Der Schul-Hammer wird im Main-Kinzig-Kreis geschwungen. - Symbolbild: Pixabay

KREIS MKK Neun-Punkte-Plan steht

Schul-Hammer: Großumbau mit Verbundlösung soll die Rettung bringen

16.05.25 - Ein Neun-Punkte-Plan sorgt für Aufsehen in der Schullandschaft des Main-Kinzig-Kreises: Die Philipp-Reis-Schule und die Anton-Calaminus-Schule sollen künftig kooperieren, Standorte werden neu organisiert, Angebote zur beruflichen Orientierung gestärkt – und selbst eine Lösung für den sonderpädagogischen Förderbedarf ist Teil der Reform. Was auf den ersten Blick kompliziert klingt, ist ein strategischer Befreiungsschlag gegen Raumprobleme, rückläufige Schülerzahlen und fehlende Perspektiven.

Der Main-Kinzig-Kreis hat am Donnerstag einen weitreichenden Plan zur Schulentwicklung im Raum Gelnhausen-Gründau vorgestellt. Schuldezernent Jannik Marquart spricht von einer "individuellen, guten und nachhaltigen Lösung", die nicht nur Schulstandorte sichern, sondern auch deren Qualität und Angebote ausbauen soll. Wochenlange Gespräche mit Schulleitungen, Bildungsfachleuten und Planern gingen der jetzt präsentierten Maßnahme voraus.

Im Kern geht es um eine sogenannte Verbundlösung: Die Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen soll mit der Anton-Calaminus-Schule in Gründau kooperieren. Daraus ergibt sich eine völlig neue Schulorganisation in neun Punkten:

1. Die Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen soll zur Verbundschule weiterentwickelt werden, die sich auch auf den Haupt- und Realschulzweig des Gründauer Standorts der momentanen Anton-Calaminus-Schule erstrecken wird.

2. Die Grund- und Hauptschule an der Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen bleibt somit erhalten.

3. Die Grund-, Haupt- und Realschule in Gründau soll in eine Grundschule sowie in den Haupt- und Realschulzweig aufgespalten werden.

4. Die Grundschule in Gründau soll als eigenständige Anton-Calaminus-Grundschule fortbestehen.

5. Der Haupt- und Realschulzweig in Gründau soll in das Verbundschulsystem der Philipp-Reis-Verbundschule integriert werden

6. Die Gelnhäuser Schüler sollen bis zur siebten Klasse am Standort in Gelnhausen beschult werden, ab der achten Klasse findet der Unterricht in Gründau statt.

7. Die Gründauer Schüler sollen weiterhin in Gründau beschult werden.

8. Es soll eine neue Kooperation zwischen der kreiseigenen gemeinnützigen Gesellschaft für Ausbildung, Qualifizierung und Arbeit (AQA) mit der Verbundschule geben, um die in unmittelbarer Nähe zum Gründauer Standort gelegenen Ausbildungswerkstätten der AQA zu nutzen.

9. Die bisherige Dependance der Philipp-Reis-Schule soll als Schulstandort für sonderpädagogische Förderung etabliert werden.

Berufliche Orientierung rückt in den Mittelpunkt

Ein Kernaspekt der Neustrukturierung ist die bessere Verzahnung von Schule und Beruf. Ab der achten Klasse sollen alle Schüler im Gründauer Teil der Verbundschule unterrichtet werden – auch deshalb, weil dort die Werkstätten der AQA in direkter Nähe sind. Die Kooperation mit der gemeinnützigen Gesellschaft soll praxisnahe Bildungsangebote ermöglichen und den Übergang in Ausbildung erleichtern.

"Wir wollen die Hilfen bei der Suche nach der richtigen Ausbildung und dem passenden Berufsfeld stärken", so Marquart. Auch Realschüler sollen davon profitieren. Die konkrete Umsetzung dieser Zusammenarbeit soll gemeinsam mit den Lehrkräften und Schulleitungen erarbeitet werden.

Schluss mit dem Platzproblem – ohne 10-Millionen-Euro-Kompromiss

Ein Hauptantrieb hinter dem Plan ist das Platzproblem an der Philipp-Reis-Schule. Der Hauptstandort in der Philipp-Reis-Straße sei baulich am Limit, die Dependance im Herzbachweg könne nicht erweitert werden. Ein angedachter Anbau an ein Parkhaus wäre laut Marquart ein fauler Kompromiss gewesen: teuer und ohne echte Lösung für fehlende Außenflächen.

Stattdessen nutzt der Kreis nun die freien Kapazitäten in Gründau, wo die Schülerzahlen rückläufig sind. Durch die neue Kooperation soll der Standort aufgewertet und gesichert werden.

Neuer Förderschulstandort entsteht – Inklusion im Blick

Mit der Umnutzung der bisherigen Dependance in Gelnhausen zu einem Förderstandort reagiert der Kreis zudem auf den wachsenden Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung. Marquart betont: "Obwohl unsere Schulen und Lehrkräfte sich der Inklusion mit viel Herzblut widmen, stoßen sie oft an ihre Kapazitätsgrenzen." Die neuen Räume sollen Schülern mit Förderbedarf eine bessere Betreuung in einem ruhigen Umfeld ermöglichen.

Keine Änderungen vor 2027 – Übergang mit Augenmaß

Bis der Plan Realität wird, vergeht noch Zeit. Die Umsetzung ist erst ab 2027 vorgesehen, um allen Beteiligten eine gründliche Vorbereitung zu ermöglichen. Bis dahin bleibt für die aktuellen Schüler alles beim Alten. Auch bewährte Projekte – wie Schüleraustausch, das freiwillige zehnte Schuljahr oder PuSch-Klassen – sollen erhalten bleiben. Die Schülerbeförderung ist ebenfalls gesichert: Die KreisVerkehrsGesellschaft (KVG) wird für passende Anbindungen sorgen.

Viele Beteiligte, ein Ziel: Schulen zukunftsfest machen

Der Vorschlag muss nun durch Kreisausschuss und Kreistag. Weitere Beteiligte – von Nachbarkreisen bis zum Kultusministerium – sind in den Entscheidungsprozess eingebunden. Für Marquart ist der eingeschlagene Weg klar: "Ich sehe es als unsere Aufgabe, das Bildungsangebot in der Qualität und Vielfalt zu erhalten oder zu erhöhen." Wenn dabei beide Schulstandorte gewinnen, sei das "umso besser". (pm/cb) +++


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