
Zweiter Anlauf ins Schlösschen: "Ich trete als Lutz Köhler an"
24.04.25 - Eilig mussten noch zusätzliche Stühle in den Sitzungssaal des Eichenzeller Schlösschens herangeschafft werden. Das Interesse an Lutz Köhler (parteilos) war am Mittwochabend entsprechend groß. Rund 120 Menschen verfolgten die Vorstellung des Bürgermeisterkandidaten.
Der 55-jährige Jurist und langjährige Fraktionsvorsitzende der SPD zeigte sich selbst vom Andrang überrascht, freute sich aber natürlich über das Interesse an seiner Person. Er tritt zur Bürgermeisterwahl am 7. Dezember dieses Jahres als parteiunabhängiger Kandidat an, wird aber von der SPD, der Bürgerliste und der FDP unterstützt.
Deren Vertreter sangen ein Loblied auf Köhler. Sie beschrieben ihn als charakterstarken und kommunikativen Menschen, der zuhören und andere Meinungen zulassen könne. Er sei genau der richtige Kandidat für den Chefsessel im Rathaus.
Zunächst aber stellte sich Köhler vor. Geboren und aufgewachsen in Marburg an der Lahn, begann er im Jahr 1988 das Studium der Rechtswissenschaften. Nach dem ersten Staatsexamen entschied sich Köhler gemeinsam mit seiner späteren Frau, in die Region Fulda zu gehen. Seit dem Jahr 1998 wohnen die Köhlers in Eichenzell, der damalige Bürgermeister Rudolf Breithecker unterstützte die Neubürger und brachte Köhler im Jahr 2011 in die Kommunalpolitik. Köhler betreibt mit seiner Frau eine Kanzlei. Kommunalpolitisch sitzt er zwar in der SPD-Fraktion, jedoch - wie er am Mittwochabend betone, als parteiloser Kommunalpolitiker.
88 Stimmen fehlen in der Stichwahl
Vielen Eichenzellern wird der Name Lutz Köhler im Zusammenhang mit der Bürgermeisterwahl im Jahr 2020 bekannt vorkommen. Damals trat er ebenfalls an, scheiterte aber denkbar knapp. Ihm fehlten letztlich 88 Stimmen zum Wahlsieg. In der Stichwahl gewann damals Johannes Rothmund (CDU) und ist seitdem Bürgermeister. Ob der Christdemokrat erneut antritt, stehe bisher nicht fest.Köhler ist frühzeitig in die Offensive gegangen. Ursprünglich hatte er erklärt, nicht nochmals antreten zu wollen. "Ja, das stimmt. Das habe ich gesagt", erklärte Köhler am Mittwochabend. Nun habe er seine Meinung jedoch geändert und lieferte seine Beweggründe. Er sei seit Herbst vielfach angesprochen worden, unter anderem auch von den Fraktionen. "Ich habe dann gesagt, dass ich es mir überlege." Der Familienrat habe entschieden, "du kannst das nochmal probieren."
Köhler kritisiert "mangelnde Transparenz"
In seiner rund 22-minütigen Vorstellungsrede ging Köhler auch auf seine politischen Beweggründe ein. Er kritisierte die Kommunikation. "Ich bin der Meinung, dass manche nicht den Informationsstand haben, den alle haben sollten, um Entscheidungen treffen zu können", sagte Köhler. Er kritisierte eine mangelnde Transparenz. Eine Meinung zu vertreten, zu argumentieren und sich auch mal überzeugen zu lassen, nannte Köhler als wichtige Bausteine in der Kommunikation etwa in der Gemeindevertretung. Die defizitäre Haushaltslage und den Umgang mit der wirtschaftlichen Situation, die Ärzteversorgung und den Hochwasserschutz nannte Köhler als wichtige Themen, welche für Eichenzell von Bedeutung seien.Anschließend lobten Stefan Wassermann (parteilos) für die SPD, Joachim Weber für die Bürgerliste und der Liberale Claus-Dieter Schad die Vorzüge von Köhler und wieso die Fraktionen ihn unterstützen werden. "Der Lutz hört zu und lässt andere Meinungen zu. Nicht seine Meinung ist ihm wichtig, sondern die beste Lösung für Eichenzell", sagte Stefan Wassermann aus dem Ortsteil Löschenrod. Er sei als Volljurist befugt, den Wahlkampf zu stemmen und sei als Bürgermeister geeignet.
Joachim Weber von der Bürgerliste Eichenzell bezeichnete Köhler als "ehrliche Haut". Sie seien zwar oft unterschiedlicher Meinung, würden aber auf Augenhöhe diskutieren. Eichenzell stehe für Köhler an erster Stelle. Gemeinsam hätten sie zuletzt Erfolge in der Gemeindepolitik erkämpft. In den vergangenen Jahren sei viel Bewegung in die Gemeindevertretung gekommen.
Eine "echte Führungspersönlichkeit"
"Wir wollen Lutz Köhler aus vielerlei Gründen unterstützen", sagte Claus-Dieter Schad für die FDP. Köhler besitze einen ausgeprägten Charakter, welcher ihn zu einer echten Führungspersönlichkeit mache. "Er denkt nicht an seine eigene politische Karriere", sagte Schad.Um als parteiloser Kandidat für die Bürgermeisterwahl zugelassen zu werden, benötigt Köhler mindestens 74 Unterschriften von Unterstützern. Dies schreibt die Hessische Gemeindeordnung (HGO) vor. Diese Zahl erreichte Köhler bereits am Abend und wagte bereits einen Ausblick auf den Wahlkampf. Die Vorzeichen seien mit der Bürgermeisterwahl vor gut fünf Jahren nicht vergleichbar. Auf Instagram und Facebook ist er bereits vertreten.
Köhler hat also vorgelegt, das Interesse geweckt. Spannend ist nun, ob und wer ebenfalls ins Eichenzeller Rathaus bleiben oder hinein will. Noch ist jede Menge Zeit für eine Entscheidung. (Hans-Hubertus Braune) +++