Ein starkes Ensemble trifft auf starke Songs: Die Darsteller lernen sich zum ersten Mal in Bad Hersfeld kennen. - Fotos: Carina Jirsch

BAD HERSFELD Probenbeginn von "Die Räuber"

Schiller trifft auf Campino: Gil Mehmert inszeniert Aufstand der "Außenseiter"

13.05.25 - Der Probenbeginn zu Friedrich Schillers "Die Räuber" bei den Bad Hersfelder Festspielen hätte kraftvoller kaum sein können. In der Stadthalle versammelten sich am Montag Regisseur Gil Mehmert, das komplette Ensemble, die Musiker und das gesamte Produktionsteam. Bereits zum Auftakt wurde gesungen – und zwar keine Texte von Schiller, sondern Punkrock: die Lieder der Toten Hosen stehen in dieser Inszenierung im Zentrum.

Gil Mehmert (links) gemeinsam mit Intendant Jörn Hinkel.

Regisseur Gil Mehmert erklärt beim Probenstart sein Konzept für die radikale Räuber-Inszenierung. ...

Mehmert, der in Bad Hersfeld bereits mit "Cabaret", "Hair" und "Goethe!" begeisterte, setzt bei seiner neuen Arbeit auf eine ungewöhnliche Verbindung: klassisches Drama trifft rebellischen Punk. "Wir kombinieren 'Die Räuber' mit den Songs der Toten Hosen", erklärt der Regisseur und stellt klar: "Diese zwei verschiedenen Welten sind erstaunlicherweise sehr nah beieinander."

Außenseiter erobern die Gesellschaft

Der Regisseur erläuterte zu Beginn der ersten Probe ausführlich sein Konzept – unterstützt von einem detaillierten Bühnenmodell. Die Stiftsruine habe ihn regelrecht dazu inspiriert, Schillers Drama hier aufzuführen: "Die Ruine kann den Spielort perfekt abbilden. Dieses Sturm-und-Drang-Stück in diesen Mauern zu spielen, bietet sich einfach sehr an."

Das Bühnenmodell zeigt, wie die Stiftsruine zur rebellischen Räuberwelt wird. ...

Die Parallelen zwischen dem jungen Friedrich Schiller und der Düsseldorfer Punkband Die Toten Hosen sieht Mehmert deutlich: "Sowohl Schiller als auch die Toten Hosen haben als Außenseiter angefangen, die Gesellschaft zu kritisieren. Beide waren erstmal verboten: Schiller durfte nicht gedruckt werden und die Toten Hosen hatten Rundfunkverbot. Beide sind trotzdem in der Mitte der Gesellschaft gelandet und haben diese verändert." Musikalisch bleibt die Inszenierung nah am Original. Die Texte der Toten Hosen werden weitestgehend original übernommen.

Bekannte Gesichter in der Stiftsruine

Im Zentrum des Stücks steht der erbitterte Konflikt zweier Brüder: Karl und Franz Moor. Die zentrale Figur Karl Moor wird von Yascha Finn Nolting verkörpert, Franz von David Jakobs. In weiteren Hauptrollen sind Tom Zahner als Alter Moor, Nora Schulte als Amalia sowie Christof Messner (Spiegelberg), Markus Schneider (Roller), Tim Al-Windawe (Schweizer), Nico Hartwig (Schwarz) und Wayne Götz (Grimm) zu sehen.

Punkt trifft Klassik

Die Inszenierung will bewusst Grenzen sprengen – zwischen Epochen, Genres und Generationen. "Es geht darum zu zeigen, wie neu und frisch das Werk von Schiller immer noch ist", so Mehmert. Die Ruine selbst wird dabei zum symbolischen Raum für Rebellion und Aufbruch. "Das Individuum arbeitet sich an der älteren Generation und der Gesellschaft ab", sagt Mehmert. "Schiller hat seine Bühne gesucht – und die Toten Hosen ihr Medium."

In Bad Hersfeld scheint beides nun zusammenzufinden: ein Klassiker der Weltliteratur und eine der einflussreichsten deutschen Punk-Rock-Bands. Premiere ist am 27. Juni – und die Vorzeichen versprechen ein radikales, aufwühlendes Theatererlebnis. (Constantin Butler) +++


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