Die Feuerwehr bekämpft Flammen an einem Entsorgungsbetrieb in Wächtersbach. - Fotos: Andreas Bejm

WÄCHTERSBACH Verband fordert Verbot von E-Zigaretten

Erste Hinweise liegen vor: Hat ein Lithium-Akku den Horror-Brand ausgelöst?

14.05.25 - Dichter Rauch, millionenschwerer Schaden, lahmgelegte Bahnstrecken – in Wächtersbach hat es am Montagmorgen zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage auf dem Gelände eines Entsorgungsbetriebs gebrannt. Die Ursache: Vermutlich ein unsachgemäß entsorgter Akku. Der Vorfall macht deutlich, wie gefährlich falsch entsorgte Batterien und Akkus tatsächlich sind – für Umwelt, Menschenleben und die gesamte Entsorgungsbranche.

Mitten in der morgendlichen Betriebsamkeit schrillten in der Wächtersbacher Industriestraße erneut die Sirenen. Nur wenige Tage nach dem ersten Feuer brannte es am Montagmorgen erneut auf dem Gelände eines Entsorgungsbetriebs – diesmal an anderer Stelle. Gegen 9.45 Uhr gingen zahlreiche Notrufe ein, eine gewaltige schwarze Rauchsäule war bereits von Weitem zu sehen. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an, setzte Drehleitern ein und konzentrierte sich auf eine Lagerhalle, in der sich offenbar gelagerter Müll entzündet hatte. Innerhalb kürzester Zeit griff das Feuer auf die Hallenkonstruktion über.

Auch die Böschung neben den Bahngleisen geriet in Brand. Der Bahnverkehr musste komplett eingestellt werden, das angrenzende Umspannwerk wurde vorsorglich vom Netz genommen. Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehr konnten angrenzende Gebäude – darunter auch ein Baumarkt – geschützt werden. Dennoch wurde die Lagerhalle nahezu vollständig zerstört. Auch die dort verbaute Müllverarbeitungsanlage wurde erheblich beschädigt. Verletzt wurde niemand. Der Schaden wird nach ersten Schätzungen auf mindestens zwei Millionen Euro beziffert – Tendenz steigend.

Die Rauchentwicklung war weithin sichtbar – der Brand sorgte für massive Einschränkungen ...

Brennender Elektroschrott aufgrund von Batterien ist seit Jahren ein großes Problem. ...Fotos: Gerhard Manns

Ein unterschätztes Risiko: Akkus im Hausmüll

"Die polizeilichen Ermittlungen hierzu dauern an", heißt es von der Polizei. Doch es gibt erste Hinweise: Ein unsachgemäß entsorgter Akku könnte durch den Müllschredder in Brand geraten sein. Ein Szenario, das in der Entsorgungsbranche mittlerweile traurige Routine ist. Denn immer häufiger gelangen Lithium-Ionen-Akkus in die Wertstoffströme – meist unbemerkt und ungewollt. Sie stecken längst nicht mehr nur in Handys, Laptops oder E-Bikes, sondern auch in Powerbanks, elektrischen Zahnbürsten, Spielzeug, blinkenden Kinderschuhen, beleuchteter Kleidung oder singenden Grußkarten. Auch in Einweg-E-Zigaretten sind diese Akkus mittlerweile fester Bestandteil – und damit eine besonders tückische Gefahr. Oft landen sie im Restmüll, werden nicht erkannt und lösen beim Pressen, Schreddern oder durch Hitze Brände aus.

Allein im Jahr 2023 kam es in Fahrzeugen und Anlagen der Abfallwirtschaft zu rund 30 Bränden täglich, die auf fehlerhaft entsorgte Batterien und Akkus zurückzuführen waren. Die Schäden sind immens – für viele Betriebe ist die Lage wirtschaftlich bedrohlich.

Batteriefreiheitserklärung soll kommen

Die Verbände der Entsorgungswirtschaft schlagen bereits seit Langem Alarm. In einer aktuellen gemeinsamen Initiative von dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV), dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) sowie dem Verband Deutscher Metallhändler (VDM) heißt es: "Ziel ist es, Fehlwürfe von Batterien und Akkus konsequent zu vermeiden und so das Brandrisiko signifikant zu senken." Mit der sogenannten Batteriefreiheitserklärung wollen die Entsorger ihre Lieferanten stärker in die Pflicht nehmen.

Rechtlich ist die Lage eigentlich eindeutig: Batterien und Akkus dürfen laut § 11 BattG und § 10 ElektroG nicht über den normalen Haus- oder Gewerbemüll entsorgt werden. "Trotz bestehender Regelungen mangelt es in der Praxis an einer konsequenten Umsetzung", kritisieren die Verbände. Besonders Lithium-Ionen-Batterien gelten als hochexplosiv. Immer wieder lösen sie schwere Brände in Müllfahrzeugen, Sammelstellen und Recyclinganlagen aus.

Die Entsorgungswirtschaft fordert mehr Verantwortung und gesetzliche Änderungen, ...Symbolbilder: Pixabay

Verbände fordern Verbot von E-Zigaretten

Die Verbände fordern deshalb unter anderem ein bundesweites Batteriepfand, das Verbraucher zur Rückgabe verpflichten und die Rücklaufquote erhöhen soll; einen herstellerfinanzierten Brandschutzfonds, der Entsorgungsunternehmen bei Brand- und Reparaturschäden entlastet; ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten, da diese besonders häufig unsachgemäß im Müll landen und durch ihre Akkus Brände auslösen und eine digitale Rückverfolgbarkeit von Akkus und Batterien, um die Kreislaufwirtschaft sicherer zu machen.

Kommentar: Der Brand in Wächtersbach zeigt auf alarmierende Weise, wie gefährlich unsachgemäß entsorgte Akkus in unserer modernen Welt sein können. Es ist erschreckend, dass der Entsorgungssektor so häufig mit dieser Gefahr konfrontiert ist. Die Verantwortung für eine sichere Entsorgung muss bei allen Beteiligten liegen – vom Verbraucher bis hin zum Entsorgungsunternehmen. Die Batteriefreiheitserklärung ist ein wichtiger Schritt, aber wir müssen noch konsequenter handeln, um diese Brände und die damit verbundenen Risiken zu minimieren. Die Politik sollte endlich die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um diese Gefahren effektiv zu bekämpfen. (Constantin von Butler) +++


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