

Gelungenes Jubiläumskonzert: Hundert Jahre Musikverein Dipperz-Rhön
13.04.25 - Ein rundum gelungenes Jubiläumskonzert anlässlich seines 100-jährigen Bestehens präsentierten die rund 30 Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Dipperz-Rhön unter dem Dirigat von Yannik Helm im vollbesetzten Bürgerhaus Dipperz. Was das Publikum erlebte, war weit mehr als ein bloßes Jubiläumskonzert: Es war eine eindrucksvolle Demonstration dessen, was ein engagiertes Orchester mit gewachsenem Selbstverständnis, stilistischer Bandbreite und einem ausgeprägten Gemeinschaftsgeist auf die Bühne zu bringen vermag - ein Fest der Musikalität, das in seiner Vielschichtigkeit und Qualität selbst in größeren Häusern Eindruck hinterlassen hätte.
Außerdem wurden langjährige aktive und passive Mitglieder vom Verein selbst und durch den Ehrenpräsidenten des Hessischen Musikverbandes (HMV), Rudolf Barget, geehrt. Zu Beginn begrüßte Daniel Goldbach, Sprecher des Führungsteams, die Gäste und die Ehrengäste Rudolf Barget, Ehrenpräsident des HMV, Ehrenvorsitzende Gerhard Koch und Matthias Weber, Pfarrer Piotr Kownacki und Pfarrer Maximilian Weber-Weigelt, Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler sowie die anwesenden Ehrenmitglieder, Ortsvorsteher, Vereinsvorsitzende und Pressevertreter.
Junger engagierter Dirigent
Daniel Goldbach führte aus, dass der Musikverein Dipperz sehr froh sei, seit einem halben Jahr mit Yannik Helm einen jungen und engagierten Dirigenten zu haben, der ein Programm aus verschiedenen Genres ausgewählt und einstudiert habe und man so gut gerüstet in das Jubiläumsjahr (Festwochenende 13.06. bis 16.06.2025) starten könne. Stephan Schulz führte die Zuhörer auf gewohnt charmante Weise durch das bunte Musik-Programm, erläuterte die Titel und gab Informationen zu Komponisten und Arrangeuren.Das Programm sorgfältig und dramaturgisch fein abgestimmt, eröffnete mit der klangmächtigen "Montana-Fanfare" von Thomas Doss. Schon hier offenbarte das Orchester, worauf sich das Publikum für die kommenden zwei Stunden freuen durfte: ein homogener Gesamtklang und eine klare Stimmführung in allen Registern.
Mit dem legendären Walzer "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauss – in einer Bearbeitung von Walter Tuschla – wagte man sich an ein Stück mit großer orchestraler Tradition. Der Musikverein begegnete ihm nicht mit musealer Ehrfurcht, sondern mit frischer Eleganz und einem sensiblen Gefühl für den berühmten "Wiener Atem". Eine Herausforderung, die das Ensemble gut meisterte.
Gekonntes Flügelhornspiel
Einer der Höhepunkte des Abends folgte mit Fred Armbruesters "Vive Dios!", getragen vom gekonnten Flügelhornspiel Peter Goldbachs. Seine differenzierte Phrasierung zwischen ruhigen Passagen und lebhaften lateinamerikanischen Rhythmen gaben dem Werk eine emotionale Tiefe, die im Saal spürbar wurde. Solist und Ensemble verschmolzen hier zu einer Einheit, in der musikalischer Ausdruck über Technik triumphierte.Spätestens bei "Bohemian Rhapsody" (Queen, arr. Philip Sparke) wurde deutlich: Dieses Orchester kennt keine stilistischen Berührungsängste. Was leicht zum bloßen Effekt verkommen könnte, wurde hier mit Ernst, Energie und großem Respekt vor dem Original gespielt – komplexe Rhythmen, Wechsel der Klangfarben, der gesungene Duktus: dies alles auf beeindruckendem Niveau umgesetzt.
Im ersten Teil des Konzertes ehrte Daniel Goldbach dann mit Unterstützung seiner Führungsteam-Kollegen Bernd Biensack und Peter Goldbach drei Vereinsmitglieder für mehr als 25-jährige aktive Mitgliedschaft mit der silbernen Ehrennadel und -urkunde. Dies waren Veronika Dittmann, Johannes Handwerk und Rita Walter.
