In Laubwäldern findet man häufig das hübsche, aber giftige Maiglöckchen. - Foto: Immo Vollmer

REGION Lebensbedrohliche Verwechslungsgefahr

Tödliche Schönheit im Wald: Warum das Maiglöckchen nicht in den Korb gehört

16.05.25 - Wenn im Mai die Wälder wieder grünen und der Bärlauch so manchen Sammler anlockt, zeigt sich auch das Maiglöckchen – mit seinen zarten, weißen Blüten, die im Frühling für viele Spaziergänger zum Waldbild dazugehören. Doch die Naturschutzinitiative e.V. (NI) warnt: Diese Pflanze ist nicht nur giftig, sondern steht auch unter Artenschutz.

Besonders kritisch ist die Verwechslungsgefahr mit dem beliebten Bärlauch, der sich in ähnlichen Lebensräumen ausbreitet. Wer sich bei der Bestimmung nicht sicher ist, sollte lieber die Finger davon lassen – denn eine Mahlzeit mit Maiglöckchen kann tödlich enden.

Schönheit mit doppeltem Risiko

"Die Blätter des Maiglöckchens ähneln stark denen des Bärlauchs", warnt Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI. Ein kurzer Blick genügt oft nicht, um die Pflanzen sicher zu unterscheiden. Vor allem für unerfahrene Sammler kann das gefährlich werden. Die Konsequenzen eines Irrtums: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand. Verantwortlich für die Wirkung sind bestimmte Glykoside – in winzigen Mengen zwar medizinisch einsetzbar, aber schon in leicht überdosierter Form lebensbedrohlich.

Trotz ihrer Giftigkeit hat das Maiglöckchen seinen festen Platz in der Heilkunde, insbesondere in der Homöopathie. Doch dabei kommt es auf präzise Dosierungen an, wie sie nur unter medizinischer Kontrolle sicher sind. Eine Selbstbehandlung oder Verzehr aus eigener Ernte ist hingegen ausdrücklich nicht ratsam.

Maiglöckchen oder Bärlauch?

Die Verwechslungsgefahr ist hoch, denn Maiglöckchen und Bärlauch wachsen oft Seite an Seite – etwa in Laubwäldern mit nährstoffreichem, humosem Boden. Dennoch gibt es deutliche Unterschiede: "Vom Stängel des Maiglöckchens entspringen zwei elliptische Blätter. Beim Bärlauch hingegen sucht man einen Stängel vergeblich, denn er schiebt seine Blätter direkt aus der Zwiebel", erklärt Vollmer. Auch der Geruch hilft weiter: Bärlauch riecht deutlich nach Knoblauch, das Maiglöckchen nicht.

Die Blüte des Maiglöckchens gehört zur Familie der Liliengewächse und ist an ihren sechs zusammengewachsenen Kronblättern erkennbar. Im Gegensatz zum Bärlauch bietet sie keinen Nektar, sondern nur Pollen. Einige spezialisierte Wildbienenarten haben clevere Methoden entwickelt, um diesen dennoch zu ernten: Sie halten sich an den zurückgekrümmten Blütenzipfeln fest und lassen durch Vibrationen die Pollenkörner auf sich rieseln.

Unterirdisch verbunden, oberirdisch geschützt

Im Sommer bildet das Maiglöckchen rote Beeren, die für Vögel zwar eine Nahrungsquelle sind, aber auch die Samenverbreitung sichern. Das eigentliche Wachstum geschieht jedoch unterirdisch: Über Rhizome breitet sich die Pflanze an geeigneten Standorten flächig aus. Das führt dazu, dass Maiglöckchen an manchen Stellen relativ häufig vorkommen. Dennoch sei das kein Freibrief zum Pflücken, betont Vollmer: "Dennoch ist es nicht sinnvoll, eine Nutzung zu erlauben, denn dies würde auch an häufigen Standorten schnell zu einem Rückgang führen."

Auch aus naturschutzfachlicher Sicht ist das Pflücken tabu. Das Maiglöckchen steht unter Artenschutz, seine Entnahme aus der Natur ist verboten. Doch abseits gesetzlicher Vorgaben spricht auch der Respekt vor der Natur gegen das Sammeln seltener Pflanzen. "Alle Pflanzen, die in ihrem Biotop selten sind, sollten in der Natur belassen werden", so Vollmer. Denn sie übernehmen wichtige Aufgaben im ökologischen Gefüge – etwa als Nahrung für Insekten oder als Rückzugsort für kleine Tiere.

Aufmerksamkeit schützt

Die Naturschutzinitiative ruft zur Achtsamkeit beim Sammeln auf. Gerade wer Wildkräuter wie Bärlauch sammelt, sollte sich die Pflanzen sehr genau anschauen. Vollmer mahnt: "Beim Kräutersammeln sollte man sich die Pflanzen immer sorgfältig anschauen, damit es nicht zu gefährlichen Verwechslungen kommt." Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte im Zweifelsfall lieber verzichten – oder auf bewährte Anbauquellen im Garten oder Fachhandel zurückgreifen. (pm/cb) +++


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