmarken diesem "Todesmarsch" zugeordnet werden konnten.
Pater Bleuel bestattete Opfer
Die Zahl der Gefangenen soll im Hünfelder Stadtteil Rückers nur noch 60 bis 70 betragen haben. Die Gedenkstätte des KZ-Lagers spricht dagegen von 240, die in Hünfeld angekommen sein sollen. Aus den Friedhofsunterlagen der damaligen Gemeinde Rückers geht hervor, dass der seinerzeitige Bürgermeister die Opfer auf dem Friedhof hatte bestatten lassen. Pater Bleuel, der aus dem Hünfelder Kloster vertrieben worden war, und einige Rückerser gaben den Opfern das letzte Geleit. Die Leichen wurden später auf Veranlassung des Kreises Hünfeld zusammen mit gefallenen Soldaten exhumiert und in Hünfeld beigesetzt.Auch in Hünfeld selbst gab es noch einen Vorfall, von dem eine mittlerweile verstorbene Anwohnerin am Niedertor berichtete. Einer der Teilnehmer des Marsches hatte auf einem Misthaufen Kartoffelschalen entdeckt und wollte seinen Hunger damit stillen. Noch bevor die Bewacher ihn ermorden konnten, wurde er von einem fanatisierten Hitlerjungen mit seinem Tesching, einer kleinkalibrigen Langwaffe, erschossen. (mp/ pm) +++