WARUM? Sophia (16) fiel ins Gleis und starb - Staatsanwalt ermittelt - VIDEO

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"Fröhlichkeit ist die Sonne, die alles zum Blühen bringt". In grüner Schrift steht dieser Spruch auf einem weißen Herz, daneben ein Gesteck aus Zweigen und roten Beeren, ein kleiner Zwerg, eine Kerze und das Schwarzweißfoto eines fröhlichen Mädchens. Beklemmung kommt bei den Betrachtern auf - es ist eine Erinnerung an die 16-jährige Sophia R., die wenige Stunden zuvor nur ein paar Meter entfernt ausrutschte, ins Gleis fiel, vom Regionalzug überrollt und getötet wurde. Auch frische Blumen liegen rechts und links des Erinnerungstableaus - auf der Außenfensterbank an Gleis 1 des Bahnhofs von Neuhof (Kreis Fulda).

Was hier heute Morgen um 07.25 Uhr geschah und von der Polizei als "tragischer Unfall" bezeichnet wurde, ist für viele, vor allem junge Menschen, eine Katastrophe. Etwa 150 Fahrgäste, überwiegend Schüler, hatten am Bahnsteig auf den Zug nach Fulda gewartet - und wohl viele von ihnen wurden Augenzeugen des tödlichen Unfalls von Sophia. Ein Kriseninterventionsteam mit Seelsorgern kümmerte sich schnell um die Betroffenen, die Richard-Müller-Schule in Fulda lud zum offenen Gespräch mit Psychologen ein. Die Staatsanwaltschaft hat ein "Todesermittlungsverfahren" eingeleitet. Doch trotz seelischem Beistand, professioneller Betreuung und kriminalistischer Suche nach Grund und Verantwortlichkeiten - in Neuhof wird nichts mehr so sein, wie es bisher war. Und viele Menschen werden sich fragen, warum immer erst etwas passieren muss, bevor mehr für Sicherheit getan wird.

Das 16-jährige Mädchen aus Neuhof ist heute Morgen um 07.25 Uhr von dem aus Richtung Frankfurt kommenden Regionalzug RE 4591 im Bahnhof Neuhof (Kreis Fulda) überrollt und dabei getötet worden. Die Polizei in Fulda geht von einem Unfall aus. Sophia R. auf den Gleisen vom Zug erfasst, der gerade in den Bahnhof einfuhr. Sie erlag ihren schweren Verletzungen. Der Bahnhof, auf dem sich zum Zeitpunkt des Unfalls viele Schüler aufhielten, war wegen der Bergung und Spurensicherung fast drei Stunden lang komplett abgesperrt; die nachfolgenden Züge wurden gestoppt. Einige ICE wurden auch über Aschaffenburg umgeleitet, obwohl Neuhof kein ICE-Haltepunkt ist.

Die Züge Richtung Frankfurt fuhren laut Auskunft eines Bahnsprechers deshalb ab dem Bahnhof Flieden. Von Neuhof aus war ein Buspendelverkehr eingerichtet worden. Zur Ursache scheint inzwischen bekannt zu sein, dass das Mädchen auf dem Bahnsteig ausgerutscht und auf das Gleis direkt vor den Zug gestürzt ist. Zwar war der Bahnsteig teilweise geräumt und auch mit Salz abgestreut, aber an der Bahnsteigkante, die nur etwa 15 Zentimeter hoch ist, gab es noch Eis- und Schneereste. Die Polizei will auch prüfen, ob glattes Schuhwerk der Schülerin für den Unfall mitursächlich ist. Es müssten aber noch Zeugen befragt werden.Laut Polizei befanden sich zum Unfallzeitpunkt etwa 150 Personen auf dem Bahnsteig, darunter auch viele Jugendliche. Zahlreiche von ihnen wurden offenbar Zeugen des schrecklichen Unglückes. Später berichteten Schüler eines Gymnasiums in Fulda, dass nur etwa 5 Minuten vor dem tödlichen Unfall an fast derselben Stelle des Bahnsteigs ein Mädchen gestürzt sei, sich aber wieder hochrappeln konnte, bevor der Zug in den Bahnhof fuhr. Nach Angaben der Bundespolizei wurden sie von herbeigeeilten Kräften schnell vom Bahnsteig weggebracht und mit Bussen zu den Schulen nach Fulda gefahren bzw. von den Eltern abgeholt. Fast zwei Stunden lang waren Beamte mit der Spurensicherung beschäftigt. Auf dem Bahnhof waren außer der Freiwilligen Feuerwehr Neuhof auch der Rettungsdienst. Doch sie konnten vor Ort nichts mehr ausrichten. Es wurde ein aus mehreren Notfallseelsorgern der Region bestehendes Kriseninterventionsteam gebildet, das sich zunächst vor Ort informierte und anschließend nach Fulda in die Schule fuhr, um dort mit den Klassenkameraden der Getöteten zu sprechen, von denen viele unfreiwillig Zeugen des Unglücks gewesen waren.

Die Leiterin der Fuldaer Richard-Müller-Schule, Oberstudienrätin Claudia Hümmler-Hille informierte die Redaktion von osthessen-news aktuell darüber, dass anlässlich des Unfalls der Schülerin heute Nachmittag eine Veranstaltung für alle Betroffenen mit dem schulpsychologischen Dienst stattfindet, weil viele der Schüler durch das Erlebnis unter Schock stünden und traumatisiert seien. Einen Bericht mit VIDEO-Interviews von Schulleiterin und Psychologen mit dem Titel "Gassungslos, geschockt" - Psychologen betreuen Eltern und Schüler" lesen Sie unter dem folgenden Link: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1177629 .

Um Belastungsreaktionen von Betroffenen und Familienangehörigen in Zusammenhang mit dem Ereignis aufzufangen, hat der Landkreis Fulda in der Zeit von 13:00 bis mindestens 20:00 Uhr eine Hotline für weitere Informationen eingerichtet. Zusätzlich wurde in Neuhof-Opperz, in der alten Schule/DRK-Unterkunft, Kirchplatz 1, eine Betreuungstelle eingerichtet. Dort können Betroffene ab sofort von Notfallseelsorgern sowie von einem speziell ausgebildetem Kriseninerventionteam des Malteser-Hilfdienstes direkte Hilfe erhalten. b>Die Nummer für die Hotline lautet: 0661-6006 601

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Fulda, Staatsanwalt Harry Wilke, erklärte auf Anfrage von osthessen-news, dass die Ermittlungen wegen des Todesfalles aufgenommen worden seien, um die näheren Umstände des Unglücksfalles zu klären. Zunächst sehe es so aus, als ob die 16-Jährige Sophia R. ohne Fremdverschulden gestürzt sei, aber es müsse geklärt werden, ob es an der Unglücksstelle am Bahngleis glatt gewesen sei. Außerdem müsse ermittelt werden, ob dort ordnungsgemäß geräumt worden sei, wen diese Räumpflicht treffe und ob diese gegebenenfalls verletzt wurde. Das solle so schnell wie möglich geklärt werden. Die ermittelnde Staatsanwältin war dem Sprecher zufolge inzwischen selbst vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. +++