
Die verrückte virtuelle Welt auf dem OMR - Festival der Superlative feiert sich
13.05.25 - Rund 67.000 Besuchende, 1.000 Ausstellende und Partner, über 800 Referenten. Das ist die Bilanz des OMR (Online Marketing Rockstars) Festivals 2025. Im Fokus der beiden Tage standen vor allem die Themen Künstliche Intelligenz, Marketing, Politik und Sport. Das nächste OMR Festival findet am 5. und 6. Mai 2026 statt.
Auf fünf Bühnen und bei 270 Masterclasses, 200 Guided Tours und 125 Side Events diskutierten die Besuchenden und Referenten die Zukunft der Digital- und Marketingbranche. Das dominierende Thema war dabei Künstliche Intelligenz, es gab kaum einen Beitrag, der ohne das Thema auskam. Erstmals brachte OMR die unter dem Label OMR 5050 gebündelten Sessions zu Diversität, Gleichberechtigung und Leadership sowie die Keynotes und Panels des Finanz- und Banking-Verticals Finance Forward auf den großen Bühnen.
Optimismus in den Standort Deutschland
Während der Eröffnung trat der kognitive Roboter von Neura aus dem schwäbischen Metzingen in Erscheinung. Gründer David Reger untermauerte den Optimismus der Branchen in den deutschen Standort mit einer seiner bemerkenswerten Aussagen: "Ich war in den letzten zwei Wochen in China, ich habe sie alle besucht. Alle arbeiten sie auf deutschen Maschinen, wenn sie relevant sind. Alle glauben auch daran, dass aus Deutschland das nächste große Ding in diesem Bereich kommen wird. Nur wir selber nicht."Künstliche Intelligenz war auch 2025 das dominierende Thema auf den Festival Stages. Die Technologie entwickelt sich rasanter denn je. Auf der Conference Stage räumte ChatGPT-Produktchef Nick Turley mit einem Mythos auf: Die Klage, Deutschland sei beim Thema KI hintendran, sei eine Erzählung der Medien. Deutschland sei einer der wichtigsten Märkte für OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. Der 30-jährige Deutsche, der nach dem Abi in die USA ging, erklärte, dass die Zahl der Nutzenden des Tools aus Deutschland allein im April um 20 Prozent gewachsen sei. Für die Zukunft seines Heimatlandes ist Turley darum optimistisch: "Deutschland hat so viel Potenzial. Ich hoffe, wir stehen uns nicht selbst im Weg."
Andere Unternehmen wie Booking.com, Zalando und Co. gaben Einblicke, wie sie Künstliche Intelligenz bereits heute nutzen, um ihre Prozesse oder Produkte zu verbessern. Und dass KI selbst im kulturellen Bereich ein zentrales Thema ist, zeigte der Auftritt von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek. Dieser diskutierte darüber, ob dank KI bald Bestseller auf Knopfdruck entstehen. Seine These: Starke Autor*innen bleiben weiter wichtig, das Mittelmaß dürfte allerdings unter Druck geraten.
KI und das Marketing
Die US-Zukunftsforscherin Amy Webb zeichnete mögliche Auswirkungen der aktuellen KI-Entwicklungen auf das Marketing vor. Unter dem selbst kreierten Schlagwort "Agentfluence marketing" beschrieb sie eine Zukunft, in der KI-Agenten den Kunden die Suche nach dem perfekten Produkt abnehmen würden und dabei selbst von anderen KI-Agenten beeinflusst werden. "Man muss Systeme aufbauen, um Dinge an KI-Agenten zu verkaufen”, lautete darum ihr Appell an die Marketing-Experten im Publikum.Neben den rasanten Fortschritten auf dem Feld der künstlichen Intelligenz beschäftigten viele Speaker das international aktuell volatile politische Umfeld und die derzeitige Neuordnung des Verhältnisses zwischen Europa und den USA. NYU-Professor und OMR-Stammgast Scott Galloway sparte im Gespräch mit Florian Heinemann, Chef des Berliner Wagniskapitalgebers Project A, nicht mit Kritik am derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump, den er mit einem "sturen Kind” verglich.
Die EU solle an ihrem sachlichen Kurs festhalten, "irgendwann wird er blinzeln.” Zugleich vertraue er auf die Robustheit seines Landes, so Galloway. "Kurzfristig machen die USA viele Fehler, aber auf lange Sicht liegen wir in der Regel richtig." Auch Airbus-Aufsichtsratschef René Obermann fand im Gespräch mit Tagesthemen-Moderatorin Jessy Wellmer deutliche Worte für das Handeln der derzeitigen US-Administration: "Die Amerikaner zünden mit ihrem Handelskrieg die Welt an." Zugleich würde China massiv aufrüsten. Darum warb er auf der OMR Bühne leidenschaftlich für ein selbstbewusstes, souveränes Europa.
Auch sportliche Themen spielten – wie in den vergangenen Jahren – eine große Rolle. Welt- und Europameister Gerard Piqué sprach über das von ihm ins Leben gerufene Kleinfeld-Format Kings League und richtete eine Kampfansage an die deutschen Konkurrenten: "Die Kings League ist das Original, deswegen wollen wir auch Marktführer sein.” Rekord-Olympionikin Isabell Werth (Dressurreiten) und Goldmedaillen-Gewinnerin Lisa Buckwitz (Bob) diskutierten über die Finanzierung von Spitzensport in Deutschland, die ARD gab schon mal einen Einblick in die Berichterstattung und Übertragung der Frauen-Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und Basketball-Legende Dirk Nowitzki blickte auf der Conference Stage in einem inspirierenden Interview auf seine Karriere zurück.
Ryan Renolds und der Anruf seiner Tochter
Für den emotionalsten Moment des OMR Festivals 2025 sorgte Ryan Reynolds. Der Hollywood-Star ("Deadpool”) und Investor erhielt während seines Talks mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer und TV-Moderator und Hollywood-Experten Steven Gätjen einen Anruf seiner Tochter. Sie hatte gerade ihren ersten Zahn verloren. Reynolds war nach Hamburg gekommen, um über seine Unternehmen, Marketing und Kreativität zu sprechen. Er teilte seine Erkenntnisse über kreative Prozesse mit dem Publikum.Neben viel Geld und viel Zeit sei vor allem eine menschliche Eigenschaft hinderlich: "Perfektionismus ist eine verdammte Krankheit. Man muss bereit sein, zu versagen, um gut zu sein.” Einen aktuellen Gesprächsanlass bot der von Reynolds zusammen mit Schauspieler Rob McElhenney 2020 übernommene Fünftligist Wrexham A.F.C. Der walisische Fußballclub wird seitdem für eine Doku begleitet und ist gerade in die zweite englische Liga aufgestiegen. Seitdem Reynolds in der Loge mitfiebert, stieg der Wert des Clubs von zwei auf 150 Mio. Pfund (ca. 180 Mio. Euro). Man könnte das in jedem Land und mit jeder Sportart wiederholen, erklärte Reynolds. Er selbst würde allerdings kein zweites Fußballteam kaufen. "Ich möchte gerne verheiratet bleiben." (hhb/pm) +++