

Antwort auf deutliche Kritik: Ministerium widerspricht Rotenburgs Bürgermeister
10.04.25 - Das hessische Finanzministerium hat auf die deutliche Kritik des Rotenburger Bürgermeisters geantwortet: Marcus Weber hat kein Verständnis für die Entscheidung des Landes, die Außenstelle des Finanzamts in der Fuldastadt zu schließen – und machte seinem Ärger Luft. Doch nun reagiert das Ministerium auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS mit Zahlen, Fakten und einem klaren Kurs: Digitalisierung statt Behördenbesuch.
Weber hatte sich enttäuscht darüber gezeigt, dass die Stadt Rotenburg erst nach der endgültigen Entscheidung über die Neuorganisation des Finanzamts informiert worden sei. Die Stadt, so seine Sicht, hätte sich gerne an der Suche nach Lösungen beteiligt.
Laut Hessischem Finanzministerium wurden jedoch Bürgermeister, Landrat und Landtagsabgeordnete "vorab über die zukunftsfeste Neuaufstellung des Finanzamts Hersfeld-Rotenburg informiert". Zudem betont das Ministerium: Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen vor Ort sei "gut und vertrauensvoll".
Zentralisierung geht nicht zulasten Rotenburgs Der Bürgermeister sieht die Maßnahme als Teil eines größeren Trends. Immer mehr Einrichtungen seien aus Rotenburg abgezogen und in den Südteil des Landkreises verlagert worden. Der Verlust der Finanzamtsaußenstelle reihe sich dabei in eine Reihe von Entscheidungen ein, die Rotenburg geschwächt hätten.
Das Finanzministerium widerspricht dem nicht direkt, verweist aber auf Effizienzgründe: "Servicestellen wie früher sind nicht mehr notwendig. Dem Rechnung zu tragen gebietet uns auch der sorgsame und effiziente Umgang mit Steuergeld." Die Zahlen sprächen eine eindeutige Sprache: 99,8 Prozent der Kontaktaufnahmen mit den hessischen Finanzämtern im Jahr 2024 sowie im ersten Quartal 2025 erfolgten telefonisch oder digital – auch im Fall des Finanzamts Hersfeld-Rotenburg.
Ältere Menschen bleiben nicht auf der Strecke
Weber hatte davor gewarnt, dass vor allem ältere Menschen benachteiligt würden, wenn sie künftig für persönliche Termine nach Bad Hersfeld fahren müssten. Nicht jeder könne problemlos online kommunizieren oder ein Auto nutzen, lautete sein Einwand.Auch auf diesen Punkt geht das Ministerium ein – allerdings mit Blick auf das tatsächliche Verhalten der Bürger. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass inzwischen nahezu alle Anliegen telefonisch oder digital mit Unterstützung des Bürgerservice erledigt werden können", heißt es. Der klassische Behördengang sei "fast nicht mehr notwendig". Selbst Steuerformulare würden auf Wunsch telefonisch bestellt und per Post zugesendet – der Hauptgrund für persönliche Termine entfalle somit weitgehend.
Rotenburg bleibt Ausbildungsstandort Weber hatte auch konkrete Vorschläge eingebracht. So könne etwa ein Teil des Finanzamts im Studienzentrum der Finanzverwaltung in Rotenburg untergebracht oder eine Servicestelle in städtischen Räumen eingerichtet werden.
Diese Ideen kommentiert das Ministerium nicht direkt, weist aber auf die weiterhin große Bedeutung Rotenburgs für die Steuerverwaltung hin: "Rotenburg ist und bleibt das Herz der Ausbildung für die Steuerverwaltung – mit einer Präsenz von inzwischen rund 2.300 Studierenden und über 200 Beschäftigten macht dies die Stadt hessenweit zu einem unserer größten und bedeutendsten Standorte überhaupt."