

Naturnahe Erziehung und Gemeinschaftssinn im Mittelpunkt
19.04.25 - Lange wurde geplant, nun nimmt das Projekt konkrete Formen an: Im "Zukunftsdorf Sonnerden" entsteht ein neuer Kindergarten. Bereits mehrere Anläufe hatte die dortige Elterninitiative genommen, doch jetzt steht der Starttermin fest. Am 1. September sollen die ersten Kinder in die Einrichtung aufgenommen werden.
Die Bewohner der Siedlung sehen einen klaren Bedarf an einer solchen Betreuungsmöglichkeit am Fuße des Wachtküppels. Dieser zeige sich vor allem daran, dass viele Eltern ihre Kinder aus Sonnerden – dabei handelt es sich um das Dorf, das auf dem Gelände der früheren Rhönakademie Schwarzerden entstanden ist – bislang nach Loheland in den dortigen Waldorf-Kindergarten bringen. "Wir wollen hier bei uns einen Ort schaffen, an dem wir den Kindern eine gute Betreuung in naturnaher Umgebung bieten können", sagt Armin Steuernagel, einer der Initiatoren des Projekts. In Sonnerden leben derzeit 22 Kinder, von denen ein Teil von dem neuen Angebot profitieren könnte. Auch Erzieherinnen mit entsprechender Ausbildung gibt es bereits vor Ort.
"Wald-Dorf"-Kindergarten
Der Kindergarten in Sonnerden verfolgt dabei ein besonderes Konzept: Er wird als sogenannter "Wald-Dorf"-Kindergarten geführt. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Wald- und Waldorfpädagogik, ohne jedoch eine klassische Waldorf-Einrichtung zu sein. Der Schwerpunkt liege vielmehr auf der Handlungspädagogik. "Kinder sind die größten Nachahmer", erklärt Erzieherin Hannah von der Gathen, die intensiv an dem Konzept mitgearbeitet hat. Die Idee: Erwachsene erledigen täglich Aufgaben oder tun Dinge – und die Kinder machen es ihnen oft einfach nach. Wenn beispielsweise ein Zaun auf dem Gelände gebraucht wird, bauen die Erzieher diesen gemeinsam mit den Kindern. "Wir wollen ihnen jeden Tag den Raum und die Möglichkeit bieten, ins Tun zu kommen. Gleichzeitig bekommen sie aber auch die Freiheit, das zu tun, was sie möchten", sagt von der Gathen.
Tiere machen den Alltag im Kindergarten lebendiger
Leonie Schmitz betont die besondere Gemeinschaft, die in Sonnerden bereits gewachsen ist: "Ein afrikanisches Sprichwort sagt, dass es ein Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen." In Sonnerden ließe sich dieser Gedanke gut umsetzen, denn neben der natürlichen Umgebung stehen den Kindern zahlreiche Erlebnismöglichkeiten offen. "Der ganze Wald ist voller Zwergenhöhlen", schwärmt die Erzieherin, die ab September zum Kindergarten-Team gehören wird. Auch Tiere wie Hühner oder die Begegnungen mit den dort lebenden Menschen machen den Alltag im Kindergarten lebendig.15 Plätze geplant
Zunächst wird der private Kindergarten ab 1. September eine Vormittagsbetreuung anbieten. Geplant sind 15 Plätze für Kinder – die nicht aus Gersfeld kommen müssen – ab drei Jahren bis zum Schuleintritt. Etwa die Hälfte der Plätze ist bereits vergeben, erläutern die Initiatoren. Drei Erzieherinnen stehen für die Betreuung zur Verfügung. Träger der Einrichtung ist ein Elterninitiative-Verein, der das Projekt ins Leben gerufen hat.Unterstützung gibt es auch von der Stadt Gersfeld. In ihrer jüngsten Sitzung hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dem Kindergarten eine einmalige Förderung in Höhe von 25.000 Euro zukommen zu lassen. Davon wird in einem nächsten Schritt eine Jurte auf dem Kindergarten-Gelände errichtet, die als Rückzugsort für die Kinder dienen soll. (Tobias Farnung) +++