Von links: Andree Literski (antonius), Frank Walter, Adelheid Eurich (Verein), Bürgermeister Peter Klug, Elena Post-Reus (Vorsitzende), Andrea Melzer (antonius), Diakon Michael Friedrich, Christian Bornträger und Messdiener Johannes. - Fotos: Ralph Leupolt

BAD SALZSCHLIRF Feierliche Einweihung mit Protestmarsch

"ZusammenRaum" eröffnet: Ein Ort für Begegnung und gelebte Inklusion

11.05.25 - Zaghaft begannen die Arbeiten im Dezember, bevor sie im Januar ordentlich Fahrt aufnahmen und in den letzten Tagen den zahlreichen Helfern noch einmal alles abverlangten: Die Rede ist vom Treffpunkt "ZusammenRaum" des Vereins "Leben & Arbeiten – Wir für Bad Salzschlirf", der sich mitten im Kurort neben der ehemaligem Therme angesiedelt hat. Am Samstag, 10. Mai, wurde der kleine, aber schmucke Vereinssitz im Beisein von gut 150 Gästen und mit einem bunten Protestmarsch zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen eröffnet.

In dem Ladengeschäft, das einst das Bekleidungsgeschäft Lauer und bis vor sieben Jahren das Bademodengeschäft Brehler beheimatete, steht den Vereinsmitgliedern künftig ein lichtdurchfluteter Versammlungsraum sowie eine Toilette und eine "Kombüse" zur Verfügung – genug Platz für Begegnung, Kreativität und Gemeinschaft. Schon in den nächsten Wochen sind alle Schlirfer zu Veranstaltungen wie einer Gesprächsrunde über "Traditionen und Kulturen", einem Back- und einem Kultur-Workshop sowie einem kulturellen Abend eingeladen, sagt Andrea Melzer, Inklusionsnetzwerkerin bei antonius. Mehr und mehr, so Melzer, soll zusammen mit Kooperationspartnern das Angebot ausgeweitet werden. Es richtet sich an alle Bad Salzschlirfer, denen Gemeinschaft wichtig ist, und besonders an Menschen mit Behinderungen, an Senioren oder auch an Migranten.

Der Umbau wurde aus Fördermitteln der "Aktion Mensch", aus vereinseigenen Ressourcen und Spenden finanziert, erläutert Andree Literski vom Netzwerk antonius. "In den letzten Tagen vor der Eröffnung haben bis zu zehn Leute teilweise bis nachts gewerkelt, damit alles pünktlich fertig wird. Das war eine ganz tolle Gemeinschaftsleistung", lobt Literski, der bei antonius die Projekte "Leben und Arbeiten" verantwortet. Zum Erfolg beigetragen habe auch Eigentümer Heiko Brehler, der vorbereitetende Arbeiten erledigt und die breiten Fensterbänke, die sich gut zum Sitzen in gemütlicher Runde eignen, geschreinert habe.

ereinsvorsitzende Elena Post-Reus freute sich bei der Eröffnung sehr über diesen weiteren Meilenstein in der noch jungen Vereinsgeschichte, die mit der Gründung im Juni 2022 gestartet ist. Post-Reus wünschte sich, dass der "ZusammenRaum" ein Ort der Begegnung, des Austausches und des gelebten Miteinanders werde. Sie sei begeistert davon zu sehen, was möglich sei, wenn so viele Menschen an einem Strang zögen. Dafür bedankte sie sich herzlich. Ihr Dank galt auch Bürgermeister Peter Klug, der das Anliegen des Vereins von seinem Amtsvorgänger übernommen habe und "mit Herz und persönlicher Überzeugung" weitertrage.

Klug zeigte sich zuversichtlich, dass der neue Versammlungsraum dem Verein einen Schub verleihe, noch mehr als bisher zu wachsen. Zum Thema Inklusion betonte Klug, Barrieren seien nicht unbedingt die fehlende Rampe an einer Treppe, Barrieren befänden sich meist in den Köpfen der Menschen. Er äußerte den Wunsch, dass Inklusion eines Tages nirgendwo mehr ein Fremdwort sei.

Andree Literski, der die Grüße von antonius-Vorstandssprecher Rainer Sippel überbrachte, erläuterte, warum sich die Bürgerstiftung "antonius : gemeinsam Mensch" vor etwa 15 Jahren dazu entschieden habe, ihre Inklusions-Anstrengungen über die Stadtgrenzen von Fulda hinaus zu erweitern. Damals habe sich die Überzeugung manifestiert, dass Inklusion sich nicht nur auf das Stadtgebiet beschränken dürfe, sondern überall in der Region Fulda gelebt werden müsse. Deshalb seien in der Folge die "Leben & Arbeiten"-Initiativen in Neuhof, Eichenzell, Poppenhausen, Großenlüder und Bad Salzschlirf entstanden. Gemein sei all diesen Bewegungen die Überzeugung, dass jeder Mensch das Recht habe, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben und Arbeiten teilzuhaben.

Ein erstes Vorhaben nach der Gründung des Vereins im Juni 2022 sei ein Kunst- und Kultur-Projekt zur Förderung von Begegnung gewesen, bei dem sich Studierende des Fachbereichs Sozialwesen der Hochschule Fulda in besonderer Weise eingebracht hätten. Das Projekt, so Vorstandsmitglied Adelheid Eurich, habe sehr schön gezeigt, wie Kunst Barrieren überwinden können – "ohne Worte, aber mit viel Ausdruck". Ein herzliches Dankeschön sprach Elena Post-Reus dem bisherigen Inklusionsnetzwerker Frank Walter aus, der den Verein mit einer Spende in Höhe von 700 Euro bedacht hatte. Den kirchlichen Segen überbrachte Diakon Michael Friedrich den Menschen, die den Treffpunkt in Zukunft nutzen werden. Hier sollten alle die Möglichkeit haben, sich zu begegnen – unabhängig von irgendwelchen Merkmalen. Er betonte, dass Barrieren nicht das letzte Wort haben dürften. Inklusion, so der Diakon, sei kein Sonderweg, sondern ein Menschenrecht.

Dieser Tenor prägte auch die "Brandrede", die Elena Post-Reus und Bürgermeister Peter Klug zu Beginn des "Protestmarsches auf Rollen" hielten. Anlass war der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Der Demonstrationszug sprach sich für Solidarität aus und richtete sich gegen Diskriminierung, soziale Spaltung und Ausgrenzung. Zudem machte er auf mehr Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen aufmerksam. Die Teilnehmer machten sich dazu mit verschiedenen Fortbewegungsmitteln auf Rollen auf einen kleinen Rundweg durch den Ortskern – auf Tandems, auf Rollschuhen, Rollstühlen oder Fahrrädern. In ihrer "Brandrede" betonten Post-Reus und Klug, dass Inklusion kein Luxus sei, sondern eine Selbstverständlichkeit sein müsse. Inklusion, von der letztlich alle in der Gesellschaft profitierten, beginne mit echter Wertschätzung und nicht nur mit Toleranz. Stefan Hartung vom Leben-und-Arbeiten-Verein Großenlüder betonte, Inklusion sei ein Weg, den man immer weiter und gemeinsam beschreiten müsse, und kein Ziel fern am Horizont.(pm/ci)+++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön