
Wasserpreise steigen für fünf Kommunen deutlich: Neue Grundgebühr erhoben
08.04.25 - Im Kreis Hersfeld-Rotenburg steigen die Gebühren für Wasser und Abwasser in einigen Kommunen deutlich – und bringen viele Haushalte an ihre Belastungsgrenze. Besonders eine neue jährliche Grundgebühr sorgt für Diskussionen. Der zuständige Zweckverband nennt die Gründe für die Erhöhungen und macht die politischen Rahmenbedingungen mitverantwortlich.
Die aktuellen Abrechnungen, die derzeit in den Briefkästen vieler Haushalte landen, zeigen: Die Schmutzwassergebühr klettert im Kreis von 4,80 auf 6 Euro pro Kubikmeter. Auch das Trinkwasser kostet mehr – hier steigt der Preis um 70 Cent auf nun 3,80 Euro. Wer Regenwasser einleitet, zahlt statt 96 Cent seit dem 1. Januar 2025 1,20 Euro. Die Preissteigerungen treffen nicht nur einzelne Orte, sondern alle fünf Mitgliedskommunen des Wasser- und Abwasserzweckverbands des Kreises Hersfeld-Rotenburg (WAZV): Nentershausen, Ronshausen, Herleshausen, Hohenroda und Cornberg.
Grundgebühr sorgt für Diskussionen
Für Kritik sorgt ein zusätzlicher Posten auf den Abrechnungen: eine neue Grundgebühr in Höhe von 180 Euro pro Jahr. Auf Nachfrage erklärt Andre Stenda, der stellvertretende Vorsitzender des WAZV, worum es sich bei der neuen Gebühr handelt. Die 180 Euro jährlich – also 15 Euro pro Monat – seien eine neu eingeführte Grundgebühr, die für die Bereitstellung des gesamten Wasserversorgungssystems erhoben werde. Und obwohl sie auf der Rechnung doppelt auftaucht, sei sie nur einmal zu entrichten. "Die Kanalsysteme verursachen nicht nur laufende Kosten, sondern auch fixe Kosten. Dieser Betrag wird für diese fixen Kosten verwendet", so Stenda.Beschlossen wurden die neuen Kostenpunkte von der Verbandsversammlung auf einer Sitzung vom 21. Februar 2024. "Glücklich sind wir darüber nicht", gesteht Stenda: "Gebührenerhöhungen sind nie Beschlüsse, die man gerne fasst. Es war auch nicht alles einstimmig - am Ende des Tages ist es ein demokratischer Prozess."
Demografischer Wandel und steigende Vorschriften
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Hinter den Preisanpassungen stehen mehrere Faktoren, die nicht nur lokal verursacht sind. Hintergrund der Gebührenerhöhungen sind laut WAZV steigende Ausgaben in nahezu allen Bereichen der Infrastruktur. Energie, Material und Baukosten seien in den letzten Jahren massiv gestiegen. Zudem müsse der Verband immer strengere gesetzliche Vorgaben erfüllen – etwa im Bereich Umweltschutz, Hygiene und technischer Standards. Das koste nicht nur Geld, sondern erhöhe auch den bürokratischen Aufwand. "Die Vorschriften sind immens gestiegen. Gewisse Regularien sind natürlich immer notwendig, aber trotzdem glaube ich, dass wir da in Deutschland überreglementiert sind", kritisiert Stenda: "Wir haben hohe Standards, die zu steigenden Kosten führen."Auch der demografische Wandel spiele eine Rolle: Immer weniger Haushalte müssten für den Unterhalt der gleichen Infrastruktur aufkommen. Dadurch steige der Kostenanteil für den Einzelnen weiter an. Stenda nannte den demografischen Wandel: "Das Problem des ländlichen Raumes." Die neue Grundgebühr sei daher ein Versuch, fixe Kosten gerechter zu verteilen. Sie soll alle Nutzer unabhängig von ihrem Wasserverbrauch an den allgemeinen Betriebskosten beteiligen. Das Ziel: Die Stabilität des Systems langfristig sichern, ohne die Verbrauchsgebühren überproportional zu belasten.