

In der Suite von Franz Josef Strauß: Klaus Arend war 45 Jahre Bundespolizist
09.04.25 - Das Bundespolizeirevier Fulda ist der Bundespolizeiinspektion Kassel untergeordnet, die mit 280 Beschäftigten unter anderem polizeiliche Aufgaben an Bahnhöfen und in Zügen wahrnimmt. Polizeihauptkommissar Klaus Arend war 45 Jahre im Dienst, hat die komplette Transformation vom Bundesgrenzschutz zur Bundespolizei miterlebt und war 20 Jahre als Pressesprecher Schnittstelle zur Öffentlichkeit.
Im Besprechungsraum des Bundespolizeireviers Fulda am Bahnhof hat der 61-Jährige den Kaffee aufgefahren, die Frage nach der Anzahl der Instagram-Follower der Bundespolizeiinspektion übernimmt gleich Tanja Büdenbender. Die hat bereits im September letzten Jahres in Kassel angefangen und ist zusammen mit Ibrahim Aras jetzt für die Pressearbeit zuständig. Denn Arend checkt aus, nach beinahe 46 Jahren als Bundespolizist, Ende des Monats. Die Ausbildung zum Social-Media-Manager hat er mitgemacht, aber jetzt übernehmen die Jüngeren. Twitter und Instagram sind für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundespolizei inzwischen unerlässlich, auch fürs Image.
Leistungserschleichungen im Zug, Gewaltdelikte und Diebstähle
"80 Prozent unserer Einsätze sind bahnpolizeiliche Aufgaben, an Bahnanlagen des Bundes und auf den Bahnstrecken. Der Fuldaer Bahnhof ist neben Kassel-Wilhelmshöhe und Gießen inzwischen ein Aufgabenschwerpunkt. Der Großteil der Delikte, um den sich unsere Kollegen kümmern, sind Leistungserschleichungen im Zug, aber auch Gewaltdelikte und Diebstähle. Der mangelnde Respekt gegenüber Uniformierten bis hin zu Widerstand und Angriffen hat stark zugenommen, das bereitet mir Sorge. Man kann nicht wissen, ob man heil nach Hause kommt. Aus einer Ausweiskontrolle entsteht heute schnell eine Bedrohungslage, die Schutzausrüstung ist wichtiger denn je für die Kollegen in den Bahnhöfen."
Aus den Revieren Gießen und Fulda kommen die Lagemeldungen nach Kassel, dort entscheiden Arend und seine Kollegen, was genug Nachrichtenwert hat, um übers Pressemitteilungs-Portal der Deutschen Presse-Agentur verbreitet zu werden, einsatzbegleitende Öffentlichkeitsarbeit. Längst nicht alles ist so relevant für die Öffentlichkeit wie der Castor-Transport durch Fulda neulich, wo die Presse-Bundespolizisten für Fernsehsender vor der Kamera stehen. "Unser Ziel ist, möglichst viele Straftaten aufzuklären. Das gelingt häufig auch durch unsere Pressearbeit: Als vor Kurzem bei einem ICE im Bahnhof Wilhelmshöhe die Scheiben eingeschlagen wurden, hatten wir deswegen gleich sehr viele Zeugenhinweise." Mit zwei Dienststellen werden so Tag für Tag Einsätze auf einem Gebiet von 1.300 Quadratkilometern aufbereitet. "Der Zuständigkeitsbereich geht nördlich bis nach Bad Karlshafen, südlich bis zur Wetterau-Grenze, da beginnt der Bereich der Inspektion Frankfurt. Schlüchterner Tunnel Ortseingang sind wir zuständig, Ortsausgang ist schon Frankfurt." Nur bei Großlagen wie dem Eisenbahnunfall im Landrückentunnel im Jahr 2008 werden weitere Beamte zur Bewältigung des Medienandrangs herangezogen.
"Inzwischen gleichwertige Polizeibehörde"
Arend, der bereits 1979 bei der Bundespolizei, damals noch dem Bundesgrenzschutz, angefangen hat, kann auf die komplette Transformation von der Grenzpolizei zur Sonderpolizei zurückschauen. "Die Unterschiede liegen im Zuständigkeitsbereich, sonst sind wir wie die Länderpolizeien. Mit der Wiedervereinigung hat sich das Einsatzspektrum verändert, da gab es über Jahre auch ein gewisses Wahrnehmungsproblem, was denn genau jetzt die Bundespolizei ist. Aber wir haben einen sehr guten Wandel durchlaufen und müssen uns als gleichwertige Polizeibehörde hinter niemandem verstecken."
Büdenbender, die bereits während ihrer Ausbildung zweieinhalb Jahre in der Fuldaer Einsatzabteilung verbracht hat, kennt die Aufgaben der Bundespolizei im Bahnhof gut. Sie war von 1997 bis 2015 Streifen- und Kontrollbeamtin im Frankfurter Hauptbahnhof. Und hat sich nicht zuletzt deshalb für die Pressearbeit entschieden: "Ich wollte nicht mehr mit der klassischen polizeilichen Klientel zu tun haben und auch nicht jedes Wochenende Fußballfans begleiten. So kann ich der Öffentlichkeit anders dienen und gegenübertreten."
Aber selbst der geruhsamere Bürodienst bietet genug Aufregung. Ohne großes Überlegen gibt Arend sein Highlight aus 46 Dienstjahren zum Besten: "Fürs Presse-Grundseminar war ich mit einem Kollegen in Wildbad Kreuth, in der CSU-Tagungsstätte. Als wir im Hotel ankamen, waren wir gar nicht angemeldet. Nach langem Hin und Her wurde uns die Suite von Franz Josef Strauß zur Verfügung gestellt. Darin ein Ehebett. Da lag ich dann mit meinem Kollegen, mit den Tchibo-Schlafanzügen, die uns unsere Frauen gekauft hatten." (mau) +++