Ehrenamt, Wirtschaft und Politik stehen vor großen Herausforderungen. Um ins Gespräch zu kommen und Netzwerke zu bilden, lud die Gemeinde Petersberg erstmals zu einem Standortdialog ins Propsteihaus ein. - Alle Fotos: Martin Engel

PETERSBERG Henkel: "Obstkorb ist nicht die Lösung"

Wirtschaft, Ehrenamt, Politik im Dialog über Bürokratie und Fachkräftemangel

16.05.25 - Egal ob Rekrutierung von Arbeitskräften, Digitalisierung oder Entbürokratisierung: Ehrenamt, Wirtschaft und Politik stehen vor großen Herausforderungen. Um ins Gespräch zu kommen und Netzwerke zu bilden, lud die Gemeinde Petersberg erstmals zu einem Standortdialog ins Propsteihaus ein. Neben Bürgermeisterin Claudia Brandes gaben auch Winfried Weber vom Gewerbeverein Einkaufswelt Petersberg, Nicole Schmitt-Felgenhauer, Geschäftsführerin der IHK Fulda, und Katharina Henkel von der Agentur für Arbeit, Impulse zu Herausforderungen und Chancen.

"Entscheidungen, die in Washington, Brüssel und Berlin getroffen werden, haben auch hier weitreichende Folgen", gab Brandes schon zu Beginn zu bedenken. Ein Alleingang der Politik sei aber keine Lösung, weshalb man den Standortdialog ins Leben rief: "Wir als Gemeinde wollen wissen, welchen Beitrag wir leisten können, um das Leben und Arbeiten zu erleichtern."

Vom Umbau der Kita in Magretenhauen und des Freibads Waidesgrund, über Bürokratie, hin zur Personalrekrutierung: auch die Gemeinde Petersberg stehe vor großen Herausforderungen. "Die ersten Summen für die Kita wurden im Haushaltsplan von 2020 freigestellt. Da sieht man einmal mehr: Das Bürokratiemonster hat uns fest im Griff und kostet Zeit, selbst Verwaltungsmitarbeiter blicken nicht mehr durch", so Brandes.
Auch beim Thema Fachkraftmangel stehe die Gemeinde vor den gleichen Herausforderungen, wie jeder Arbeitgeber: "Man muss als Arbeitgeber herausstechen, denn heute hat ganz klar der Arbeitnehmer die Qual der Wahl."

Attraktivität durch Rabatte

Als Vorsitzender des Gewerbevereins Einkaufswelt Petersberg ist Winfried Jäger bestens mit den ansässigen Unternehmen vernetzt. Um regionale Anbieter attraktiver für den Verbraucher zu machen, habe man unter anderem Gutscheinkarten eingeführt. Jäger erklärte dazu: "Die Gutscheine sind eine Win-win-Situation für alle Teilnehmer und werden von der Gemeinde zu unterschiedlichen Anlässen verschenkt. Der Verbraucher bekommt tolle Rabatte bei den Teilnehmerfirmen."

IHK Fulda berät, bündelt und bildet

Keine Institution hat wirtschaftliche Veränderung in der Region so im Blick wie die Industrie- und Handelskammer Fulda. Durch ihre repräsentativen Konjunkturumfragen in den wesentlichen Wirtschaftszweigen, die dreimal im Jahr durchgeführt werden, können konkrete Aussagen über Geschäftsklimaindex, Arbeitslosenzahlen und Investitionsbereitschaft getroffen werden, so Geschäftsführerin Nicole Schmitt-Felgenhauer. "Auch wenn die Schließung von Goodyear und das Gastrosterben in der Innenstadt Schatten werfen, haben wir mit nur 3,8 Prozent eine sehr geringe Arbeitslosigkeit", erklärte sie. Doch die Statistik zeige, dass Geschäftsklimaindex, Investitionsabsichten und Co. sehr zu wünschen übrig lasse. "Den regionalen Unternehmern machen die Abhängigkeit von nationalen und internationalen Rahmenbedingungen, das Innenstadtsterben, die Unternehmensnachfolge, der Fachkräftemangel und fehlende Expansionsmöglichkeiten zu schaffen", fasste sie zusammen und gab so gleich Lösungsansätze: "Wir müssen die regionale Zusammenarbeit ausbauen, regionale Wertschöpfungsketten fördern und die Intensivierung des wirtschaftspolitischen Lobbyings voranbringen."

Praktikum bietet Chancen

"Mit 3,8 Prozent haben wir eine so positive Arbeitslosenquote, dass die Hessenschau kommt und fragt, wie Fulda das nur macht", erzählte Katharina Henkel von der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld Fulda, "Das liegt vor allem an unserem starken Mittelstand und dem attraktiven Standort mitten in Deutschland."

Trotzdem würden rund 11.000 Arbeitskräfte fehlen. Für Henkel sind jungen Menschen die einzigen, die dem entgegenwirken können: "Früher hat man sich als Azubi gefreut, wenn sich der Arbeitgeber für einen entschieden hat, heute ist es andersrum." Die Wahlmöglichkeiten seien aber so groß, dass es potenzielle Azubis schwer haben. Die Lösung? Praktika, in denen junge Menschen Einblicke in die verschiedensten Branchen bekommen. "Natürlich kommen Praktikanten meist in der Haupturlaubszeit und kosten Zeit, aber wer als Arbeitgeber in den nächsten Jahren für jungen Menschen attraktiv sein will, muss seine Strategien ändern." Henkel ist sich sicher: "Ein Obstkorb als besonders Benefit ist bei Personalrekrutierung nicht die Lösung". (Anna Weißenberger) +++


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