Friedrich Merz im Plenum, nachdem er im ersten Wahlgang des Bundestages in Berlin nicht zum neuen Bundeskanzler gewählt wurde. - Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber

KOMMENTAR Diese Niederlage wird haften bleiben

Ein schwarzer Tag für Friedrich Merz und für Deutschland

06.05.25 - Eigentlich hätte dieser Dienstag ein historischer Tag werden sollen. Einer, der Aufbruch signalisiert. Einer, der Stabilität verspricht. Stattdessen wurde es ein Tag, den die Bundesrepublik so noch nicht erlebt hat - historisch, ja. Aber im schlechtesten Sinne.

Um kurz nach neun Uhr begann im Bundestag der erste Wahlgang zur Kanzlerwahl. Was dann passierte, hatten wohl nur die größten Skeptiker unter uns für möglich gehalten: Friedrich Merz scheiterte. Sechs Stimmen fehlten zur Kanzlermehrheit. Sechs Stimmen, die reichen, um eine ganze Regierung ins Wanken zu bringen - bevor sie überhaupt ins Amt kommt. Und mit ihr eine Koalition, die nun bloßgestellt dasteht. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik scheitert ein designierter Kanzler nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen bei der Wahl im Bundestag. Das ist kein Betriebsunfall. Das ist ein politisches Beben. Gerade in Zeiten multipler Krisen braucht es Verlässlichkeit und Geschlossenheit. Stattdessen erleben wir Misstrauen, Misstöne und eine politische Katastrophe.

Mehr als nur ein Denkzettel

Das Wahlergebnis gleicht einem Schlag in die Magengrube, der alles andere als Zuversicht und Vertrauen in die künftige Regierung zeigt. Es ist nicht nur eine Wahlschlappe für Friedrich Merz und die Union, sondern auch für Lars Klingbeil und die SPD. Es ist ein Offenbarungseid für eine Regierungskoalition, die offenbar nicht in der Lage war, ihre eigenen Reihen zu schließen. Sie hätten dafür sorgen MÜSSEN, dass eine Mehrheit besteht und die neue Regierung ENDLICH handlungsfähig ist. Denn: Die Union, gemeinsam mit der SPD, bringt rechnerisch 328 Stimmen zusammen. Doch anonym ist anonym - und der Dolch kommt in solchen Momenten immer von hinten. Umso größer war der Schock, als Bundestagspräsidentin Julia Klöckner das Ergebnis verkündete. Die entsetzten Mienen bei den Abgeordneten - so gut wie sie auch versuchten, diese zu verbergen - sprachen Bände.

Jetzt brauch es Schadensbegrenzung

Stellvertretender Redaktionsleiter Mathias Schmidt. Archivfoto: O|N/ Carina Jirsch

Was bleibt, ist Spekulation. Wer hat sich verweigert? Aus Rache? Aus Prinzip? Oder aus mangelndem Vertrauen in den Mann, der künftig das Land führen will? Klar ist: Diese Zweifel werden Friedrich Merz so schnell nicht loslassen. Egal wie viel Zusammenhalt und wie viel Applaus innerhalb der Fraktion und Koalition für ihn besteht. Der heutige Tag hätte ein erster Beweis dafür sein müssen, dass er Verantwortung für Deutschland übernimmt. Es hätte der größte politische Erfolg für Merz werden sollen. Der heutige Tag hätte der Beweis seiner Führungsfähigkeit werden sollen. Stattdessen wird er als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem Merz scheiterte - vorerst. Jetzt braucht es Schadensbegrenzung. Einen zweiten Wahlgang. Ein klares Ergebnis. Und endlich: Regierungsfähigkeit. Denn das Land kann sich diese Selbstblockade nicht leisten.

Dieser Dienstag war ein schwarzer Tag. Für Merz. Für die Demokratie. Für Deutschland. Der zweite Wahlgang bleibt abzuwarten. (Mathias Schmidt) +++


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