

Störche trotzen allen Plänen: Nistplatz auf dem Bahnmast sorgt für Aufsehen
16.04.25 - Mitten im Herz der Stadt, nur einen Steinwurf vom alten Lokschuppen entfernt, trotzt ein Storchenpaar allen Plänen der Behörden – und baut sein Nest ausgerechnet auf einem Oberleitungsmast. Während Bahn, Stadt und Landkreis um Lösungen ringen, schreiten die Vögel zur Brut. Für die einen ein Risiko für den Bahnverkehr – für die anderen ein Wunder der Natur.
In der Nähe des alten Lokschuppens am Bahnhof Hünfeld hat ein Storchenpaar ein Nest auf einem Oberleitungsmast errichtet. Das ungewöhnliche Verhalten der Tiere sorgt derzeit für Gesprächsstoff in der Stadt – nicht zuletzt deshalb, weil es sich offenbar um dasselbe Paar handelt, das bereits im Vorjahr an fast gleicher Stelle genistet hatte.
Zurück auf dem Mast
Damals wurde das Nest entfernt. "Für die Störche wurde ein alternativer Nistplatz geschaffen und das bestehende Storchennest entfernt", erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die Entscheidung sei gemeinsam mit der Stadt Hünfeld getroffen worden. Die Genehmigung zur Entfernung habe der Landkreis Fulda erteilt. Auch in diesem Jahr hätten die Tiere wieder Alternativen gehabt, wie die Stadt Hünfeld auf Anfrage mitteilt: "Nachdem den Storchen zwei Alternativstandorte in unmittelbarer Nähe offeriert worden waren, haben sie sich dennoch für den benachbarten Oberleitungsmast entschieden." Dort bauen sie nun erneut – und das trotz technischer Anlagen in der Nähe.Wiederkehr der Störche
Laut Stadt handelt es sich um eine besondere Situation, die unter anderem auf den Umbau des Bahnhofs im Jahr 2014 zurückzuführen ist: "Der Abstand zwischen Gleiskörper und Maststandort ist dort höher als üblich." Zudem gebe es entlang der Strecke Hünfeld–Frankfurt mehrere vergleichbare Fälle, bei denen die Bahn bereits Vorkehrungen getroffen habe. Der Landkreis Fulda bestätigt, dass das neue Nest bekannt sei. Es handle sich vermutlich um dasselbe Paar wie im Vorjahr, das bereits mit dem Brüten begonnen habe. Die untere Naturschutzbehörde hatte im Vorfeld die Genehmigung zur Entfernung des alten Nestes erteilt – auf Antrag. Die Störche selbst wurden jedoch nicht aktiv umgesiedelt, betont der Landkreis.Bahn und Behörden im Austausch
Die Bahn beobachtet die Situation nach eigenen Angaben genau: "Hierbei prüft die DB regelmäßig, dass die Stabilität des Mastes durch das Nest weiter gegeben ist." Sollte sich daran etwas ändern, müsse man in Abstimmung mit Behörden und Partnern handeln. "Nach jetziger Einschätzung besteht für die Störche keine Gefahr." Warum die Tiere erneut die Nähe zu den Bahngleisen suchen, bleibt unklar. "Das wissen nur die Störche", heißt es vom Landkreis mit einem Augenzwinkern. Ein ähnlicher Fall hatte im vergangenen Jahr bereits für Aufsehen gesorgt. Damals war das Nest am Lokschuppen entfernt worden – ein Vorgang, der laut Stadt auf Grundlage der Empfehlungen von Umwelt- und Naturschutzbehörden erfolgte. Die Stadt: "Deren Empfehlungen ist die Stadt gefolgt." Zwei alternative Nistplätze wurden eingerichtet – allerdings ohne Erfolg.Storchenpaar ignoriert menschliche Eingriffe
Aktuell ist der Landkreis Fulda Heimat für zahlreiche Störche. Im Vorjahr wurden laut Behörde 64 Jungtiere von 20 Paaren beringt – davon vier bis fünf allein im Raum Hünfeld. Zwei Paare hätten sich dort aktuell ein Nest gebaut, eines davon ebenfalls auf einem Mast.Ob es in Hünfeld zu einem erneuten Eingreifen kommt, ist noch offen. Die Bahn prüft, ob Maßnahmen erforderlich sind, und will im Zweifel mit den zuständigen Stellen zusammenarbeiten. Die Stadt verweist bei Fragen zum Umgang mit dem Nest erneut an die Bahn. Und das Storchenpaar? Das scheint sich von den Diskussionen um seinen neuen Nistplatz bislang nicht stören zu lassen. (Constantin Butler) +++