Ehrungen
Ferner wurden 10 ehemals aktive Musiker, die weiterhin im passiven Status dem Verein angehören und verbunden sind, für mehr als 50 Jahre Mitgliedschaft mit der goldenen Ehrennadel und -urkunde ausgezeichnet. Diese Ehrung erhielten: Martin Goldbach, Stefan Goldbach, Peter Heumüller, Wolfgang Kirschte, Bernhard König, Stefan König, Roland Müller, Karl Näck, Herbert Schäfer, Stefan Schäfer, Ewald Walter und Michael Weber.Mit Yannik Helms eigener Bearbeitung von "Über den Wolken" zeigte er einmal mehr, wie er das Orchester klangsensibel und sicher führte, wobei das Arrangement wie maßgeschneidert für die Musike-rinnen und Musiker wirkte. Mit einem Potpourri von "Nena" mit bekannten Hits der 80-iger und 90-iger Jahre klang die erste Konzerthälfte heiter und stimmungsvoll aus.
Im zweiten Teil des Konzertabends richtete sich der Blick stärker auf regionale Verankerung und böhmische Klangtradition – und damit auf ein Herzstück der Vereinsidentität. Der Marsch "Zur Rhön hinauf" von Christopher Dehl schlug dabei eine kunstvolle Brücke zwischen Heimatgefühl und musikalischem Anspruch, nicht zuletzt durch das klug integrierte Volkslied "Frisch auf zur lieben Rhön".
Hieran schlossen sich die Ehrungen des Hessischen Musikverbandes durch dessen Ehrenpräsidenten, Rudolf Barget, an. Zunächst erhielt der Musikverein Dipperz die Goldene Plakette mit Urkunde der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. (BDMV) zu seinem 100-järhrigen Vereinsjubiläum.
Als aktive Musikerinnen und Musiker wurden anschließend ausgezeichnet:
- Ehrennadel mit Urkunde in Anerkennung 10-jähriger aktiver Tätigkeit
- Anna Goldbach, Daniel Goldbach, Julia Goldbach, David Weber, Maximilian Weber, Niklas Weber, Steffen Leibold und Tobias Schleicher
- Ehrennadel mit Urkunde in Anerkennung 20-jähriger aktiver Tätigkeit
- Carina Goldbach und Stephanie Weber
- Ehrennadel mit Urkunde in Anerkennung 25-jähriger aktiver Tätigkeit
- Veronika Dittmann, Johannes Handwerk und Rita Walter
- Ehrennadel mit Kranz und Urkunde in Anerkennung 40-jähriger aktiver Tätigkeit
- Peter Goldbach, Rainer Hoberger, Jürgen Krick und Bernhard Weber
- Ehrennadel in Gold mit Diamant verbunden mit Ehrenbrief des BDMV in Anerkennung und Würdigung der herausragenden Verdienste für 50- jährige aktive Tätigkeit
- Gerhard Walter, Hugo Walter und Matthias Weber
Traditionelle Formen wie Polka und Walzer
Dass traditionelle Formen wie Polka und Walzer noch immer lebendig und ausdrucksstark sein können, bewiesen Stephanie und Matthias Weber, die mit ihrer Gesangsleistung in "Meine böhmische Welt" und "Die Zeit der Rosen" für Gänsehautmomente sorgten. Ihre Stimmen verbanden sich auf natürliche Weise mit dem Orchester und kamen insbesondere bei den "Blasmusik-Fans" sehr gut an.Ein besonderer Moment war die Uraufführung der Jubiläumspolka "Ein ganzes Jahrhundert", komponiert von Yannik Helm. Eine Hommage an den Verein – melodisch charmant, rhythmisch pfiffig, stilistisch verankert in der böhmischen Tradition, aber mit zeitgenössischem Gestus. Das Publikum reagierte mit begeistertem Applaus.
Mit "Am Zehentstadel" und "Euphoria" setzte das Orchester nochmals Akzente: klanglich souverän, rhythmisch präzise, voller Elan. Dass der Verein auch in der Zugabe mit "Gute Nacht" von Ernst Mosch keinen Spannungsabfall riskierte, sondern musikalisch bis zum letzten Ton präsent blieb, unterstrich das hohe Niveau dieses Abends.
Der Musikverein Dipperz-Rhön e.V. hat sich zum eigenen Hundertjährigen nicht nur selbst beschenkt – er hat sein Publikum mitgenommen auf eine musikalische Reise, die weit über die Region hinausstrahlte. Der Applaus war langanhaltend, aufrichtig – und zutiefst verdient. (mau/pm) +++